Der fehlerhafte Umgang mit Sprengstoff kann hohe Sachschäden, Verletzte oder Tote zur Folge haben. Aus diesem Grund sind die Voraussetzungen und Anforderungen zur Ausbildung zum Sprengmeister entsprechend hoch.

Der fehlerhafte Umgang mit Sprengstoff kann hohe Sachschäden, Verletzte oder Tote zur Folge haben. Aus diesem Grund sind die Voraussetzungen und Anforderungen zur Ausbildung zum Sprengmeister entsprechend hoch.
Eines vorweg: den Sprengmeister im Sinne eines höheren Berufsabschlusses in handwerklichen, künstlerischen, technisch-gewerblichen, landwirtschaftlichen und weiteren Berufen gibt es nicht. Die Menschen, die mit Sprengstoff umgehen, werden in Deutschland als Sprengberechtigte bezeichnet und eine Meisterausbildung im Sprengwesen sucht man vergeblich. Stattdessen handelt es sich zum eine berufliche Zusatzqualifikation. In diesem Blog-Beitrag ist der Begriff Sprengmeister daher gleichwertig mit Sprengberechtigter (oder Sprengberechtigte – einer Kollegin bin ich in diesem Job jedoch bislang noch nicht begegnet.
Um die Bezeichnung Sprengberechtigter tragen zu dürfen, müssen einige Anforderungen erfüllt werden. Darunter zählen vor allem die Zuverlässigkeit und die persönliche Eignung. Was dies konkret bedeutet, kann man in § 8a Sprengstoffgesetz nachlesen. So darf der Anwärter beispielsweise nicht rechtskräftig wegen eines Verbrechens verurteilt sein. Auch darf sie/er keine Straftat begangen haben, für die er/sie rechtskräftig mit einer Geldstrafe von mindestens 60 Tagessätzen verurteilt wurde. Auch die gerechtfertigte Annahme von Tatsachen, dass der Anwärter mit Sprengstoff missbräuchlich umgeht oder Bestrebungen verfolgt, die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung richten, kann zu einem Versagen der Zuverlässigkeit führen. Die Behörde kann bei Zweifeln an der persönlichen Eignung verlangen, Gutachten auf eigene Kosten erstellen zu lassen und diese vorzulegen. Das können amts- oder fachärztliche oder fachpsychologische Gutachten sein. Innerhalb einer festgesetzten Frist müssen diese dann der Behörde gezeigt werden. Verweigert man die Untersuchung oder legt Gutachten nicht fristgerecht vor, kann die Behörde auf die Nichteignung schließen.
Ein Mindestalter von 21 Jahren und körperliche Eignung sind weiterhin Voraussetzung, um Sprengmeister werden zu können.
Die Ausbildung zum Sprengmeister erfolgt anhand gesetzlicher Bestimmungen an einer staatlich anerkannten Sprengschule. In der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz unter Abschnitt VIII findet man weitere Details. Die Ausbildung zum Sprengmeister beginnt mit einem sogenannten Grundlehrgang. Dieser richtet sich nach der späteren Tätigkeit des Sprengberechtigten. Folgende Grundlehrgänge werden angeboten:
Nach einem Grundlehrgang ist zur Spezialisierung der Besuch eines Sonderlehrgangs möglich. Hier ein paar Beispiele:
Die Liste der Sonderlehrgänge ist lang und zeigt die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Sprengstoff in verschiedenen Bereichen. Sei es beispielsweise bei der Beseitigung von Eis, welches sich vor einer Brücke aufstaut oder das Trennen von Stahlkonstruktionen unter Wasser. Übrigens ist nicht jeder Sonderlehrgang mit jedem Grundlehrgang kombinierbar. Möchte ich beispielsweise mit Sprengstoff filmische Szenen darstellen, erfordert der Sonderlehrgang Spezialeffekte für Film und Fernsehen den Besuch des Grundlehrgangs Umgang mit pyrotechnischen Gegenständen in Theatern.
Die Beschreibung aller Sonderlehrgänge dieser Stelle würde den Umfang dieses Beitrages sprengen und ist daher Thema zukünftiger Blog-Beiträge.
Doch bevor man einen Grundlehrgang besuchen kann, ist der Nachweis fachlicher Kenntnisse durch praktische Mitwirkung an Sprengungen zu erbringen. Bedeutet: der Anwärter muss einige Zeit z. B. bei einem Sprengunternehmen (Abbruch) oder Steinbruch unter Aufsicht eines ausgebildeten Sprengmeisters mitwirken und viele praktische Erfahrungen bei Sprengungen z. B. bei Abbruch von Gebäuden sammeln. Die Anzahl der nachzuweisenden Mitwirkungen bei einer Sprengung ist je nach Grundlehrgang unterschiedlich. Möchte man beispielsweise Gebäude sprengen, ist die erfolgreiche Teilnahme am Grundlehrgang Allgemeine Sprengarbeiten und der Nachweis von 50 Sprengungen Voraussetzung. Nachweise werden durch den beaufsichtigenden Sprengmeister schriftlich bestätigt.
Generall muss bei jedem Lehrgangsbesuch eine sogenannte Unbedenklichkeitsbescheinigung gemäß § 34 der Ersten Sprengverordnung mitgebracht und vorgelegt werden. Diese kostet zwischen 100 und 450 Euro. Wartezeiten bis zu zwei Monaten sind möglich, da die Behörde umfangreichere Erkundigungen über den Sprengberechtigten-Anwärter einholt. Welche Behörde dies ist, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. In Baden-Württemberg ist die Kreispolizeibehörde (Stadtverwaltung bzw. Landratsamt) die zuständige Stelle für den angehenden Sprengmeister. In anderen Bundesländern beispielsweise auch die Gewerbeaufsicht.
Ein polizeiliches Führungszeugnis ist nicht ausreichend.
Im Grundlehrgang, welcher fünf bis zehn Tage dauert, werden neben gesetzlichen Regeln auch theoretische und praktische Kenntnisse vermittelt. Also: welche Gesetze gelten, was ist hinsichtlich der Arbeitssicherheit zu beachten. Wie erstelle ich eine Gefährdungsbeurteilung. Welche Arten an Sprengstoffen gibt es, wie ist ein Sprengzünder aufgebaut und wie fertige ich eine Schlagpatrone an.
Nach Bestehen der Prüfung erhält der Anwärter ein Lehrgangszeugnis. Mit diesem geht er zu seiner Behörde, welche dann die lang ersehnte Befähigung gemäß § 20 Sprengstoffgesetz ausstellt. Diese ist – wie der Kfz-Führerschein – personengebunden.
Immer nach fünf Jahren ist der Besuch eines Wiederholungslehrgangs für jeden Sprengmeister verpflichtend. Auch hier erhält man ein Zeugnis, welches die Grundlage für die Erstellung/Verlängerung der befristeten Befähigung ist.
Es soll übrigens auch Anwärter gegeben haben, die auf den Gang zur Behörde verzichteten und das Lehrgangszeugnis dem Behördenvertreter bei der Sprengstelle zeigten. Was dazu führte, dass die Behörde (zurecht) die Sprengung untersagte. Ob auch die Eignung des Lehrgangsbesuchers infrage gestellt wurde, was gut möglich ist, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis.
Führt man die Tätigkeit als Sprengmeister nicht regelmäßig aus, kann der “Sprengschein” entzogen werden. Die jährliche Sprengung eines Kantholzes zur Aufrechterhaltung der sprengstoffrechtlichen Befähigung wurde seitens des Gesetzgebers bislang noch nicht bemängelt.
Kann ich als Sprengmeister mit meinem Befähigungsschein dann Sprengungen durchführen? Ja, aber nur im Auftrag eines Inhabers einer sprengstoffrechtlichen Erlaubnis gemäß § 7 SprengG. Inhaber einer solchen ist in der Regel der Unternehmer, also beispielsweise der Geschäftsführer des Abbruchunternehmens, Steinbruchbesitzer, usw. Der Unternehmer selbst benötigt keine Fachkunde (also Befähigung zum Sprengmeister), muss aber beispielsweise ebenfalls wie der Sprengberechtigte zuverlässig im Sinne des Sprengstoffgesetzes sein. Und Versicherungsschutz für die Tätigkeit nachweisen.
Zusammengefasst: möchte man Sprengmeister werden, benötigt man einen Betrieb, bei dem man anfangs durch einen alten Hasen in die Tätigkeit eingeführt wird. Wenn man dort ohnehin nicht bereits angestellt ist, kann es schwierig werden, neben einer anderen beruflichen Anstellung „nebenher“ Sprengmeister zu werden. Wie sehr ist der Beruf des Sprengmeisters gefragt? Im Umfeld der Abbrucharbeiten führt immer besser werdende Technik dazu, dass z. B. mit Longfront-Baggern ein staubfreierer und erschütterungsarmer Abriss von Gebäuden möglich wird. Folglich sind Jobs als Sprengmeister (Verdienstmöglichkeiten um die 3500 Euro) eher rar gesät.
Aber außer Abbruch gibt es noch zahlreiche andere Anwendungsfälle, wie beispielsweise das Sprengen in heißen Massen. Also überall dort, wo die Temperatur 75 °C übersteigt, wie es beispielsweise in Müllverbrennungsanlagen der Fall ist. Dort können Sprengberechtigte während des laufenden Betriebes selbst große Mengen an Ablagerungen sprengtechnisch entfernen, ohne die Anlage herunterzufahren (Sprengreinigung). Einsatzorte können hier Müllverbrennungsanlagen, Zementdrehrohröfen oder Kessel von Kohlekraftwerken sein. Aber auch das Auslösen von künstlichen Lawinen durch Zünden von Sprengstoff zur Erhöhung der Sicherheit zählt zu den Spezialisierungen im sprengtechnischen Umfeld.