Der Leser Paul verweist auf den Artikel „Hinweise auf ukrainische Täter verdichten sich“ im SPIEGEL vom 26.5.2023 (siehe auch Kommentarbereich). Gerne nehme ich zu den Ausführungen des SPIEGEL Stellung:
1) “In der Kabine der »Andromeda« fanden sich großflächig verteilt Reste eines unterwassertauglichen Sprengstoffs.”
Dass die Gefahr der Verschleppung hoch ist, sollte jedem bewusst sein, der gewissenhaft mit Explosivstoffen umgeht. Üblicherweise werden (plastische) Sprengstoffe auf Oktogen- oder Hexogenbasis in handlichen, mit Kunststoffbeuteln umhüllten Packungen geliefert. Für die Vorbereitung des Anschlags ist es nicht notwendig, die Verpackung zu entfernen, um eine Verschleppung zu vermeiden oder den Sprengstoff “großflächig” in der Kabine zu verteilen. Kurz gesagt, die Möglichkeit, dass hier bewusst eine falsche Fährte gelegt wurde, kann nicht ausgeschlossen werden.
2) „Ein Ermittler hat die Sprengkraft der eingesetzten Explosionsladungen als äquivalent zu 500 Kilogramm TNT beschrieben.“
Dieser Wert ist bereits Gegenstand der seismischen Auswertung gewesen und längst bekannt. Das auf die Explosionswärme bezogene TNT-Äquivalent von Oktogen beträgt 1,22. Eine 500-kg-TNT-Sprengladung lässt sich folglich mit etwa 400 kg Oktogen substituieren. In der Sprengtechnik wird unter dem Fachbegriff Sprengkraft das Arbeitsvermögen, d. h. die Brisanz eines Sprengstoffes verstanden. Die im Spiegel-Artikel genannte Explosivstoffmenge ist jedoch kein bestimmender Faktor der Brisanz des eingesetzten Explosivstoffs.
3) „Oktogen ist viel leichter als TNT“
Was mit Leichtigkeit gemeint ist, erschließt sich mir nicht. Vermutlich meinen die SPIEGEL-Autoren die Dichte der Sprengstoffe. Diese beträgt für TNT 1,64 g/cm³ und für Oktogen 1,96 g/cm³ (β-Octogen). Ein Sprengstoffpäckchen Oktogen ist damit schwerer als dieselbe Volumenmenge TNT.
4) „Die oftmals vorgebrachte These, die Attentäter hätten den Sprengstoff wegen seines Gewichts nur mit einem größeren Schiff und womöglich einem Mini-U-Boot zum Anschlagsort bringen können, entfällt damit“
Der Oktogen-Mehrleistungsfaktor von ca. 1,22 bezogen auf TNT begründet diese Aussage nicht. Denn es ist unerheblich, ob 400 kg Oktogen oder 500 kg TNT pro Sprengladung auf der Yacht transportiert werden.
Unabhängig davon wurde die These, dass auf dem Grund der Ostsee ausreichend Munitionsaltlasten vorhanden und für Anschläge nutzbar sind, bisher nicht betrachtet. Insofern ist die Yachttheorie möglicherweise zutreffend, da z. B. alte Kriegswaffen, die sich in Tatortnähe befanden, in die Nähe der Gasleitungen gebracht und mit einer Schlagpatrone von nur wenigen Kilogramm mitgeführtem plastischen Sprengstoff (Oktogen, Hexogen, …) gezündet worden sein könnten. Dass Oktogen zum Einsatz kam, ist zudem nicht bewiesen. Auch der Einsatz größerer Mengen von Oktogen dürfte aufgrund der hohen Kosten, die um ein Vielfaches über denen von Semtex mit vergleichbarer Leistung liegen, unwirtschaftlich sein.
Die Herleitung des SPIEGEL ist jedoch fachlich unbegründet. Betrachtet man die Profile der fünf (!) Autoren des Artikels, so fällt auf, dass keiner von ihnen über eine naturwissenschaftliche Ausbildung verfügt. Es wäre sicherlich hilfreich gewesen, die Unterstützung eines Sachkundigen in Anspruch zu nehmen.
Auch hier zeigt sich, dass die Gefahr eines Vertrauensverlustes besteht, wenn die Medien ihren Anspruch auf Genauigkeit und Verlässlichkeit vernachlässigen und in ihrer Kontrollfunktion nicht mehr ernst genommen werden. Denn die Medien tragen eine große Verantwortung und sollten sich bewusst sein, dass sie eine qualitativ hochwertige Berichterstattung liefern müssen. Dazu gehören gründliche Recherche, Faktenüberprüfung, ausgewogene Darstellung und Transparenz.
Gleichzeitig liegt es auch in der Verantwortung der Leser, die Medien kritisch zu hinterfragen, verschiedene Quellen zu nutzen und sich nicht ausschließlich auf eine Informationsquelle zu verlassen. Durch die Entwicklung von Medienkompetenz und kritischem Bewusstsein kann jeder dazu beitragen, Fehlinformationen zu erkennen.
105 Antworten
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nord-stream-anschlag-in-der-ostsee-die-spuren-fuehren-in-eine-richtung-in-die-ukraine-a-befcbfbb-b1cd-4912-aeaa-56bef4dd8047
Der Spiegel und das ZDF machen mit ihrer Rufmordkampagne gegen die Ukraine munter weiter.
Beweise? Geheimwissen der Ermittler muss reichen. Kein DNA Match? was solls, der war es trotzdem. Und natürlich gibt es nur wenige BKA Ermittler, die aber trotz höchster Geheimhaltung munter mit Journalisten plaudern. Wenn da nicht Ermittlungen wegen Geheimnisverrat ansstünden….
Von Sprengtechnikexpertise ist nichts zu merken. In der zugegebenermaßen schön übersichtlichen Grafik ist es anders beschrieben als im Text, zumindest in Bezug auf die NS2 Sprengorte, da hat die Qualitätssicherung wohl versagt, sagt aber viel über den Artikel mit jede Menge Anschuldigungen. Ist es so schwer Grafiken und Texte zumindest inhaltlich kongruent zu gestalten?
Die Grafiken sind jedenfalls korrekt. Ich bin mitlerweile auch der Meinung, dass NS1 mit großen Sprengladungen gesprengt wurde, wie Sie es hier gut beschreiben. Ist einfach einfacher ;). Bei der 1 Röhre NS2 wollte man sich aber Mühe geben, dass die 2te Leitung nichts abbekommt, warum sonst sollte man eine andere Sprengtechnik wählen? Wahrscheinlich sind dort tatsächlich Schneidladungen an den Schweißperlen eingesetzt worden. Bei der ersten Sprengung ist die Leitung durch den Innendruck dann massivst aufgerissen worden. Bei der zweiten Sprengstelle, war der Schaden durch das Ansprengen durch die Schneidladung dann viel geringer, weil der Druck schon abgefallen war. An dieser Stelle müsste sich doch wohl auch die beste Spurenlage finden lassen. Im Spiegel Text ist es genau andersherum beschrieben. Noch dazu soll es bei der ersten Sprengstelle nur Oktogen gewesen sein, jedenfalls erwähnt man hier noch nicht Schneidladungen, obwohl man von “einem präzisen Schnitt” schreibt. Bei der zweiten Sprengstelle kommt dann plötzlich eine Schneidladung mit Oktogen in Spiel, Herr Pfeiffer muss im übrigen für die Oktogen Behauptung als Experte herhalten. Frage an den Profi: Welchen Sinn soll eine Schneidladung mit Oktogen haben? Das ist doch endgültig übertrieben teuer wenn es eine normale Hexogen/Nitropenta-Schneidladung gwichtsmäßig praktisch genauso macht oder?
Auch interessant: Herr Pfeifer wird zitiert mit den Sprengkratern bei NS1, während anschließend die Ermittler angeblich von weniger als 100 kg TNT Äquivalent auszugehen scheinen, die Seismografen und Verwüstungen wären vom Innendruck der platzenden Röhren ausgelöst worden. Dann müssten sich die Seismischen Ereignisse und eigentlich auch die Schäden ja ähneln egal ob effiziente 10kg Schneidladung an der Schweißstelle oder 90 kg Sprenstoffpäckchen neben der Pipeline, oder?
Richtig unverschämt ist die Behauptung die erste NS2 Sprengung wäre natürlich mit Oktogen erfolgt. Beweise stören beim Anschuldigen natürlich nur, weswegen man beim Spiegel einfach keine hat.
Auch die von Fjieldsgröhn zusammengefasste Lage zur “ukrainischen” Besitzerin der Firma kein einziges Wort, diese wird weiterhin als Spur in die Ukraine tituliert. Soviel zur Recherche.
Es wird spannend wenn endlich die chemischen Gutachten.
Der Spiegel, der Sprengstoffe gern mal in “leichter” (und damit andere auch in schwerer) einteilt, scheint wohl heillos überfordert.
PS: @Herrn Domjahn: ich denke der Spiegel meint mit leichter nicht die Dichte, die ja im Gegensatz sogar höher ist sondern die Sprengwirkung in TNT Äquivalent. Also mit 400kg Oktogen erhält man die 500 kg TNT Sprengwirkung, also ist Oktogen für den naturwissenschaftlich ungebildeten Journalisten ja “leichter”. Sagt viel über Spiegel Journalismusqualität….
https://www.dropbox.com/s/na4fzsv6woaq52q/NS2S.mp4?dl=0
Also es gibt es ja das Video von der zweiten Explosion an der vermutlich schon recht druckfreien NS2 A Röhre, dank Herrn Anderson..
Wie zum Teufel kommt der Spiegel bei solch einem Schadensbild auf die Idee mit der Schneidladung? Das Schadensbild passt ja perfekt zur neben der Pipeline befindlichen Sprengladung. Ob direkt formschlüssig angelegt? Vielleicht ja, zumindest wirkt für mich das Pipelinematerial zerfleddert/zertrümmert. Auch der Betonmantel ist stark zertrümmert. Es handelt sich aber erkennbar an dem zerfledderten Betonstahlgerippe klar um eine Schweißstelle.
Zitat Spiegel:
“….die A-Röhre von Nord Stream 2 schließlich ein zweites Mal attackiert. Also derselbe Strang, der 17 Stunden zuvor und weiter südlich schon aufgetrennt worden war. Die Röhre reißt auf einer Länge von hundert Metern. Wahrscheinlich kommt hier eine sogenannte Schneidladung direkt an einer Nahtstelle der Leitung zum Einsatz. Dafür reichten schon acht bis zwölf Kilogramm Oktogen, so Pfeiffer.”
Diese Leitung ist auch überhaupt nicht aufgerissen.
Wenn die NS1 Röhren aber auf die gleiche Art und Weise innerhalb der jeweils einige hundert Meter großen Schadstellen angesprengt wurde, warum dann NS2 nur 1mal an dieser Stelle?
ZDF berichtet relativ stumpf, dass für die Sprengungen “nach derzeitigen Erkenntnissen” Oktogen eingesetzt wurde.
Quelle: Trust me bro.
Gibt es irgendeine Quelle mit chemischen Analyse von Tatortspuren? An “deutsche” Ermittlungsergebnisse glaube ich da nicht blind, da Deutschland wenn überhaupt sehr spät mal erfolgreich getaucht war.
Haben die Schweden oder Dänen unbemerkt etwas veröffentlicht?
Die schwedische ermittelnde Staatsanwaltschaft hat Anfang Sommer mitgeteilt, daß sie mit dem Abschluss der Ermittlungen nach dem Sommer rechnen.
Laut Veröffentlichungen haben sie Sprengstoffspuren an den Trümmerteilen festgestellt. Sie haben ja schon in den Tagen nach den Explosionen die Tatorte untersucht.
Auch die deutschen Behörden waren laut Eigenauskunft an allen Tatorten. Aber erst Wochen später, soweit es veröffentlicht wurde. Zumindest gab es eine veröffentlichte Aussage, daß die Sprengstoffspuren an Bord der Andromeda mit denen an den Taorten übereinstimmten. Allerdings keine Aussage an welchen. In dem Zusammenhang wurde auch von Oktogen gesprochen.
Die 500 kg TNT-Äquivalent konnte ich nicht nachvollziehen.
Von Seiten der Seismologen wurde von 190 bis 320 kg TNT für die erste Sprengung und von ca. 500 bis 900 für die 3 Explosionen an der NS1 geschrieben.
Für das 2. Leck an NS2 gibt es keine zeitliche oder mengenmäßige Angabe (von Seiten der Seismografen).
https://focus.de/198728877
https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100205152/nord-stream-explosion-deutschland-raeumt-spur-nach-russland-ein.html
Das sind schon deutliche Dämpfer für “die Ukraine wars” Theorien. Die Ukrainerin ist eigentlich “ideologisch” eine Russin (Pass kann durchaus variieren, siehe auch Oligarchen wie Medvedschuk) und die Bundeswehr hatte mit einem Flottendienstboot (das sind die Aufklärungs- und Spionageschiffe der BW) die russischen Spezialboote wenige Tage vor der Explosion aufgeklärt.
Gleichzeitig “Die Ermittler von Generalbundesanwalt Peter Frank … sich inzwischen hingegen sicher, dass die Segeljacht »Andromeda« für den Anschlag verwendet wurde.”, wie der Spiegel schrieb. Ist die Frage, ob wie besser einen neuen Generalbundesanwalt brauchen oder neue Spiegel Redakteure? Wie ich schon kommentierte, wo bleibt die Anklage gegen die Frau, bzw. ein Ersuchen an Russland diese Festzunehmen. Eine Ukrainerin die nicht als russische Doppelagentin agiert, müsste für so ein Verbrechen an halbrussischer Infrastruktur doch schnell verschwinden, aber Sie scheint sich in Russland wohl sicher zu fühlen.
Jetzt müssten die Medien nur mal die metallografischen und chemische Analysen in die Hände bekommen, um zu erfahren wie die Russen die Pipelines gesprengt haben.
Die „Russin“ ist Bewohnerin der Krim und besitzt die russische Staatsbürgerschaft.
Sie wurde 2020 mit ihrem ehemaligen ukrainischen Namen und Pass als Besitzerin der polnischen Firma, die die Andromeda anmietete, eingetragen.
Nach ihren Aussagen wusste sie davon nichts.
Das ermittelte ein Rechercheteam aus skandinavischen, deutschen und polnischen Medien.
Demzufolge wird sie in der Ukraine auf einer Liste von „Kriegsverbrechern“ als Verräterin geführt. Sie arbeitet in einer russischen Behörde auf der Krim.
Sämtliche E-Mail-Metadaten der Firma führen nach Kiew.
Das wird in den Medien, die die „Russlandspur“ vertreten ausgelassen.
Zur selben Zeit mit dem Besitzwechsel der Firma wurden auch mehrere Millionen auf das Firmenkonto transferiert. Über diese Firma soll auch die Sprengstoffbeschaffung gelaufen sein. (Das wurde aber lediglich in einer Veröffentlichung im Nebensatz erwähnt.)
https://frontstory.pl/wybuch-nord-stream-niemcy-polska-jacht-andromeda-kolobrzeg/
Wie sich herausstellt, interessiert das ZDF und Spiegel nicht, solche unwichtigen Details lässt man weiterhin bei den Anschuldigungen gegen die Ukraine weg. Das sind Ukrainerinnen, Punkt aus Ende, Russland hat damit nichts zu tun, großes Kreml Ehrenwort!!!
Mir fehlt in den Artikeln und Kommentaren die Betrachtung der in den Röhren vorhandenen Druckenergie nach E = pV. Bei 1.15 Meter Innendurchmesser und 107 Bar Betriebsdruck liegt diese pro laufendem Rohrmeter bei 9.6 Megajoule, also ca. 2 KG TNT. Wenn da also plötzlich die Druckenergie aus 250 Meter Rohrlänge frei wird, entspräche das der durch seismische Aufzeichnungen ermittelten Explosionsenergie. Könnte nicht eine von oben längs auf eine Röhre aufgelegte Schneidladung (Eines Ihrer Bilder zeigt ein passendes Modell) die Röhre längs aufschlitzen und der Innendruck erledigt den Rest? Drückt z.B. die Röhre in den Schlamm?
Vielen Dank für die Überlegungen! Den Impulsbeitrag hatte ich zuvor auch in Erwägung gezogen, jedoch fehlt mir die Expertise, diesen bewerten zu können. Vereinfacht ließe sich der Impulsbeitrag wie folgt herleiten:
Mit der Formel E = Druck * Volumen ergibt sich im Falle von Nordstream:
107.000 Pa * 1,043 m³ ≈ 111.601 Joule pro Meter unter Druck stehender Nord-Stream-Pipeline.
Die spezifische Energie (theoretisch erreichbare Arbeitsleistung pro kg) von TNT beträgt etwa 870 Kilojoule pro Kilogramm TNT.
Für die Ermittlung des TNT-Äquivalent pro Meter unter Druck stehender Gasleitung:
111.601 J / 870.000 J/kg ≈ 0,13 Kilogramm TNT pro Meter
Der Impulsbeitrag beim Bersten über eine Länge von 200 Metern dürfte daher 200 m * 0,13 kg / m = ca. 26 kg TNT-Äquivalent entsprechen.
Wie gesagt: nicht mein Fachgebiet, ich kann falsch liegen.
Lesetipp
https://theintercept.com/2023/06/28/nord-stream-pipeline-bomb-investigation/
Gibt auch einen Beitrag von Erik Andersson (führte Untersuchungen an Nordstream-Röhren durch) selbst:
https://anderssonerik.substack.com/p/a-trip-to-the-nord-stream-blast-sites
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Aufnahmen-zeigen-erstmals-aufgerissene-Nord-Stream-2-article24205147.html
Hallo Herr Domjahn,
Diese neue Bilder finde ich sehr interessant. Dort an NS2 soll wohl mit Schneidladungen gearbeitet worden sein.
Sie sagten ja auch immer, man müsse den Betonmantel entfernen, oder an einer Schweißstelle die PE/PU-Schaum/Stahlcoilummantelung entfernen. 1 mm PE und ein paar mm PU Schaum können doch nicht wirklich relevant sein. Zu Militärzeiten weiß ich noch, dass wir Sprengladungen für 1 m Stahlbeton hatten, ungefähr 10 kg auf 1m Länge. So eine Sabotage ist keine exakte Sprengwissenschaft sondern eher “quick and dirty”, einziges Ziel die Pipeline unbrauchbar zu machen, da würde ich die sonst in ihrem Handwerk nötige Sorgfalt und Präzision doch hinter den Zeitfaktor gewichten.
Interessant ist bei Ntv, der letzte Satz bezüglich unterschiedlicher Akteure.
Das würde ich nicht so einschätzen, dazu wäre der zeitliche Zufall zu groß. Es wurde ja mehrfach über eine russische Intention spekuliert bewusst die 2te Röhre von NS2 intakt zu lassen.
Wenn ich dieses Ziel vorraussetze als Annahme, macht ein kräftiger Wumms bei NS1 mit Zerstörung von beiden Röhren, weil sowieso das Ziel, und eine “chirurgische” Explosion an einer NS2 Röhre, dann aber doppelt, falls 1mal fehlen schlägt (eben quick and dirty).
Bri den Bildern wären natürlich noch schärfere Aufnahmen gut, aber das sieht schon nach typischen Schneidladungen aus.
Die Originalbilder stammen von hier.
Interessant auch die Aussagen zu den gemessenen Erdbebenwerten. Diese, wie auch die Krater könnten den Gasausströmungen zuzurechnen sein…
https://nyheder.tv2.dk/krimi/2023-06-20-lille-detalje-paa-den-oedelagte-gasledning-ved-bornholm-sladrer-om-hvordan-sabotagen-blev-gennemfoert
Vielleicht ein Hinweis: Sie können diesen Artikel auch in deutscher Übersetzung lesen. Dafür muss man aber den Titel selbst eingeben. Ein paar Fehler sind allerdings drin.
Vielen Dank für die Rückmeldung!
Den Einsatz von Schneidladungen halte ich nach wie vor mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für ausgeschlossen – wenn man sich z.B. https://nyheder.tv2.dk/krimi/2023-06-20-lille-detalje-paa-den-oedelagte-gasledning-ved-bornholm-sladrer-om-hvordan-sabotagen-blev-gennemfoert anschaut, müsste die Schneidladung auf der Betonummantelung positioniert worden sein, zumal noch Teile der Bewehrung sichtbar sind. Ein glatter Schnitt, wie er auf den Videoaufnahmen zu sehen ist, kann in diesem Fall nicht erreicht werden. Hier besteht eher die Vermutung, dass die schwedische Regierung einen Teil der Röhre zur Beweissicherung bzw. für weitere Untersuchungen herausgeschnitten hat oder die Röhre in Folge der Sprengung abgerissen wurde. Denn die anderen Defektbilder zeigen keine Schnittflächen, wie sie bei Schneidladungen üblich sind, sondern das Defektbild, das sich aus der rechnerischen Simulation ergibt (siehe auch Update vom 18.03.2023 zur These von Scott Ritter zur Sprengung von Nord Stream mit Quellenangaben).
Die Aussage „Den måde metallet i indbøjningen er formet på, tyder ifølge Niels Kamp på, at det har været kraftigt opvarmet, hvilket er typisk for en retningsbestemt “skærende” sprængning.“ Übersetzt mit deepl.com, da ich kein Dänisch beherrsche: „Laut Niels Kamp deutet die Form des Metalls in der Biegung darauf hin, dass es stark erhitzt wurde, was typisch für eine gerichtete ‚schneidende‘ Sprengung ist.“ – diese Ansicht teile ich nicht, da das Wirkungsprinzip von Schneidladungen auf dem Munroe-Effekt (https://de.wikipedia.org/wiki/Munroe-Effekt) basiert, d. h. die Geschwindigkeit der Ausbildung eines sogenannten Jets entscheidend ist. Hitzewirkung spielt hier nur eine untergeordnete Rolle.
Weiterhin heißt es im Artikel: „Man erzeugt einen Riss entlang der Länge des Rohrs, und wenn der Riss in Längsrichtung seine Energie verliert, bewegt sich der Bruch umher und durchtrennt das Rohr. Das ist ein bisschen wie das, was wir hier sehen”, sagt sie.“ – leider kann ich diese Einschätzung nicht teilen, weil kein Bildmaterial ein „Aufklappen“ der Rohrleitungen wie im Foto des Artikels zeigt und das Defektbild der rechnerischen Simulation einer in Abstand angelegten Ladung gut übereinstimmt.
Für eine qualifizierte Aussage ist ein metallographisches Gutachten erforderlich. Derselben Ansicht ist auch der Interviewte: „Nielsen, der betont, dass er nicht mit 100-prozentiger Sicherheit sagen kann, was passiert ist, solange er nicht die Möglichkeit hat, die Bruchfläche in einem Labor zu analysieren.“ Und genau diese Bruchflächenbegutachtung fehlt.
Da Schweden die Untersuchungsergebnisse nach wie vor unter Verschluss hält, ist auch meine Aussage leider nur spekulativ und basiert auf Erfahrungswissen. Wie gesagt: Ich kann mich irren und meine Aussagen erheben keinen Anspruch auf Wahrheit. Die veröffentlichte Spurenlage gibt derzeit leider keine Anhaltspunkte für eine sichere Eingrenzung der sprengtechnischen Methoden und Sprengstoffe.
Entschuldigung: Als Laie wundert mich, dass bei den Explosionen um 02:03 und 19:03 MEZ nahezu die gleichen Erschütterungen
von 2,2 bis 2,3 bzw. 2,1 bis 2,3 aufgezeichnet wurden (Quelle: wikipedia: Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines), obwohl doch bei der späteren Explosion (wohl mehrere Sprengladungen gezündet wurden bzw. größerer Schaden entstand.
… wenn dieselben Explosivstoffmengen eingesetzt werden, ist das Ergebnis (Schwingungen) vergleichbar.
Diese Stelle liegt ja in der AWZ von Dänemark und müsste von Dänemark untersucht worden sein oder?
Genauso wie eine der NS1 Sprengungen.
Schweden wäre für die andere NS1 Röhre zuständig und für die zweite Sprengung an der gleichen NS2 Leitung in der Nähe der NS1 Sprengungen, zumindest wohl nur ca. 4 km entfernt von den NS1 Sprengungen im Vergleich zu den 80 km zu der Stelle in dem neuen Artikel.
Diese 2te “Undichtigkeit” bei der gleichen NS2 Röhre in schwedischen Gewässern offenbar ohne “eigenes” seismisches Ereigniss wurde ja erst 2 Tage später vermeldet. Wenn dort aufgrund der 2 Tage vorher stattfindenden Zerstörung von dieser NS2 Leitung schon der Innenruck geringer war und damit der Innendruck nicht für zusätzliche erhebliche Zerstörung sorgte, dürfte das so ziemlich die interessanteste Stelle sein. Leider wohl abseits der schwedischen Behörden schwer zu findenden Stelle, wenn die Zerstörung auf dem Sonar kaum zu sehen ist. Gute Medienmeldungen zu diesem 4ten Leck sind auch eher Mangelware.
Es gibt bislang wohl keine Spur, die zum Täter führt. Vieles hängt jetzt vom metallgraphischen Gutachten ab, worauf Herr Domjahn hingewiesen hat. Gerade das Moment, das es viele Spuren und -zig Theorien gibt, deutet in meinen Augen darauf hin, dass Profis am Werk waren, die nicht nur über ein gutes Know-how sondern wohl auch über über ausgezeichnete technische Ausstattung verfügten. Für die Professionalität sprechen nicht nur die gewählten Anschlagsorte, sondern auch der Umstand, dass die Sabotage genau 1 Tag vor der Eröffnung der Baltischen Pipeline geschah. Obschon ich nicht die geringsten Spezialkenntisse habe, bin ich überzeugt, dass die Sabotage mit relativ kleinen Sprengladungen ausgeübt wurde. Ignorant, wie ich bin, würde ich zudem nicht ausschliessen, dass die gemessenen seismographischen Werte, nicht vom Sprengstoff, sondern eher von der gewaltigen Explosion der verletzten Röhren stammen. Die jüngsten Aufnahmen und ihre Interpertation fanden kaum Echo. Verständlich, die Anschläge sind ein heisses Eisen. In der Nachlese zitiert TV2 Nyheder den Analysten Jacob Kaarsbro vom Think Tank Europe, der daran erinnert, dass wenige Tage vor den Anschlägen das russische Marinefahrzeug SS-750 in der Nähe des nördlichen Explosionsgebietes war. Aber weiter gilt: Nix ist fix.
Ich möchte nicht nerven, auch wenn der Eindruck entstehen könnte: Gesetzt, Nord-Stream wurde bewußt ein Tag vor der
Einweihung der Baltischen Pipeline gesprengt, wofür es keine Beweise gibt, was aber durchaus Sinn macht, so dürften die Vorbereitungen an den Röhren nicht vor dem 5. August 2022 erfolgt sein. Denn erst am 5. August gab der Betreiber GAZ-SYSTEM bekannt, daß die Einweihung früher und bereits am 27. September erfolgen soll (vgl. offshore-energy.biz: Date set for Baltic Pipe opening ceremony; 220805). – Es sei denn, die Sprengladungen wurden aus der Ferne gezündet….
Ich denke das ist schon “zu weit” gedacht von Ihnen.
Gerade die “einzelne” Sprengung von NS2, also nicht die in der Nähe von den NS1 Sprengungen, ist schon räumlich so nah an baltic pipe, dass das ein perfekter Anschlagsort für eine Botschaft ist. Ob jetzt ein paar,Tage vor oder nach der Inbetriebnahme, die Botschaft kommt an.
Aber wirklich auch die Verteilung der Sprengungen ist beachtlich präzise. An 1 Stelle wo alle vier Pipelinestränge recht nah beieinander sind, werden auch 3 gesprengt, plus, ich vermute zu Sicherheit die NS2 Röhre näher an balticpipe mit einem offenbar gezielterem Anschlag.
Der physikalische Zerknall wäre im übrigen keine Explosion, aber in dem Artikel wird es ja auch erwähnt, dass eventuell der Innendruck auch ein seismisches Ereignis ausgelöst haben könnte.
Vielen Dank für die sogfältigen Erwägungen. Bei allem, was – etwa – im Spiegel zu lesen ist, ist frappierend, dass (vorsichtig formuliert) MINT-ferne Autoren sich sehr schwer tun mit bestimmten Einschätzungen und auf vermeintliche “Plausibilitäten” reinfallen. Die Teixeira-Dokumente z.B. sind offenbar ein Mix aus Fälschungen, die Russland in die Karten spielen und authentischen Dokumenten. Alleine dieses wirft die Frage auf, wer da mitredigiert hat. Diese Docs und die Berichte der Washington Post als Kronzeugen für die Yacht-Theorie zu bemühen scheint mit etwas unkritisch; ganz unabhängig von dem Brustton der Überzeugung, der z.B. in dem Spiegelartikel vorherrscht. Aber eigentlich wollte ich drei Fragen stellen: (1) Wie stehen die offensichtlich nicht unerheblichen Kosten für den Sprengstoff zu dem Faktum, dass die vermeintlichen Täter mit der *geliehenen* Yacht zurück kamen usw. usf. Wäre es nicht gescheiter und praktischer sich mit anderweitig beschafftem (meinetwegen zweitem, kleinerem) “Wasserfahrzeug” abzusetzen und dasjenige mit dem der Sprengstoff und Ausrüstung transportiert wurde in den Weiten der See kurzum zu “entsorgen”? Ich hätte es jedenfalls gemacht, wenn ich vermeiden wollte, dass man mir auf die Spur kommt. (2) Wie/womit detektiert man, dass man den Ort auf hoher See gefunden hat, den man gesucht hat? Sprich, dass die Pipelines in “Tauchweite” usw. sind? (3) Wie verbringt man den Sprengstoff in die Tiefe? Man kann ihn ja schlecht ins Wasser plumpsen lassen und hoffen, er werde schon irgendwo mal richtig hinabsinken. Kurzum, hat man eine Seilwinde? Muß der/die Taucher mit Rucksack zig mal in diese 70m Tiefe usw. um die Sprengladung stückweise anzubringen? Wenn letzteres (was mir als Laien seltsam unprofessionell erscheint), wie zündet man dieses dann?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Einschätzung.
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung!
(1) Wie stehen die offensichtlich nicht unerheblichen Kosten für den Sprengstoff …
DD: Wir wissen heute nicht, ob überhaupt einige hundert Kilogramm Sprengstoff transportiert wurden oder ob nicht auf dem Ostseeboden liegende Weltkriegsmunition für den Anschlag auf Nordstream verwendet wurde. In diesem Fall wären nur wenige Kilogramm hochbrisanter Sprengstoff zur Zündung erforderlich.
… zu dem Faktum, dass die vermeintlichen Täter mit der *geliehenen* Yacht zurück kamen usw. usf. Wäre es nicht gescheiter und praktischer sich mit anderweitig beschafftem (meinetwegen zweitem, kleinerem) “Wasserfahrzeug” abzusetzen und dasjenige mit dem der Sprengstoff und Ausrüstung transportiert wurde in den Weiten der See kurzum zu “entsorgen”?
DD: Sicher eine Möglichkeit. Aber eigentlich nicht nötig. Denn wenn sauber gearbeitet wird, hinterlässt man keine Spuren.
(2) Wie/womit detektiert man, dass man den Ort auf hoher See gefunden hat, den man gesucht hat? Sprich, dass die Pipelines in “Tauchweite” usw. sind?
DD: Dazu fehlen mir die Kenntnisse, so dass ich dazu keine Aussage tätigen kann. Meine Erwartung, vor allem an den ÖRR, wäre es, all diese Fragen in einem Artikel zusammen zu fassen, und zwar unter Einbeziehung von mehreren Sachverständigen. Nach den mir vorliegenden Infos ist es möglich, mittels frei verfügbarer Sonartechnik die Lage der Gasleitungen von einem Boot aus zu detektieren.
(3) Wie verbringt man den Sprengstoff in die Tiefe? Man kann ihn ja schlecht ins Wasser plumpsen lassen und hoffen, er werde schon irgendwo mal richtig hinabsinken. Kurzum, hat man eine Seilwinde? Muß der/die Taucher mit Rucksack zig mal in diese 70m Tiefe usw. um die Sprengladung stückweise anzubringen? Wenn letzteres (was mir als Laien seltsam unprofessionell erscheint), wie zündet man dieses dann?
DD: Wie bereits erwähnt, wissen wir nicht, ob mehrere hundert Kilogramm – dieses Sprengstoffäquivalent lässt sich aus den seismischen Aufzeichnungen errechnen – überhaupt auf den Meeresboden gebracht wurden oder nicht bereits als Kampfmittel dort vorhanden waren. Möglich wäre auch der Einsatz eines ROV (https://de.wikipedia.org/wiki/Unterwasserroboter). Ob ein solches von der Andromeda-Yacht hätte eingesetzt werden können, entzieht sich meiner Kenntnis. Auch hier müsste ein Sachverständiger die Möglichkeiten darstellen.
Hallo Herr Domjahn,
Ich bitte zu entschuldigen wenn ich irgendetwas übersehen habe, nur könnten Sie irgendwie zu den Aussagen/Arbeiten von Herrn Pfeiffer bezüglich Weltkriegsmunition in der Ostsee verlinken?
Grundsätzlich denke ich, dass es für einen ukrainischen Spezialtrupp zu aufwendig (und gefährlich) gewesen wäre alte Munition zu sammeln und zu NS zu bringen. Man darf nicht vergessen, dass die Ukraine über keine Kenntnisse diesbezüglich in der Ostsee verfügt, da kein Anreinerstaat. Voraufklärung, Vorbereitungen, alles nicht möglich.
Die Russen hätten es wohl nicht nötig, die haben selbst noch Bestände an “Weltkriegsmunition” (nach 45 produziert) aus den 50zigern. Die könnten eben auch eines ihrer kleinen Uboote vollpacken mit dieser Uraltmunition.
Wie komme ich darauf? Ein Auto vollgepackt mit Fässern und alte Bomben auf dem Kahovka Staudamm und die Kettenfahrzeuge aus den 50zigern, die mit 7t TNT Äquivalent in die ukrainischen Linien fahren.
Wenn ich bedenke, welche Probleme die Entsorgung von überlagerter LARS Munition der BW macht, muss man wohl wirklich mit seinem Leben abgeschlossen haben, um Weltkriegsmunition am Boden der Ostsee in 70m Tiefe zu manipulieren.
Nochmals vielen Dank für die Rückmeldung – ich habe Fritz Pfeiffer auf Ihre Frage aufmerksam gemacht und ihn gebeten, einen Kommentar zu schreiben, da mir selbst die Expertise für Kampfmittel fehlt.
Nach langem hier nochmal vorbeigeschaut.
Interessant welches Medienecho die Yacht und mit welcher Überzeugung der Spiegel & co seine Theorien vertritt.
Interessant dürfte werden, was Schweden irgendwann veröffentlicht, was Materialprüfungen ergeben haben. (Oder es einfach wie offenbar beim Generalbundesanwalt eine undichte Stelle gibt). Gerade bei Torpedos oder Seeminen müsste sich das ein oder andere Beweisstück finden lassen.
Zu Ihrer Theorie der alten Munition aus dem 2 WK hätte ich eine Frage. Gibt es überhaupt Möglichkeiten des sicheren Handlings von solch altem Material? Wie wird denn im Rahmen eines Pipelinebaus geräumt?
Ich persönlich gehe mittlerweile auch von einer Sprengstoffmenge, entsprechend der seismischen Ereignisse aus. Komisch, dass dann der Hafenwart von normalen Vorräte sprach. 80 Kartons Plastiksprengstoff hätten da wohl auffallen können.
Viel wahrscheinlichere Optionen die besser auf die eingesetzte Sprengstoffmenge passen gehen komischerweise (auch hier) unter:
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/aussenpolitik/id_100144520/nord-stream-spuren-des-anschlags-fuehren-nach-russland.html
https://amp.n-tv.de/politik/Russische-Schiffe-nahe-Explosionsorten-von-Nord-Stream-article24095654.html
4 Tage vor den Explosionen fahren also russische Spezialschiffe mit dafür ausgelegtem Uboot, gerade außerhalb der dänischen Radarüberwachung zur Dämmerung im Gebiet der späteren Sprengungen mit abgeschalteten Positionssendern rum und Deutschland diskutiert über die “James Bond” Yacht.
Vielen Dank für den Kommentar und die Fragen!
> Gibt es überhaupt Möglichkeiten des sicheren Handlings von solch altem Material?
Das hängt vom jeweiligen Kampfmittel und dessen Zustand ab. Allerdings habe ich keine weiteren Kenntnisse und vertraue den Aussagen von Fritz Pfeiffer, mit dem ich im Austausch stehe.
> 80 Kartons Plastiksprengstoff hätten da wohl auffallen können.
In der Tat. Zudem: warum sollten ausgerechnet hunderte Kilogramm Oktogen als äußerst teurer Sprengstoff zum Einsatz gekommen sein? Vieles ergibt keinen Sinn.
Sehr geehrter Herr Domjahn,
zur Verwendung von Weltkriegsmunition und Segeljacht noch folgende Überlegung:
Der Akteur der Anschläge hatte die Möglichkeit, unauffällig große Mengen an Sprengstoff zu beschaffen und diesen in der Ostsee, weit draußen und unbemerkt auf gut 70m Wassertiefe zu platzieren und fernzuzünden. So einer sucht nicht erst noch Weltkriegsmunition, um sie zu bergen und an anderer Stelle gezielt zu versenken. Der bringt sicherheitshalber alles gleich mit.
Taucher halte ich für unwahrscheinlich, weil man sich zu lange dort aufhalten müsste (Zeit für Abstieg + Grundzeit + langsamer Aufstieg [Dekompressionszeit]). Wenn man die Deko-Zeit in einer Druckkammer absitzt, muss man diese sperrige Technik zum einen haben und dann noch mitführen. Das geht auf einem Schiff, aber nicht auf einer Segeljacht. Das Wetter ist für Tauchgänge ein wichtiger Faktor. Wind und Welle können Tauchgänge unmöglich machen. Zudem ist für einen Taucher das Bewegen großer Volumina, wegen des Wasserwiederstandes schwierig und bei geringster Strömung ohne Hilfsmittel nicht mehr möglich.
Ein staatlicher Akteur -und danach sieht es ja aus- wird alle seine Möglichkeiten nutzen, um auf Nr. Sicher zu gehen und um dabei nicht selber in den Verdacht zu geraten. Nicht gesehen zu werden, ist essenziell. Da kommt meiner Meinung nach zur Sprengstoff-Verbringung nur ein U-Boot oder ein modifizierter Torpedo in Frage. Technisch sollte es keine große Herausforderung sein, einen Torpedo auf das Magnetfeld der Stahlröhre zu richten und den Antrieb am Ziel abzuschalten.
Wenn die akustische Fernzündung mit Zeitverzögerung kombiniert wird, dann kann diese auch Tage vor der Explosion aktiviert worden sein. Nur Zufall oder ein Indiz dafür, dass auch eine Uhr eine Rolle gespielt haben könnte ist, dass die zweite Sprengung zwar 17 Stunden später, aber minutengenau erfolgte.
Herzlichen Dank für die wertvolle Ergänzung und Einschätzung.
Der Einsatz von Seeminen/Torpedos/… durch einen staatlichen Akteur dürfte zudem das Risiko einer Fehlfunktion reduzieren.
#Beladung der Jacht
Laut Medienberichten gibt es zwei Beladungsorte:
– einmal Beim Start von Rostock aus. Dort gibt es – soweit ich weiß – keine konkreten Angaben über die Menge der Zuladung. Es wurde lediglich berichtet, daß die Crew von einem Lieferwagen (3Tonnen) aus zulud. Es soll jedoch Bilder von den Überwachungskameras geben. Dazu ist aber nichts veröffentlich worden.
– das zweitemal wurde in Wiek ein Zuladen beobachtet. Dort war die Rede von “normalem Lebensmitteleinkauf”
#russischer Konvoi
Die größte Annäherung an die Pipelines wurde am Nachmittag des 21.9.22 veröffentlicht. Die Entfernung lag zwar innerhalb der Reichweite des russischen Rettungsubootes. Das hat aber nur eine Geschwindigkeit von max. 7 km/h. Das schwedische Äquvalent kann etwa 40 Stunden unter Wasser opererieren. Der Konvoi war – soweit veröffentlicht – keine 24 Stunden vorort. Das würde also knapp werden mit der Wiederaufnahme des U-Bootes nach mehrstündigen Operationen an Lecks, die teilweise 80 km auseinanderlagen.
Zudem hat der Greifarm nur eine Traglast von 50 kg bewegen.
Ab dem frühen Abend des 21.9. war ein dänisches Boot vorort und beobachtete die russischen Schiffe. Am nächsten Morgen waren dann zwei schwedische Einheiten mit von der Partie. Die kreuzten zwei Tage lang über den späteren Lecks. Beide waren für die Unterwasseraufklärung spezialisiert. Eines davon für die Unterwasserrettung. (Und hatte ein ähnliches U-Boot an Bord.)
Zusätzlich waren auch amerikanische U-Boot-Aufklärer in der Luft.
Auch ein Teil des Verbandes der USS Kearsarge war am 21. nördlich von Bornholm. Ebenso mit Unterwasseraufklärungskapazitäten.
Das russische U-Boot hat keine Tarnungseigenschaften, wäre also mit Sicherheit entdeckt worden.
Insgesamt hätte das schwedische Unterwasserrettungsschiff die besseren Aktionsmöglichkeiten gehabt.
https://www.wired.co.uk/article/nord-stream-pipeline-explosion-dark-ships
https://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_1855
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/aussenpolitik/id_100149764/nord-stream-anschlag-russische-schiffe-steuerten-tatort-an.html
Zu den Schätzungen der Sprengstoffmengen gibt es seit einem Tag nach den Explosionen einen Artikel auf Norsar.no
Explosion 1:
TNT-Äquivalent: 190-320kg (entspricht einer Magnitude im Bereich von 1,7 bis 1,9)
Explosion 2:
TNT-Äquivalent: 650-900kg (entspricht einer Magnitude im Bereich von 2,1 bis 2,3)
Bei Explosion zwei handelt es sich um 2 in Sekundenabstand erfolgten Ereignissen, wobei das zweite vermutlich eine doppelte zeitgleiche Explosion war (zwei Krater in 200 Meter Abstand dokumentiert)
Bei Norsar handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der USA und Norwegen zur Überwachung von Atomexplosionen. Sie geben an, daß ihre Schätzungen auf Aufzeichnungen mit bekannten Sprengstoffmengen in der Nord- und Ostsee basieren.
https://www.jordskjelv.no/meldinger/eksplosjoner-registrert-ved-gassrorledningene-nord-stream-i-ostersjoen
# Sprengstoffanhaftung
Ist es nicht notwendig ein Päckchen des Sprengstoffes für die Einbringung der Zündkapsel zu öffnen?
Vielen Dank für die Info! Ähnliche Größenordnungen zeigen auch die im Artikel aufgeführten Seismogramme des Swedish National Seismic Network.
Zum Einbringen eines Sprengzünders muss die Kunststoffschutzhülle nicht entfernt werden. Mit einem Dorn (z. B. https://www.lhs24.de/laden-sprengen/werkzeuge/werkzeuge-weiteres/849/kupferdorn) kann ein Loch in die Plastiksprengstoffhülle gebohrt werden, in das der Zünder eingesetzt werden kann.
Warum eine großflächige Kontamination – noch dazu mit teurem Oktogen – festgestellt wurde, erschließt sich mir nicht. Wer mit Sprengstoffen arbeitet, weiß um die Gefahr ihrer Verschleppung.
Bei dem Einschlag mit einem Dorn könnten wohl nur minimale Spuren austreten…
Ja, das “großflächig” irritierte mich auch etwas.
Wie könnte plastischer Sprengstoff großflächig verteilt werden? Vielleicht durch Kontamination der Verpackung im Herstellungsbetrieb?
Oder der Sprengstoff wurde zwischenzeitlich nicht ordnungsgemäß gelagert? (Weist vielleicht auf Herkunft aus Kriegsgebiet hin?)
Ist Oktogen zivil erwerbbar? Oder nur im militärischen Gebrauch?
Wieviel teurer ist das als Semtex?
Übrigens sagte Holger Stark (Investigativ-Chef der Zeit) bei einem Interview aus, daß die Sprengstoffspuren in der Yacht mit den Antragungen an den Explosionsorten übereinstimmen. Nach deutschen Ermittlungen.
Die Schweden hätten immer noch keine Angaben gemacht.
https://www.youtube.com/watch?v=v6tXAlr0CsE
Plastische Sprengstoffe hinterlassen beim Einstechen keine Spuren 🙂 Vielleicht bleibt ein Rest am Dorn zurück, der Ausgangspunkt für weitere Kontaminationen sein kann.
Wie kann es zu einer großflächigen Verteilung kommen: Wenn man darauf achtet, spurenfrei zu arbeiten, gar nicht. Wenn man nicht auf Spurenfreiheit wert legt, kann eine Verschleppung z. B. durch heruntergefallenen Sprengstoff, in den man dann auch noch hineingetreten ist und der sich dann überall verteilt, eine Möglichkeit sein.
Oktogen soll kommerziell erhältlich sein. Allerdings ist mir kein Händler bekannt, der dies anbietet, da für die meisten Anwendungen kostengünstiges Semtex die wirtschaftlichere Alternative ist. Dementsprechend ist mir der aktuelle Preis für Oktogen nicht bekannt, ein Kollege teilt einen Preis von ca. 2000 Euro / kg mit. Semtex liegt bei der Abnahme von Kleinmengen (25-kg-Karton) bei ca. 100 Euro / kg.
Tatortsicherung: Mir ist nicht bekannt, dass Deutschland Tatortspuren gesichert hat. Zu bedenken ist auch, dass die Ostsee ein Versenkungsgebiet für Kriegswaffen ist und daher mit einem “Hintergrundrauschen” aller möglichen Sprengstoffe im Ostseewasser zu rechnen ist.
Daß Deutschland alle Tatorte untersucht habe, stammt vom Investigativ-Chef der Zeit Holger Stark. Aus dem Interview bei Prof. Rieck.
https://www.youtube.com/watch?v=v6tXAlr0CsE&pp=ygULcHJvZi4gcmllY2s%3D
Daß Deutschland alle Tatorte untersucht habe, stammt vom Investigativ-Chef der Zeit Holger Stark. Aus dem Interview bei Prof. Rieck.
In anderen Veröffentlichungen wurde das zumindest angedeutet. Auf alle Fälle gab es ein zweites Auslaufen von Bundespolizei mit entsprechenden Schiffen nach dem gescheiterten ersten Versuch.
https://www.youtube.com/watch?v=v6tXAlr0CsE&pp=ygULcHJvZi4gcmllY2s%3D
Das “Hintergrundrauschen” wurde ja in der Untersuchung von Greenpeace mit dokumentiert.
#Versenkungsgebiet
Ein großes dokumentiertes liegt in der Nähe der Lecks 2 bis 4 (nordöstlich Bornholm). Die Nordstream AG hat berichtet, daß sie eine 50-Meter-Schneise von Altmunition bereinigt hat. Das war eine Auflage aus den Bauanträgen bei den Anrainerländern.
Eventuelle Altmunition hätte also gefunden und bewegt werden müssen.
Ist da das Risiko einer versehentlichen Explosion nicht zu groß?
Sind versenkte Seeminen oder Torpedos nach so vielen Jahren im Meerwasser noch entschärfungsfäig?
Seit 1947 sind von den Erdbebenmessstationen jährlich Explosionen in der Größenordnung 1,9 bis 2,3 verzeichnet. Es war aber nicht nachzuvollziehen, ob die absichtlich gesprengt wurden.
In der Nähe des ersten Explosion befindet sich zumindest kein kartiertes Versenkungsgebiet.
Guten Tag Herr Domjahn
Im Spiegel gibt es neue Information. Wegen der Bezahlschranke zitiere ich das Wichtigste.
Paul
“Die Ermittler von Generalbundesanwalt Peter Frank sind sich inzwischen hingegen sicher, dass die Segeljacht »Andromeda« für den Anschlag verwendet wurde. Sie lief Anfang September 2022 aus Rostock-Warnemünde aus und kehrte nach den Anschlägen zurück. Für ihre Anmietung wurden offenbar gefälschte Ausweisdokumente verwendet.
In der Kabine der »Andromeda« fanden sich großflächig verteilt Reste eines unterwassertauglichen Sprengstoffs. Es soll sich um Oktogen handeln, einen sowohl im Westen als auch im ehemaligen Ostblock weitverbreiteten Explosivstoff. Ein Ermittler hat die Sprengkraft der eingesetzten Explosionsladungen als äquivalent zu 500 Kilogramm TNT beschrieben. Oktogen ist viel leichter als TNT, wäre mit einem relativ kleinen Boot transportierbar und könnte durch erfahrene Kampftaucher zum Anschlagsort auf dem Grund der Ostsee gebracht worden sein. Die oftmals vorgebrachte These, die Attentäter hätten den Sprengstoff wegen seines Gewichts nur mit einem größeren Schiff und womöglich einem Mini-U-Boot zum Anschlagsort bringen können, entfällt damit.”
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nord-stream-anschlaege-hinweise-auf-ukrainische-taeter-verdichten-sich-a-b176fd6b-1258-47dc-99bb-6e9db544908e
Herzlichen Dank für die Ergänzung vom SPIEGEL (“Hinweise auf ukrainische Täter verdichten sich”). Zu dieser habe ich in der heutigen Aktualisierung Stellung genommen.
Ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen, Herr Domjahn
Ein Spiegel-Journalisten hat gestern auf Twitter auf Kritik am angeblichen Gewicht der ganzen Octogen-Ladung (“294kg”) geantwortet:
“Wir glauben nicht, dass sie so viel Octogen verwendet haben – es tut mir leid, dass ich in diesem Fall vage bleiben muss.” (übersetzt).
https://twitter.com/romanlehberger/status/1662120829365223430
Ganze Konversation siehe dort.
Ich bin ehrlich, wenn ein Journalist schreibt, “Chemikalie A ist viel leichter als Chemikalie B” würde ich aufhören weiterzulesen.
Aber interessant auf jeden Fall, das angeblich die Bundesanwaltschaft sich so sicher ist, dann können wir ja bald mit einer Anklage rechnen.
Hello Mr David Domjahn
According to the illustrations provided by the seismographic records, it seems that the recorded data correspond to 2.2 on the Richter scale. As a former user of explosive products both above and especially under the water, I would like to know what this value would be if it is converted into mm/sec, a value that we regularly use to record the vibrations during our shots.
Thanks
Francis
Hello Mr Francis,
thanks for your question. Unfortunately, I have no expertise in vibration measurements and therefore cannot help.
Best,
David Domjahn
Thank you.
Sehr geehrter Herr Domjahn,
in Ihre überaus lobenswerte Dokumentation nahmen Sie drei Graphiken in Form der “Aufzeichnungen der Station Delary (DEL) des Schwedischen Nationalen Seismologischen Netzwerks (SNSN)” auf.
Sie tragen die Überschrift
2022-09-26T17:04:00.999999 – 2022-09-26T17:05:59
Demnach dauerten die Detonationen nahezu zwei Sekunden.
Nach dem Tagesdatum dürfte nach dem Buchstaben T die Uhrzeit folgen.
Soll „17:04:00“ 17 Uhr bedeuten?
Allgemeinen Informationen zufolge soll die erste Detonation um 02:03 Uhr erfolgt sein.
Die drei späteren Detonationen sollen am gleichen Tag um 19:04 stattgefunden haben.
Können Sie die Abweichungen erklären bzw. hierzu zweckdienliche Angaben nachtragen?
Mit bestem Dank für Ihre Mühe,
Xaver Huber
Hallo Herr Huber,
Seismogramme werden mit UTC-Zeitstempel (Weltzeit) erfasst. Daher kommen die zwei Stunden Versatz.
Viele Grüße
David Domjahn
Guten Tag. Danke für Ihren interessanten Artikel! Als Laie verstehe ich vieles nicht, was nicht weiter schlimm ist.
Kennen Sie den Artikel von der NY Times vom 7.4.2023?
https://www.nytimes.com/2023/04/07/world/europe/nord-stream-pipeline-sabotage-theories.html
Dort steht:
“Yet one pipeline expert and a professional diver who was part of the team that laid the Nord Stream 2 pipelines last year disagreed. Both the expert and the diver, who works regularly in the Baltic Sea, insisted a small plastic explosive could do the job, as long as it was placed near a seam of the pipeline. They asked not to be identified because they were speaking without authorization from Nord Stream.
“It is like lighting a match next to a leaking gasoline pump — the gas is all you need,” said one diver.”
Ist das realistisch? Und was versteht man in unter “small plastic explosive”?
Der andere Experte im Artikel kam zu einer anderen Einschätzung:
“Mr. Riber and others also pointed to photographs of the aftermath — pipes bent backward, cracks and craters on the seabed — as traces of a massive bomb, something in the range of 1,000 to 1,500 kilograms.
“This was not a few pieces of plastic explosives,” Mr. Riber said. “That is a powerful explosion at play.””
Danke und VG
Paul
vielen Dank für die Info!
Die genannten Artikel sind mir nicht bekannt. Das erste Zitat lässt sich vereinfacht übersetzen, dass die Rohrsegmente nicht vollständig mit Beton ummantelt sind und an den Nahtstellen daher bereits eine kleine Menge an plastischem Sprengstoff (“small plastic explosive”) ausgereicht hätte, um die Rohrleitung zu beschädigen. Das ist durchaus realistisch. Jedoch wurden laut seismischen Messungen mehrere hundert Kilo TNT-Äquivalent gezündet.
Die Größenordnung von 1000 bis 1500 kg Nettoexplosivstoffmasse lässt sich seismisch nicht bestätigen. Diese Menge wäre auch nicht erforderlich gewesen – siehe dazu auch die Ergänzung vom 18.3.23 mit Verweis auf den Beitrag auf Researchgate. Es darf nicht vergessen werden, dass Nord Stream 1 und 2 unter hohem Betriebsdruck standen und dieser geeignet ist, nach Zünden des Sprengsatzes im Nachgang die im zweiten Zitat genannten Defektbilder (“pipes bent backward, cracks and craters…”) zu verursachen.
It is said in a report that the depth of the 2 craters was between 3 and 5 m. As we can see in the video that the bottom is mostly composed by hard mud it can be estimated that the quantity of explosives that was used was therefore comprised between 27 and 130 kg per charge which is quite enough to flatten a pipeline if the charge is placed on or against it.
Apparently it can also be seen that the explosion occurred at the level of a weld where the outside of the pipeline is only protected by a tar layer encased under a thin plate.
(In the seventies I have seen the results of the explosion of a 2,5 kg dynamite charge that was accidently led against a 36” discharge pipeline. The pipe was completely crushed).
Danke, sehr geehrter Herr Domjahn, für die detailreiche Analyse.
Die These „Segelyacht“ ist allein aus (medien)psychologischen wie auch propagandistischen Aspekten bemerkenswert.
Geht man dagegen von der grundsätzlich Stimmigkeit Seymour Hershs Darstellung aus, fügt dieser die öffentlich zugänglichen Informationen (https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_auf_die_Nord-Stream-Pipelines) als auch die Darstellung eines Angehörigen des Nato-Manövers BALTOPS 22 hinzu, die dieser dem in Moskau lebenden US-Amerikaner John Marc Dugan im Oktober 2022 anonym übermittelte (Thomas Röper am 9.2.2023: https://www.anti-spiegel.ru/2023/was-ein-whistleblower-mir-schon-im-2022-ueber-die-nord-stream-sprengung-mitgeteilt-hat/), so lassen sich folgende Kernaspekte der Operation festhalten:
˗ Die Pipelines wurde mittels in unmittelbarer Nähe angebrachter Sprengladungen von jeweils 200 bis 500 Kilogramm TNT-Äquivalent zerstört
˗ Zu deren Anbringung wurden Taucher eingesetzt
˗ Deren Einsatz erfolgte im Rahmen des Nato-Manövers BALTOPS 22 wie auch unter dessen Tarnung
˗ Die Zündung der Sprengladungen erfolgte akustisch unter Einsatz einer Sonarboje oder ähnlichem
Aller Wahrscheinlichkeit und naheliegender Weise wurden industriell gefertigte Sprengkörper, wie Minen oder Torpedoköpfe benutzt. Minen haben den Vorteil, von ihrer Konstruktion für lange Verweildauer unter Wasser ausgelegt zu sein. Zudem können moderne Versionen auf bestimmte Schiffstypen angepaßt werden. Da jeder Schiffstyp eine individuelle Akustiksignatur aufweist, läßt sich der „akustische Signalprozessor“ der Minen sicherlich auf eine entsprechende Tonfolge anpassen, die eine Verwechslung mit natürlichen Umgebungsgeräuschen ausschließt. Damit hat man einen „Abzug“ zur Verfügung, den man nahezu nach Belieben betätigen kann. Ein Zeitzünder oder ähnliches wäre angesichts der politischen Brisanz der Operation abzulehnen.
Viele Details der Operation, speziell das konkrete Anbringen der Sprengkörper, ist der Öffentlichkeit (noch) unbekannt. Doch auch anhand der Beobachtung des Angehörigen von BALTOPS 22 ließen sich viele Lücken – beispielsweise die Tauchdauer, das Auffinden der Pipeline als auch der der Transport der Sprengkörper/Minen – schließen respektive beantworten, wenn man den Einsatz eines U-Bootes hinzuzieht. Spätestens seit Ende des Kalten Krieges hat sich das Einsatzspektrum der amerikanischen Jagd-U-Boote unter anderem auf küstennahe Operationen und der Verbringung von Tauchern erweitert.
Ferner dürften mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ZWEI Tauchoperation zum anbringen der Sprengkörper/Minen stattgefunden haben. Anders ist kaum erklärlich, warum sich einer der vier Sprengorte etwa 80 Kilometer entfernt von den anderen drei befindet. Das würde auch die „doppelte“ Sprengung eines der beiden Nord Stream 2 Pipeline-Stranges erklären.
MfG
Sehr geehrter Herr Huber,
vielen Dank für Ihre Darstellung!
“˗ Die Pipelines wurde mittels in unmittelbarer Nähe angebrachter Sprengladungen von jeweils 200 bis 500 Kilogramm TNT-Äquivalent zerstört”
DD: diese Sprengstoffmengen werden durch die seismischen Messungen bestätigt und sie sind geeignet, die Zerstörung herbeizuführen.
“˗ Zu deren Anbringung wurden Taucher eingesetzt”
DD: Dazu kann ich nichts sagen, da mir das Fachwissen fehlt. Der Einsatz von Tauchern sei wohl aber möglich, wie z. B. der Leser Thomas kommentierte.
” ˗ Die Zündung der Sprengladungen erfolgte akustisch unter Einsatz einer Sonarboje oder ähnlichem”
DD: das ist möglich.
“Aller Wahrscheinlichkeit und naheliegender Weise wurden industriell gefertigte Sprengkörper, wie Minen oder Torpedoköpfe benutzt. Minen haben den Vorteil, von ihrer Konstruktion für lange Verweildauer unter Wasser ausgelegt zu sein.”
DD: das halte ich ebenfalls für die wahrscheinlichste Möglichkeit alleine schon von der einfachen Handhabung. Allerdings bin ich in Sachen Grundminen nicht fachkundig. Hier verweise ich gerne an den Kollegen Fritz Pfeiffer, der Ihre These mitträgt.
Viele Grüße und Dankeschön für Ihre Ergänzung!
David Domjahn
Hallo Xaver Huber
“….fügt dieser die öffentlich zugänglichen Informationen (https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_auf_die_Nord-Stream-Pipelines) als auch die Darstellung eines Angehörigen des Nato-Manövers BALTOPS 22 hinzu, die dieser dem in Moskau lebenden US-Amerikaner John Marc Dugan im Oktober 2022 anonym übermittelte (Thomas Röper am 9.2.2023….).
Sowohl John Marc Dugan als Thomas Röper (Blog Anti-Spiegel) sind russische Propagandisten. So behaupten Röper und Dugan, bereits im Oktober 2022 anonym eine E-Mail mit Details zugespielt bekommen zu haben. Aber davon sprachen sie erst nachdem Hersh seine Geschichte veröffentlichte! Die beiden Propagandisten sprangen also auf den Zug auf und nachträglich kann man alles behaupten. Ich halte die anonyme E-Mail-Geschichte für erfunden.
Mehr zu Thomas Röper (Anti-Spiegel):
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_R%C3%B6per
John Marc Dugan wird von den US-Behörden gesucht:
thedailybeast.com/florida-fugitive-john-mark-dougan-heads-into-ukraine-war-zone-to-prove-bioweapons-conspiracy
Vielen Dank für die sehr interessanten Ausführungen!
Ich möchte noch anmerken, dass jede Segelyacht zur Bedienung der Segel über Winschen verfügt, mit denen sich die Schoten (Segelleinen) kontrollieren lassen, selbst wenn dort mehrere Tonnen Last anliegen. Über eine solche Winsch und eine entsprechend lange Leine wäre es problemlos möglich, ein mehrere hundert Kilogramm schweres Sprengstoffpaket auf den Grund abzulassen. Dieses “Paket” kann ein Bigbag (auf dem Bau eingesetzte Gewebesäcke, gängig mit bis zu 1000 Litern/ 1000kg Größe und Tragkraft) sein, der neben oder hinter der Yacht ins Wasser gehängt und erst dort mit den Sprengstoffpaketen gefüllt wird. Anschließend lässt man das Paket über eine Winsch kontrolliert auf den Grund.
Die exakte Stelle findet man durch die Taucher, die von der Leitung aus eine Boje gesetzt haben (diese Idee stammt von Achim Schlöffel, einem der erfahrensten deutschen Taucher).
Eine Bavaria 50 hat eine offiziell erlaubte Zuladung von 1,8 Tonnen, diese kann allerdings problemlos überschritten werden, wenn man die Ladung tief im Schiff staut (und z.B. den 500l-Trinkwassertank nicht komplett füllt). Bei Semtex hätten doch ca. 300kg pro Ladung gereicht?
Die Tauchausrüstung ist ebenfalls nicht extrem schwer, wenn mit Rebreathern getaucht wird – auch das war eine Vermutung von Achim Schlöffel.
Insgesamt ist die Yacht-Story gar nicht so unplausibel, wie sie auf den ersten Blick erscheint.
Vor allem: Auf der Ostsee sind Segelyachten völlig unauffällige Fahrzeuge – weil so viele davon unterwegs sind. Es ist auch Standard, dass mal zum Essen/Kaffeetrinken/Angeln angehalten wird, oder dass man Mann-über-Bord-Manöver übt. D.h. es gibt bzw. gab bis September 2022 kaum ein Verhalten, dass Behördenfahrzeuge in Dänemark veranlasst hätte, sich eine Segelyacht genauer anzuschauen. Quelle: 20 Jahre Segelerfahrung auf der Ostsee.
Vielen Dank für Ihre wertvolle Ergänzung, Ihre Ausführungen klingen plausibel. Werde in einer Aktualisierung gerne auf Ihren Kommentar verweisen.
Zu Ihrer Frage: Mit 300 kg Semtex ist man auf der sicheren Seite, siehe dazu auch auch die seismische Extrapolation und die Aktualisierung dieses Beitrages am 18.3.23.
Die Erwartung vor allem an den ÖRR wäre es gewesen, dies alles gesamtheitlich zu betrachten und die Wahrscheinlichkeit der verschiedenen Theorien zu bewerten.
Danke für den Hinweis auf meinen Kommentar!
Ich möchte noch ergänzen, dass ich trotz der oben erläuterten Möglichkeit einer Verbringung und Platzierung auch schwerer Sprengladungen mit einer Segelyacht die Nutzung großer geballter Ladungen immer noch für den größten Schwachpunkt der Yacht-Theorie halte. Denn Schneidladungen, die Taucher direkt am Mann hätten nach unten bringen können, wären natürlich die logischere Wahl gewesen.
Die Yachtgeschichte hat allerdings für sich, dass es mit den Aussagen von Hafenmeistern und Vercharterer gegenüber Journalisten immerhin “corroborative evidence” für Teilaspekte gibt. Während zu der Seymour-Hersh-Geschichte nicht nur einige Details klar widerlegt wurden, sondern auch zwei Monate nach Veröffentlichung meines Wissens nach kein Journalist eine weitere Quelle finden konnte – und das, obwohl Hersh seine Geschichte so konstruiert hat, dass es jede Menge Mitwisser hätte geben müssen (was an sich schon unplausibel ist).
Ja, leider machen die Medien bei der Berichterstattung insgesamt keinen guten Job.
Auch hier vielen Dank für die Ergänzungen!
Zu den Schneidladungen: Prinzipiell möglich, aber unwahrscheinlich. Denn diese erzeugen maximale Wirkung nur dann, wenn sie direkt auf dem Werkstück (Metallrohr) aufliegen. Die Rohrsegmente von Nord Stream sind jedoch mit einer Beton-Ummantelung versehen und an den Nahtstellen wohl mit einem Kunststoffmantel. Dieser müsste entfernt werden, was Zeit kostet. Nicht zu vergessen ist, dass möglicherweise die Strömung die Befestigung/Fixierung der Schneidladungen erschwert/verhindert. Außerdem bestätigen die seismischen Messungen ein TNT-Äquivalent von mehreren hundert Kilogramm – für Schneidladungen benötigt es diese Größenordnung nicht. Zudem seien die Nordstream-Leitungen sensorüberwacht – aktuelle Sensortechnik ist in der Lage, selbst die kleinsten Anomalien festzustellen – ob Ähnliches bei Nord Stream eingesetzt wurde und die Vorbereitung des Anschlages hätte detektieren können ist mir nicht bekannt.
Fachliche Ergänzungen daher willkommen!
Für viel wahrscheinlicher halte ich es, dass entweder Weltkriegsmunition (die es bei Bornholm massig gibt) oder eine Grundmine aus Militärbeständen eingesetzt wurde. Diese können einfach neben die Pipelines positioniert werden sind und für die Zerstörung von Infrastruktur konzipiert.
Unabhängig davon wurden folgende Fragen bislang nicht gestellt (bzw. die Antworten sind mir nicht bekannt):
1) Ist eine Reparatur der Nord-Stream-Pipelines möglich und, wenn ja, zu welchen Kosten?
2) Wie wahrscheinlich ist die Wiederinbetriebnahme angesichts der aktuellen politischen Rahmenbedingungen überhaupt?
In den Ausführungen heißt es u.a., dass es der Täter auf die “Sichtbarkeit“ angelegt hätte.
Wie klein hätte man aber eine Sprenglandung dimensionieren können, wenn es dabei eher um Einfachheit und Schnelligkeit gegangen wäre, also ohne zeitaufwendige Arbeiten z.B. an der Plasikummantelung an den Natstellen der Pipeline, etc.
Da auch schon mal Grundminen erwähnt wurden; gibt es millitärische Sprengmittel (quasi vorkonfektioniert) die ausreichend für die Sprengung aber weniger auffällig sind?
Vielen Dank für die Fragen. Mit “Sichtbarkeit” ist gemeint, dass es den Tätern nicht darauf ankam, das sogenannte Minimax-Prinzip (minimaler Einsatz von Explosivstoffmengen für maximale Wirkung) zu verfolgen, sondern den Erfolg sicherzustellen.
Die Dimensionierung der kleinsten “angelegten” Ladung lässt sich rechnerisch (hierzu steht z. B. das Standardwerk von R. Cole (Underwater Explosions) zur Verfügung oder mittels Simulation z. B. mittels ABAQUS-Software auf Basis der Finite-Elemente-Methode, siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Finite-Elemente-Methode ermitteln. Ausgerechnet habe ich die kleinst mögliche Menge nicht.
Zur Dimensionierung von Kampfmitteln fehlen mir die fachlichen Hintergründe – hierzu bitte in entsprechenden Foren nachfragen.
Stupid question. Would it be possible if they used ANFO but made it waterproof somehow? (How much more would require in that case?)
C4/Semtex feels much harder to get, especially in the amounts of many hundred kg. That would be missing from somewhere?
But ANFO is possible to steal from diffrent construction projects or mines.
I consider ANFO unsuitable because they do not have the required explosiveness and require confinement for maximum effect. In addition, they are not waterproof and they are difficult to ignite.
Lieber Herr Domjahn, die Antworten auf diese offenen Fragen könnten einfach sein:
“Warum wurde nur einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 zerstört?”
2) “Warum wurde Nord Stream 1 am 26.9.22 um 19:03 Uhr ziemlich genau 17 Stunden nach Nord Stream 2 (2:03 Uhr) gesprengt?”
zu 1): Eine der Pipelines wurde doppelt belegt. Sie deuten dies als Redundanz, was allerdings die Frage aufwürfe: Warum nur an einem der Rohre?
Für wahrscheinlicher hielte ich einen schlichten Verlegefehler – dass die Attentäter die Orientierung verloren haben, und sich am Rohr Nummer vier zu befinden glaubten, aber an Nr. 3 waren. Die Ostsee ist ziemlich trübe, 20 Meter Sicht gelten als gut, und sind wohl nur im Winter möglich; in der betreffenden Tiefe dürfte es durch die Schwebstoffe auch tagsüber zappenduster sein.
zu 2): Ich denke wie Sie NICHT, dass die späte Zündung eine Falle für Bergungskräfte hätte sein sollen.
Eine einfache Erklärung der stark zeitversetzten Explosion wäre die Verwendung chemischer Verzögerungszünder, die bei langer Laufzeit auch eine größere Ungenauigkeit haben müssen. Vorteile dieser Zünder wären ein verkapselter Bau (Wasserfestigkeit), dass die Täter längst weg sind wenn es rummst, und der Verminungszeitpunkt noch schlechter einzugrenzen ist.
Hersh hat mitnichten behauptet, dass C4-Sprengstoff in Pflanzenform eingesetzt wurde. In seinem Artikel heißt es “That would be well within the range of the divers, who […] would […] plant shaped C4 charges on the four pipelines with concrete protective covers.” Da geht es um das Anbringen (to plant) von Hohlladungen (shaped charges) an den Pipelines.
Das ist schon ein ziemlich peinlicher Übersetzungsfehler!
Das ist richtig und ich habe dazu einen Teil der Verantwortung übernommen.
Danke für diesen ausführlichen Beitrag.
Ich habe noch eine Frage dazu:
Welche Abmaße hätte ein Sprengsatz mit ca. 250 kg TNT-Äquivalent?
Am besten für den derzeitigen Standardsprengstoff sowie für das modernste Produkt.
Besten Dank.
Hintergrund für die Frage: Die Positionsdaten der HMS Belos und Carslkrona im Bereich laut Dagens Nyheter und Space Know. Das könnte ja für eine Überprüfung der Pipeline stattgefunden haben. Wären solche Sprengkörper sichtbar oder tarnbar gewesen.
Gerne und vielen Dank für die Rückmeldung!
Als leistungsfähiger, unter Wasser verwendbarer Sprengstoff könnte z. B. Semtex zum Einsatz gekommen sein (chemische Analysen liegen nicht vor und Schweden betrachtet die Angelegenheit noch immer als Staatsgeheimnis) – Semtex hat eine Dichte von ca. 1,8 g / cm³. Damit hätte ein 250-kg-Sprengsatz eine Kantenlänge von ca. 50 cm.
Semtex wird in 500-Gramm-Blöcken geliefert, so dass der Sprengsatz nicht als Ganzes, sondern in Teilstücken zusammengesetzt hätte werden können. Bedeutet: wenn keine Seemine verwendet wurde, wäre bereits ein kleineres Motorboot und Taucher als logistische Grundvoraussetzung ausreichend. Das sind aber alles Annahmen und Überlegungen, die bitte nicht als Beweis herangezogen werden können.
Vom BfUS wurde aufgrund der Kraterform ein eher länglicher Sprengkörpfer vermutet.
Der Kraterabstand wurde von der Nordstream AG bei einem Leck mit 248 Metern angegeben. Die “fehlende” Rohrlänge mit 250 Metern. Das spräche für mich als Laien für eine Länge des Sprengkörpers von ca. 2 Metern. (Annahme, daß die tiefste Stelle des Kraters unter dem Mittelpunkt des Sprengmittels sich befindet.)
Statt einen Würfels mit 50 cm Kantenlänge würde ich also eher vermuten 1, 50 m Länge, 30 cm Breit und paar Zentimeter Stärke. Könnte das ungefähr hinkommen? Würde solch eine Form noch als geballte Ladung funktionieren?
Solch “Brett” könnte sicher eingermaßen getarnt aufgebracht werden. Also durch das URF (Unterwasserrettungsfahrzeug) der HMS Belos kaum zu sichten. (Ausgerüstet mit Sonar und starken Scheinwerfern)
Freilich sind das auch für mich nur Annahmen und Überlegungen. Mir geht es lediglich um die verschiedenen Möglichkeiten, die sich aus den öffentlich zugänglichen Daten ergeben.
So bin ich z.B. bei dem Semtex-Sprengmittel von 1,5 mal 0,7 mal 0,7 ausgegangen und damit von einer relativ leichten Sichtbarkeit. Das muss ich durch ihre Antwort schonmal revidieren.
Dagegen hätte ich eher angenommen, daß das Gewicht bei weniger als 225 kg liegen würde.
Das Hantieren mit solcherart Gewicht unter Wasser entzieht sich meiner Kenntnis.
> Der Kraterabstand wurde von der Nordstream AG bei einem Leck mit 248 Metern angegeben.
> Die “fehlende” Rohrlänge mit 250 Metern. Das spräche für mich als Laien für eine Länge des
> Sprengkörpers von ca. 2 Metern. (Annahme, daß die tiefste Stelle des Kraters unter dem
> Mittelpunkt des Sprengmittels sich befindet.)
Das muss nicht unbedingt sein, denn der Druck von ca. 100 Bar in der Gasleitung dürfte sich positiv auf das Bersten ausgewirkt haben.
> Statt einen Würfels mit 50 cm Kantenlänge würde ich also eher vermuten 1, 50 m Länge, 30 cm
> Breit und paar Zentimeter Stärke. Könnte das ungefähr hinkommen?
Auszuschließen ist das nicht, wobei mit dieser Dimensionierung ein Eindrücken der Pipeline in den Ostseegrund nicht gelingen dürfte. Mit scheint es wahrscheinlicher, dass Kriegsgerät (Seemine) oder Torpedoköpfe zum Einsatz kamen, zumal aufgrund Algenbewuchs und Strömung die Befestigung einer Ladung aus formbarem Sprengstoff herausfordernd ist.
> Würde solch eine Form noch als geballte Ladung funktionieren?
Ja.
> So bin ich z.B. bei dem Semtex-Sprengmittel von 1,5 mal 0,7 mal 0,7 ausgegangen und damit
> von einer relativ leichten Sichtbarkeit. Das muss ich durch ihre Antwort schonmal revidieren.
Die Sprengladung (auch Grundmine) kann auch zwischen Meeresboden und Rohr positioniert worden und mit Sand zugedeckt worden sein. Allerdings hätte diese Positionierung dann kein Eindrücken in den Sandboden zur Folge.
Habe das mit dem spezifischen Gewicht nochmal nachgerechntet. Es wäre auch folgende Abmessung möglich:
200 x 60 x 10 cm
Könnte das ausreichen, um das Rohr in den Boden zu drücken? Welche Abmaße müssten sich ändern?
Wenn bei etwa diesen Maßen das “Sprengstoffbrett” an die Rohrwölbung angepasst werden würde, würden da schon die Effekte eine Hohlladung eintreten? Also die Richtungswirkung verstärken?
Kurze Nachfrage, sollte man nicht mit Druckdifferenz argumentieren, also Innendruck Pipeline vs Wasserdruck in 70 m?
Sehr geehrter Herr Domjahn,
Erst einmal so ziemlich das beste, was es über die Zerstörung von NS2 zu lesen gibt. Danke dafür.
Eine Anmerkung hätte ich aber. Sie sprengen ja wahrscheinlich nie Dinge die unter Druck stehen.
Deswegen nehmen Sie die Schneidladung aus der Theorie, weil ja ein seismisches Ereignis im Bereich von Hunderten kg TNT Äquivalent festgestellt wurde.
Könnte nicht aber eine Schneidladung die unter Druck stehende Leitung zum aufreißen bringen? Theoretisch würde schon reichen nur die Hälfte der Stahldicke “anzusprengen” und den Innendruck den Rest erledigen lassen.
Solch ein physikalischer Zerknall dürfte bei dem Volumen und Druck der Leitung ein ähnliches seismisches Ereigniss auslösen können.
Ich persönlich kenne so etwas von “unbeabsichtigten” Explosionen von Druckgasflaschen oder auch Kesselwagen. Hinter profanem Druck steckt eine ungeheuer große Kraft.
Ich würde denken, dass eine kleine Schneidladung doch einfacher versteckt anzubringen ist.
Ansonsten sollten Sie Recht haben mit Ihrer Abwägung, würde ich zur Theorie 3 ergänzen, dass Seeminen, Torpedosprengköpfe etc. doch eher unwahrscheinlicher sind, aus dem selben Grund den Sie bei dem Wartungsmolch anführen. Reste dieser militärischen Apparate könnten identifizierbar sein und damit auf die Urheberschaft hinweisen.
Wenn dann würde ich doch nicht zurückverfolgbaren Sprengstoff nehmen mit möglichst Standard Komponenten.
Viele Grüße
Dominik
Das ist tatsächlich nicht der Fall. Ausnahmen gibt es z. B. im Katastrophenschutz bzw. bei der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr, unter Druck stehende Behälter in einen sicheren Zustand zu überführen. Hierzu kann mit einem kleinen Schnitt durch Schneidladung gezielt ein Loch zur Druckentlastung aus sicherer Entfernung gesprengt werden.
Das ist theoretisch möglich und könnte die Sprengstoffmenge reduzieren. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass hier nicht unter einfachen Bedingungen gearbeitet wurde, d. h. in einer Wassertiefe von ca. 70 Metern, ggf. Strömung und schlechter Sicht. Ergänzend erschwert die Beton-Ummantelung das Erzielen einer solchen Präzision, weil Beton den “Jet” detonierender Schneidladungen abschwächt sowie verzerrt und damit kein glatter Schnitt als Voraussetzung für ein teilweises Trennen erfolgen dürfte.
Das ist durchaus denkbar.
Bei Schneidladung muss präzise gearbeitet werden. D. h. der Betonmantel oder der Zwischenbereich (Kunststoff) bei der Verschweißung radial zuvor entfernt werden, um die Schneidladung dann formschlüssig um das Rohr anzubringen. Auch das Entfernen der Betonumhüllung kann nicht lautlos erfolgen. Die Pipeline sei wohl auch akustisch überwacht und das mechanische Entfernen des Betons wäre auffällig und kostet Zeit verbunden mit dem Risiko, entdeckt zu werden.
Viel einfacher ist es daher, Munition (Minen) neben der Pipeline zu platzieren und ggf. durch die Strömung gegen diese drücken zu lassen. Dies könnte das V-förmige Rohrstück erklären (mit Schneidladung ist eine solche Verformung nicht möglich).
Munition sei in der Ostsee ausreichend vorhanden oder aus Kriegsgebieten “erhältlich”.
Eine “sichere Auskunft über Impulsrichtung, relative Stärke etc. der Einwirkung ist nur durch metallografische Untersuchung von zweckmäßig entnommenen Materialproben möglich” sagt auch der Kollege Fritz Pfeiffer in seinem Gutachten.
Materialproben sowie Untersuchungsergebnisse hält die schwedische Regierung jedoch unter Verschluss, so dass basierend auf den öffentlich erhältlichen Informationen nur eine Hypothese entwickelt werden kann.
Wie unfähig muß man sein, um Cyberangriffe auf IT noch als “russisch” zu bezeichnen?
Seit 2013 konnte ich über Jahre und im Detailnachweis sehen, daß alle IT-Manipulationen und Angriffe ausschließlich von den bankrotten USA organisiert wurden. Manchmal kamen die Adressen direkt aus Gebäuden oder Anlagen der NSA selbst. Manchmal sind sie geschaltet über die Türkei aus dortigen US-Anlagen und Stützpunkten. Und einmal kam der Angriff von einem russ. Server, aber von einem PC, der die Arbeitssprache “en-us” eingestellt hatte. Ich denke nicht, daß sehr viele in Rußland unbedingt diese Sprache benötigen. Diese Beobachtung kam aber häufiger vor.
Bei der bemerkten Parteilichkeit in der Sache habe ich die Angaben zu Nordstream dann nur noch überflogen und nicht mehr viel erwartet.
Beiträge zu beginnen, den anderen als “unfähig” zu bezeichnen und dabei zu übersehen, dass ich von “vermehrten Angriffen” gesprochen habe (“Auch mein Unternehmen (telematis Netzwerke GmbH) stellt vermehrt Cyber-Angriffe auf die interne IT-Infrastruktur von russischen IP-Adressen fest.”), lässt nicht auf Differenzierungswillen schließen und lädt nicht zur weiteren Diskussion ein. Denn “vermehrt” ist keine Wertung, sondern eine Feststellung. Aber um den Eindruck von möglicher Parteilichkeit zu vermeiden, habe ich den ersten Abschnitt geändert.
Denn, wie bereits dargestellt, ist auch Stand heute, 30.11.22, die öffentlich zugängliche Spurenlage ungeignet, die Täterschaft Russlands, der USA oder Groß Britanien zu beweisen. Auch persönlich habe ich keine Präferenz, wer als (staatlicher) Akteur in Frage kommen könnte. Es gibt Argumente außerhalb der sprengtechnischen Betrachtung, die für eine Täterschaft Russlands sprechen und Argumente gegen eine solche. Es wäre nicht überraschend, wenn mindestens die schwedische Regierung den Saboteur bereits kennt. Im Sinne der Transparenz lasse ich Ihren Kommentar stehen.
Zu Robert (beitrag vom 4.11)
Das die molch Theorie vom Tisch ist sehe ich nicht so. Dein einwurf: der molch hätte Monate vorher in Russland eingesetzt werden müssen stimmt so nicht! Er braucht gerademal 3 bis 4 Tage (siehe: https://m.faz.net/aktuell/technik-motor/technik/die-gaspipeline-durch-die-ostsee-wird-von-einem-besonderen-molch-kontrolliert-12828597.html siehe letzter Satz des artikels)
Der einwurf: mit dem gasfluss stimmt natürlich aber es gibt auch die Möglichkeit eines molches mit einem eigenem antrieb.
Vielen Dank für den Einwand! Beide Pipelines waren zum Zeitpunkt des Anschlags nicht in Betrieb, d. h. das Gas „stand“. Bitte Belege bringen, wonach die für Nord Stream eingesetzten „PIGs“ einen eigenen Antrieb hatten. Aus bisherigen Informationen geht hervor, dass diese mit dem Fluss angetrieben wurden, siehe z. B. https://www.wermac.org/nordstream/html_img86.html
Wesentliche Gründe, warum ein Einsatz von Sprengstoff im Inneren der Leitung ausgeschlossen werden kann:
1) die Druckrichtung der Explosion wirkt sich nach allen Seiten aus und führt nicht dazu, dass Teile der Nordstream-Pipeline in den Meeresboden gedrückt werden,
2) neue Aufnahmen zeigen, dass Teile der Rissflächen nach innen zeigen. Diese Wirkung lässt sich nur durch eine von außen angelegte Sprengladung begründen,
3) mit einer Sprengung an drei Stellen und wohl teilweise auch redundant hätten mindestens drei Wartungsroboter eingesetzt werden müssen. Hätten diese keinen eigenen Antrieb gehabt, wäre es eine Herausforderung, diese annähernd ins gleiche Zielgebiet fahren zu lassen, zumal Nordstream 2 nie in Betrieb ging,
4) der Einsatz von Wartungsgeräten würde den Täterkreis eingrenzen. Würde Russland den Anschlag verantworten, hätte es kein Interesse, als Täter infrage zu kommen, zumal Russland bereits die andere Nationen verdächtigt hat. Das Einbringen von „Molchen“ auf deutscher Seite könnte nur mit selbstfahrenden Robotern gelingen,
5) bei der Detonation hätten Teile der mit zerstörten Wartungsroboter gefunden werden müssen.
One thing is sure and I totally agre with you M. Domjahn, the explosives charges were all placed at the outside of the pipelines.
Why:
1° because transferring a charge via a pig in a pressurized pipeline at 170 to 200 bars over 600 km away would have taken at least 16 Hours.
2° there are a variety of types of pigs used today, but they have all the same working principle, that to say that they are pushed into the pipeline thanks to the pressure they receive at their back. This means that while they are moving in the pipe the gas in front of the pipe is then progressively compressed, which means that if we don’t want to have an overpressure, the other side (Germany for what concerns this incident) must have a release valve and for sure they would have noticed the overpressure.
3° every type of explosives has a static compressive strength or in other words a critical density, i.e. a density from which it will no longer be possible to detonate the charge.
The critical density can vary from 1.5 to several tens of bars depending on the composition and type of explosive. But I’m not sure that there are explosives able to resist to a static compression of 170 to 200 bars (an explosives maker could maybe tell us more).
Von TV2Bornholm.dk gibt es neue Aufnahmen von North Stream 2 (Datum der Artikel 24.11.2022)
https://www.tv2bornholm.dk/artikel/se-de-foerste-billeder-fra-den-danske-zone
https://www.tv2bornholm.dk/?newsID=255801
https://play.tv2bornholm.dk/?area=specifikTV&serienavn=Nyheder
^ Hier (play.tv) kann man den Nachrichtenbeitrag sehen (24.11.2022; Sendezeit 22 Uhr; Dauer ca. 4:30 min)
Bitte den Thread von @KallergisK (BBC auf Twitter) hier mit einarbeiten.
Kostas Kallergis hat am 27. Oktober 2022 mehrere Stunden an der Stelle der zerstörten Pipelines North Stream 1 verbracht.
Es gibt neue Kamerabilder von “BlueEye” sowie aufschlussreiche Sonar-Aufnahmen.
Die erläuterten Sonaraufnahmen kartieren das Gelände und die am Meeresgrund gefundenen Rohrstücke.
Ein stehendes Rohrstück (ca. 5 m lang) und ein liegendes Rohrstück mit Knick (ca. 50 m lang).
Diese Rohrstücke liegen etwa 150 m von der Pipeline North Stream 1 entfernt.
Die Arbeit von Kostas Kallergis liefert neue Einblicke und Details.
Die von einigen Kommentatoren eingebrachte Molch-Hypothese kann im Fall von Nord Stream 2 ausgeschlossen werden. Die Molche, die zu Wartungszwecken eingesetzt werden, haben keinen eigenen Antrieb. Sie werden vom Gasstrom in der Leitung mitgezogen. Nord Stream 2 war aber nie in Betrieb. Es gab keinen Gasstrom, der einen Molch hätte mitziehen können.
Nord Stream 1 war auch schon seit Monaten nicht mehr im Betrieb. Ein eventueller Molch hätte schon vor Monaten eingeführt worden sein müssen.
Wenn man noch die vom Autor genannten Argumente hinzuzieht, vor allem die in den Meeresgrund gedrückte Leitung, kann man die Molch-Hypothese begraben.
Herzlichen Dank für die wertvolle Ergänzung!
Hallo zusammen,
schaut Euch mal das Bild mit dem verbliebenen Rohrende(Pipeline) genau an, dann seht ihr nicht nur die blanke Fläche der Rohrwandung,
welche beim Abtrennen eines durch die Sprengkraft zerfetzten Randstückes entstanden war und schon vor der gezeigten Bildaufnahme,
zur weiteren Beweissicherung/Untersuchung mit mit an Land genommen wurde.
Wenn ich die Bildbreite von links ausgehend, in vier Teilflächen einteile, dann erkenne ich eindeutig,
in der ersten Teilfläche über dem Rohr eine gerödelte Drahtschlaufe mit nach oben zeigendem Draht.
Wahrscheinlich sind auch von links gesehen, in der dritten Teilfläche noch zwei Dräte zu sehen.
Nun frage ich mich, wurden vielleicht die Unterwassergrundminen auf das Rohr in einer Länge von ca. 50 Metern abgelegt und mit Draht gesichert,
damit sie nicht vor dem Zünden von dem rundem Rohr abrutschen. Denn das die Sprengkraft von oben kam ist für mich klar,
sonst wäre das Rohr ja nicht so tief in den Meeresboden reingepreßt worden, wobei es natürlich beidseitig von der nicht mit Minen bepackten
Pipeline abgetrennt wurde. es scheint kein typischer Sprengstoff-Schnitt mit fast geraden Scherkanten zu sein, sondern durch die Minen wurden
die Bruchränder zerfetzt. Ich nehme auch an, das sich das abgesprengte Rohr(Pipeline) noch in der Vertiefung des zweiten Bildes befindet.
Vielen Dank für die Anmerkungen. Hier meine Einschätzung:
> schaut Euch mal das Bild mit dem verbliebenen
> Rohrende(Pipeline) genau an, dann seht ihr nicht
> nur die blanke Fläche der Rohrwandung, welche
> beim Abtrennen eines durch die Sprengkraft
> zerfetzten Randstückes entstanden war
Siehe dazu den obigen Beitrag – sollte die Trennfläche anscheinend in dieser glatten Form vorliegen, könnte dies vom nachträglichen Absägen anlässlich der Spurensicherung zurückzuführen sein. Unstrittig ist, dass die Auswirkung einer Mine ein anderes Spurenbild hinterlässt.
> Nun frage ich mich, wurden vielleicht die
> Unterwassergrundminen auf das Rohr in
> einer Länge von ca. 50 Metern abgelegt
das ist durchaus möglich und wurde im Beitrag bereits dargestellt.
> und mit Draht gesichert, damit sie nicht vor
> dem Zünden von dem rundem Rohr abrutschen.
Eine Befestigung des Sprengsatzes an dieser Stelle (Position etwaiger Drähte im Bild) dürfte äußerst unwahrscheinlich sein, denn die seismisch
ermittelte Sprengkraft dürfte geeignet sein, dem Schicksal eines zur Befestigung eingesetzten Drahtes ein jähes Ende zu bereiten.
> Ich nehme auch an, das sich das abgesprengte
> Rohr(Pipeline) noch in der Vertiefung des
> zweiten Bildes befindet.
Was inzwischen anlässlich der Beweisaufnahme gesichert ist, ist unklar – leider haben Schweden und auch andere Länder die Angelegenheit als Geheimsache klassifiziert.
Sollten jedoch zwei im Abstand von ca. 50 Metern voneinander auf derselben Rohrleitung platzierte Sprengkörper (z. B. Minen, Torpedoköpfe, etc.) eingesetzt
worden sein, müsste dies anhand der Spurenlage an den vier Trennungen nachvollziehbar sein.
Hallo,
In einem anderen Artikel (leider weiß ich nicht mehr wo) habe uch gelesen, die gerade Schnittkante würde daher rühren, dass die Schweden das Stück Rihr abgeschnitten hätten, um die Explosionsstelle an Land untersuchen zu können.
Das ist gut möglich. Leider fehlen Bilder in ausreichender Detaillierung auch von den anderen Stellen. Schweden hat die Angelegenheit als Staatsgeheimnis deklariert und Deutschland sich dieser Ansicht angeschlossen: https://www.heise.de/tp/features/Nord-Stream-2-Ermittlungen-Staatswohl-hat-Prioritaet-7310830.html?seite=all
That isnt fully correct. All criminal investegaion in Sweden has “Förundersökningssekretess”(preliminary investigation confidentiality). The preliminary investigation becomes public domain when charges are brought or its closed, as all goverment records is by default public documents “Offentlighetsprincipen” (Öffentlichkeitsprinzip).
nord-stream-in-zahlen_177_20131128.pdf
Im PDF der Nordstram AG steht, dass 24 Stunden, 7 Tage pro Woche die Überwachung der Pipeline für die Betriebssicherheit erfolgt. Weiß jemand, wie das gemacht wird? Kamera per Funk? Da auch die Wintershall Dea beteiligt ist, hätten die Deutschen nicht mehr Interesse, das aufzudecken?
Betriebssicherheit hat nichts mit Kameras etc. zu tun.
Sie müssen lediglich den Betriebsdruck überwachen, genauso wie Durchflussmengen, dazu natürlich die Betriebssicherheit aller oberirdischen Anlagen.
Gerne können Sie dafür in der Betriebssicherheitsverordnung mit entsprechenden TRBS schmökern.
Das sehe ich nicht so. Sicherheitsrelevante schweißnähte sollten geröntgt werden, was hier aber nicht geschah. Und jede Prüfung hat ihre Grenzen + fehlermöglichkeiten, letztendlich auch die menschliche störquelle. In Frankreich stehen übrigens alle AKW’s z.Z. Still wegen fehlerhafter schweißnähte und die wurden garantiert mehrfach geprüfte!
Bei nordstream werden um die 100000 schweißnähte erforderlich gewesen sein inklusive Prüfung, da kann schon mal ein Fehler auftreten. (siehe auch: Meldung vom 21. April 2008 schreibt „Der Spiegel“, die Nord Stream-Pipeline würde nur einer mittelmäßigen Sicherheitsprüfung unterzogen)
Ich geb dir aber recht mit dem Verursacher, dies deutet auf einen einzigen, der profitiert aber auch sehr von diesem Schaden und musste die Pipeline nicht bezahlen. Aber bei sprengungen bleiben immer Beweise zurück, das wird sich auch hier noch zeigen… Ich bleib dabei: Methode 1.!!!
Mir ist leider nicht bekannt, ob diese Art Wartungsrobotoren zum Einsatz kamen oder kommen. Unabhängig davon dürfte diese Methode auf Insider-Wissen schließen lassen. Klar kommen Molche regelmäßig in Pipelines zum Einsatz und an so einem molch eine ladung anzubringen wäre kein Problem, schicke ich hinter dem 1. Molch einen 2. Molch (ohne ladung) dann bringt die sprengladung sogar mehr, da der Druck nichtin der Leitung verpufft. Das erklärt auch, wieso mal eben 50meter)Leitung weg sind, ist nämlich genau die Entfernung zwischen beiden Molchen. Die sehr gerade risskannte deutet zwar auf eine schneidladung aber hier ist sie eher auf eine materialschwachstelle (zb. Schweissnaht) zurückzuführen. Es ist also die Methode 1. Das erscheint mir auch am einfachsten durchzuführen ohne selbst vor Ort sein zu müssen oder gar Taucher einsetzen zu müssen.
Den Einsatz von Wartungsrobotern (eingebrachte Sprengladung) kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, weil als Ergebnis einer Sprengung der Gaspipeline von innen keine glatte Schnittkanten die Folge wären. Auch der Personenkreis der Verdächtigen ließe sich eingrenzen. Materialfehler, die zu einer glatten Schnittkante führen, sollten ebenfalls unwahrscheinlich sein, weil alle Schweißnähte zertifiziert seien: https://www.nord-stream.com/de/presse-info/pressemitteilungen/zertifizierung-der-nord-stream-pipeline-nach-internationalen-standards-135/
Nun gibt es ja Unterwasser-Filmaufnahmen von dem Leck und auch die Aussage, dass etliche Meter Leitung fehlen. Wie beurteilen Sie diese Bilder in Bezug auf die unterschiedlichen Szenarien?
Leider lässt sich abschließend nichts Definitives sagen. Hier muss erst der Verbleib des Reststückes geklärt werden. Auch ist Bildmaterial der anderen Seite der Rohrleitung sowie der anderen Schadensstellen hilfreich. Die schwedische Regierung stuft die Aufklärung als geheim ein (https://www.heise.de/news/Nord-Stream-1-und-2-Schweden-behaelt-Untersuchungsergebnisse-fuer-sich-7309466.html) – es könnte daher durchaus sein, dass nie alle Details ans Licht kommen.
Vielen Dank für den sachlichen Artikel. Könnten Sie das “Seismogramm” bitte genauer erläutern, falls Sie Gelegenheit finden, evtl. mit Pfeilen? War es nur eine Detonation oder drei Detonationen und wie läßt sich dies ablesen? Der Sprengstoff müßte ja bei Hypothese 3) irgendwie auf den Rohren befestigt gewesen sein, oder eher zwischen Rohr und Meeresgrund “eingeschoben”, damit nicht ein Anker “versehentlich” ihn entfernt. Dann müßte ja sich das Rohr auch etwas angehoben und von der Lage verschoben haben, oder? Mir ist übrigens ein Rätsel, warum der gesamte Sachverhalt nicht ein viel größeres Thema in den deutschen Medien ist.
Herzlichen Dank für die Rückmeldung! Da ich kein Fachmann für die Interpretation des Seismogramms bin, kann ich leider nur auf die Dänen (GEUS) verweisen und deren Seite – hier geht man jedoch auch nicht tiefer ins Detail.
Da die Zerstörung mehrerer Rohre erfolgte, kamen hierzu mehrere Ladungen zum Einsatz. Diese wurden zeitversetzt gezündet (2:03 Uhr und 7:03 Uhr Dänische Zeit am 26. September 2022).
Zu 3) Ohne eine genaue Aufnahme des Tatortes wird sich die eingesetzte Methode nicht aufklären lassen. Mittlerweile liegen zwar Unterwasseraufnahmen der Nord Stream-Pipeline vor. Hier erscheinen die Schnittflächen sehr präzise und glatt, was den Einsatz von Schneidladung vermuten lässt. Für eine definitive Aussage ist es jedoch m. E. noch zu früh, weil die Unterwasserkamera leider nicht noch näher an die Schnittfläche herangezoomt hat. Hilfreich wäre zudem die Bergung eines herausgelösten Teils für eine genauere Betrachtung der Schnittfläche und Untersuchung auf metallische Anhaftungen z. B. von Kupfer, wie es durch den Munroe-Effekt (https://de.wikipedia.org/wiki/Munroe-Effekt) in Schneidladungen fokussiert ins zu trennende Material eingebracht wird und an den Schnittflächen anhaftet.
Gute Analyse. Tauchroboter gibt es in vielen Grössen und Ausführungen auf dem legalen Markt. Viele Firmen im Offshore-Baugewerbe haben solche, Survey-Firmen ebenso. Die meisten haben Kameras und sind über eine Nabelschnur an das Mutterschiff gekoppelt, weil das Übertragen von Funkdaten unter Wasser schwierig ist. Es gibt jedoch, weniger häufig, semi-autarke Systeme.
Ob man angebrachte Ladungen über Funk aus grosser Entfernung zünden kann, ist mir nicht bekannt. Sie könnten jedoch mit datum- und zeitgesteuerten autarken Zündsystemen ausgestattet gewesen sein.
Sollte jemand anders der Täter sein, wäre es ihr oder ihm wohl egal. Und wie gesagt: Man bräuchte ja vermutlich nicht einmal einen Molch, den man wieder retten müsste, um dessen Herkunft zu verschleiern. Vermutlich reicht ein “Mini-Fallschirm” an der Ladung, um in Transportrichtung mitgerissen zu werden.
Der focus hat einen Artikel der SZ “übernommen, ein Interview mit Andrij Koboljew (https://en.wikipedia.org/wiki/Andriy_Kobolyev) übernommen. Dessen Aussage ist, dass nur Russland hinter der Pipeline-Sabotage stecken kann.
https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/ukrainischer-energie-experte-sicher-russland-hat-sprengstoff-schon-beim-bau-der-pipelines-angebracht_id_158521210.html
Für mich stellt sich di8e Frage, wie die Zündung hätte erfolgen können?
Die Zündung könnte per Zeitzünder oder auch funkgesteuert erfolgen.
Hallo David,
dem Kommentar von Raphael Kröger schließe ich mich an.
Allerdings habe ich noch nicht verstanden, warum nicht auch im laufenden Betrieb ein Molch eingebracht worden sein könnte, der eine Ladung irgendwo ausgesetzt haben könnte, die zeitgesteuert nach Bergung des Molches an einem dafür vorgesehenem Wartungspunkt losgeht… Die Ladung müsste ja wohl in diesem Fall nicht einmal als Schneidladung platziert sein, sondern könnte sogar in der Leitung treibend explodieren und den Schaden anrichten? Je nachdem wäre es ja dann sogar ausreichend, die Ladung ohne Molch einzubringen und sie einfach eine bestimmte Zeit im Durchfluss mitnehmen zu lassen…?
Gruß,
Detlef
Herzlichen Dank für die Rückmeldung, Detlef! Prinzipiell wäre das Einbringen von Sprengstoff (viel benötigt man nicht) durch einen Molch auch eine Möglichkeit und dürfte unter die Variante 1 fallen. Allerdings dürfte diese Methode auf Insider-Wissen schließen lassen. Sollte Russland der Täter sein, möchte das Land alles verhindern, was den Verdacht von einem Innenangriff befeueren könnte.
Hätte eine solche von innen erfolgte Zündung nicht zur Folge, dass auch das Gas gezündet hätte? das hätte die Gasleitung dann in Längsrichtung aufreißen lassen, wie ein Würstchen im kochenden Wasser und es hätten sich ganz andere Oberflächenbilder der See gezeigt.
Nach meinem Dafürhalten erfolgte der Eingriff von außen.
Zum Zünden bedarf es eines Gas-Sauerstoff-Gemisches. Nord Stream habe reines Gas enthalten.
>im Durchfluss mitnehmen zu lassen…?
Welcher Durchfluß?
In allen Röhren gab es keinen Durchfluß, die Gaslieferung war eingestellt (NS1) bzw. nie aufgenommen (NS2).
Könnte nicht auch durch einen Molch später eine Sprengladung von Innen angebracht worden sein.
Dann hätte es mich so früh vorbereitet werden müssen. Wobei das möglicherweise dann den Seismischen Messungen widerspricht sieh Erklärung zu Version 1
Herzlichen Dank für die Rückmeldung! Prinzipiell wäre das Einbringen von Sprengstoff (viel benötigt man nicht) durch einen Molch auch eine Möglichkeit und dürfte unter die Variante 1 fallen. Mir ist leider nicht bekannt, ob diese Art Wartungsrobotoren zum Einsatz kamen oder kommen. Unabhängig davon dürfte diese Methode auf Insider-Wissen schließen lassen. Sollte Russland der Täter sein, möchte das Land alles verhindern, was den Verdacht von einem Innenangriff befeueren könnte.
Sehr anschaulich beschrieben was passiert sein “Könnte”.
Für sowohl Personen die im Umgang mit Sprengstoffen erfahren sind als auch unerfahren leicht verständlich geschrieben. Dabei sehr Sachlich, unaufgeregt und objektiv.
Danke David