Gendern – gesellschaftlicher Sprengstoff? Leider sind zahlreiche Nachteile, wie z. B. die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung oder Neurodivergenz der vermeintlich gendersensiblen Sprache nicht bekannt. Daher der Versuch einer ganzheitlichen Betrachtung und die Vorstellung einer barrierefreien Alternative als Betroffener.
Autor: David Domjahn
Entschuldigen Sie bitte die reißerische Überschrift.
Jedoch scheint der Streit um das Thema typisch für unser Land zu sein und nimmt mitunter fast religiöse Züge an. Es geht viel um Grundsatzfragen und Emotionen, weniger um konkrete Lösungen und deren Machbarkeit. Die Debatte leidet offenbar auch unter dem Mangel, Konsens zu suchen. Gegenteilige Meinungen werden als Angriff auf die eigene Person empfunden und Ambivalenzen werden als nicht tolerierbar empfunden. Schnell fühlt man sich unterdrückt. Im schlimmsten Fall so wie „Jana aus Kassel“, die sich allen Ernstes mit Sophie Scholl gleichsetzte.
Hat sich die Diskussionskultur dahingehend entwickelt, dass Argumente durch moralische Positionen ersetzt werden? Denn die Verwendung bestimmter Formulierungen reicht bereits aus, um ein bestimmtes (moralisches) Etikett zu vergeben. Die Frage nach den Gründen für die abweichende Meinung des Andersdenkenden wird nicht mehr gestellt. Stattdessen wird eine bestimmte Gesinnung unterstellt und jede weitere Diskussion beendet. Das gilt leider gleichermaßen für Gegner und Befürworter von Positionen.
Deshalb an dieser Stelle der Versuch einer sachlichen Einordnung eines komplexen Themas, welches sich leider nicht auf einen Instagram-Post reduzieren lässt.
Warum ich dieses so ausführlich betrachte? Gendern kann für Menschen mit Behinderung und Neurodivergenz (Links zu erklärenden Seiten sind orange markiert) problematisch sein. Sie können das nicht wissen, weil die Medien diesen Nachteil nur am Rande thematisieren. In diesem Beitrag werde ich als Betroffener von meinem Austausch mit ARD-Chef Prof. Dr. Kai Gniffke diesbezüglich berichten. Und darstellen, warum der Zwang zum Gendern mit der Grund war, mein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement in der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) zu beenden. Außerdem ärgert es mich, dass Dinge in den Medien nicht mehr gesamtheitlich betrachtet werden.
Im Folgenden werde ich daher 15 Gründe gegen die bisherigen Formen des Genderns vorstellen und mit Gendern 2.0 eine Lösung beschreiben, die in anderen Ländern bereits längst praktiziert wird und auch hier sozialen Frieden versprechen kann. Diese Form werde ich in diesem Beitrag anwenden – vielleicht stolpern Sie darüber.
Einen Anspruch auf Richtigkeit erhebe ich nicht. Ich kann falsch liegen. In diesem Fall bitte ich Sie mein Argument anzugreifen und nicht mich als Person. Bitte nutzen Sie dazu den Kommentarbereich am Ende, um auch andere an Ihren Gedanken teilhaben zu lassen.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich kritisiere nicht die lobenswerte Idee von Inklusion, sondern nur die aktuellen Formen, welche leider die Sache in mehrfacher Hinsicht noch schlimmer machen. Mein Wunsch ist es daher, Befürworter der aktuellen Formen eine andere Sichtweise zu vermitteln. Aber auch Gegnern die Sichtweise von Befürwortern verständlich zu machen.
Zunächst ein paar Worte zu meiner Person, damit Sie sich ein Bild von mir machen können:
Die letzten beiden Punkte sind es, die mich dazu veranlassen, in diesem Beitrag die einzelnen Aspekte in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Denn leider hat eine Abwägung aller Vor- und Nachteile der bisherigen Formen des Genderns noch nicht stattgefunden.
Die Reaktionen von hauptamtlicher Seite, als ich mit Hinweis auf die Nachteile die im Lösungsansatz Gendern 2.0 vorgestellte barrierefreie Form vorschlug, waren Grund genug, auf weiteres gesellschaftliches ehrenamtliches, d. h. unentgeltliches Engagement zu verzichten und nach über 30 Jahren aus dem THW, das Teil meines Lebens war, auszutreten. Die Hintergründe werde ich in Abschnitt Der Zwang zum Gendern führt zu Entfremdung beschreiben.
Oft werden wissenschaftliche Studien als alleinige Begründung herangezogen. Warum Gendern der LGBT-Sache m. E. enormen Schaden zufügt, werde ich als „Betroffener“ ebenfalls darstellen. Und erläutern, warum ich als Schwuler Gendersterne und Regenbogenfahnen als Zeichen der Provokation und Machtausübung empfinde. Gerne möchte ich Ihnen auch einen Einblick in die Denkweise eines Ideologen geben, wie ich selbst einmal einer war, als ich vom „weißen Mann“ gesprochen und ungeimpfte Mitarbeiter meines Unternehmens systematisch ausgegrenzt habe.
Das Thema ist komplex und um Redundanzen zu vermeiden, fasse ich die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Bitte entschuldigen Sie, dass der Beitrag umfangreicher geworden ist.
Die zahlreichen bislang nicht betrachteten Nachteile und Seiteneffekte erfordern jedoch eine detaillierte Betrachtung. Dabei verspreche ich Ihnen eine sachliche Darstellung eines emotionalen Themas, weil ich die Beweggründe der Befürworter der aktuellen Formen des Genderns kenne und sehr gut nachvollziehen kann.
Möglicherweise habe ich wichtige Aspekte nicht berücksichtigt und freue mich über Ihre kritische Rückmeldung und Ergänzungen. Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag ausschließlich meine Ansicht wiedergibt. Ich erhebe nicht den Anspruch, z. B. für andere LGBT-Zugehörige zu sprechen oder meine Darstellungen als allgemeingültig anzusehen.
Alle Aussagen werde ich mit Quellen belegen.
Die im Folgenden beschriebenen wesentlichen Nachteile des Genderns in den aktuellen Formen werden von den Medien nur am Rande beleuchtet und fließen daher nicht in die Gesamtbilanz ein:
Auf stilistische Argumente gehe ich nicht ein.
Rechtliche Überlegungen und Gerichtsurteile zum Thema sind im Abschnitt Rechtslage zu finden.
Den bislang wenig beachteten Lösungsansatz (Gendern 2.0 durch Verzicht auf movierte Formen), welcher die dargestellten Nachteile beseitigt, werde ich darstellen.
Im Abschnitt Gendern und der ÖRR lasse ich Sie an meinem E-Mail-Austausch mit dem ARD-Intendanten Prof. Dr. Kai Gniffke zum Thema Behindertenrechte Einblick teilhaben.
Die Denkweise von Ideologen und Empfehlungen zum Umgang mit solchen finden Sie im Abschnitt (Gender-)Ideologen: Die eigene ideologische Verblendung bemerkt man selbst nicht.
Erfolgsmeldungen aufgrund dieses Beitrags finden Sie hier.
Bislang haben überwiegend konservative Medien über den Grund meines Austritts aus dem THW aufgrund dortiger Verpflichtung zum Gendern berichtet – siehe Medienecho. Von daher freue ich mich, wenn nicht nur NIUS, sondern auch andere Medien endlich die massiven Nachteile gerade für Neurodivergente und den nachweislichen Zwang zum Gendern aufgreifen. Mein Ziel ist es nicht, den rechten Rand zu stärken oder Beifall von dort zu erhalten (wobei ich mir für diese Aussage einen Rüffel von Hans-Magnus Enzensberger hätte einfangen können, der gesagt hat: „Die Angst vor dem ‚Beifall von der falschen Seite‘ ist nicht nur überflüssig. Sie ist ein Charakteristikum totalitären Denkens.“)
Am Ende des Beitrags freue ich mich auf Ihren Kommentar. Hier interessiert mich besonders, wie Sie als möglicherweise Neurodivergenter / Behinderter gegenderte Texte wahrnehmen. Interessant wäre auch, zu erfahren, ob Sie als Befürworter des Genderns den alltäglichen Sprachgebrauch als männlich wahrnehmen, seit wann dies der Fall ist und ob Sie sich mit dem vorgestellten Lösungsansatz Gendern 2.0 anfreunden könnten.
Bitte teilen Sie den Beitrag in sozialen Netzen, um auf die Problematik von Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz aufmerksam zu machen.
Über eine Vernetzung auf LinkedIn freue ich mich.
Fangen wir an. Verlinkungen für Definitionen und weitere Informationen sind orange gekennzeichnet.
Mit Gendern soll die Sichtbarkeit nichtbinärer Personen erhöht werden und auch Frauen im Sprachgebrauch hervorgehoben werden.
Befürworter des Genderns sind der Ansicht, dass das generische Maskulinum nicht mehr alle Menschen inkludiert, also nur noch männliche Personen beschreibt, und dass Geschlechtergerechtigkeit erst z. B. durch Beidnennungen (z. B. Bürgerinnen und Bürger) oder Sonderzeichen wie „Bürger*innen“ hergestellt wird. An dieser Stelle möchte ich nicht näher auf die verschiedenen Möglichkeiten eingehen und verweise auf Seiten, die diese ausführlich beschreiben, wie z. B. https://www.genderleicht.de.
Ob Frauen zur Zeit der Entwicklung germanischer/romanischer Sprachen weniger Stellenwert als der Mann hatten und dies der Grund war, durchgehend die maskuline Form verwenden, um alle mit Personen- und Berufsbezeichnungen sowie Indefinitpronomen (keiner, der; niemand, der; jeder, der; …) zu inkludieren, kann ich fachlich nicht beurteilen und ist nicht Gegenstand dieser Betrachtung. Wichtig für mich ist die Bewertung des Ist-Stands (gravierende Nachteile im Hinblick auf fehlende Barrierefreiheit, Milliarden bereits gedruckte Seiten, Akzeptanz, Abgleich der vermeintlichen sprachlichen Ungerechtigkeit mit der Realität) und die Zukunft. Auch die Annahme, dass Sprache Bewusstsein bestimme, kann ich nicht beurteilen und möchte hierzu auf die Kritikpunkte der Sapir-Whorf-Hypothese verweisen.
Der Versuch, eine vermeintliche sprachliche Ungerechtigkeit zu beseitigen verbunden mit dem Wunsch, alle anzusprechen, erfolgt durch das Gendern in den gängigen Formen. Hierbei werden sprachliche Mittel eingesetzt, um die Verwendung des generischen Maskulinums zu vermeiden. Die daraus resultierenden Seiteneffekte führen leider zum Gegenteil dessen, was eigentlich gut gemeint war. Oder um es anders auszudrücken: Gendern in den aktuellen Formen macht die Sache in mehrfacher Hinsicht noch schlimmer.
Der Rechtschreibrat ist für alle verbindlich, die sich an die amtliche deutsche Rechtschreibung halten. Er wurde 2004 von den Kultusministern der deutschen Bundesländer und den Vertretern der deutschsprachigen Kantone der Schweiz gegründet. Er ist zuständig für die Festlegung und Fortschreibung der Regeln der deutschen Rechtschreibung. Die vom Rechtschreibrat festgelegte Rechtschreibung ist insbesondere für Schulen und die öffentliche Verwaltung verpflichtend. Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt die Verwendung von Gender-Sonderzeichen auch wegen der mangelnden Barrierefreiheit nicht.
Mit ähnlicher Begründung hat im November 2017 der damalige Premierminister Edouard Philippe die französischen Ministerien angewiesen, keine gegenderten Texte mehr zu verwenden. Auch die Académie française als oberster Hüter der französischen Sprache hatte sich damals gegen die „inklusive Sprache“ ausgesprochen, um die „Verständlichkeit und Klarheit“ der Sprache zu erhalten.
Mit änlicher Begründung hat die schweizer Bundesverwaltung unlängst Fakten geschaffen: Der Genderstern und ähnliche Schreibweisen sind in Schweizer Behörden untersagt. Sie führten zu „einer Reihe von sprachlichen Problemen“.
Der Duden, der als Referenz oft benannt wird, ist lediglich deskriptiv und nicht verbindlich. Das bedeutet, dass er in erster Linie beschreibend ist und die tatsächliche Verwendung von Wörtern und Regeln in der deutschen Sprache dokumentiert. Er spiegelt wider, wie Wörter und Regeln von den Sprechern und Schreibern tatsächlich verwendet werden. Der Duden ist Marke des privatwirtschaftlichen Cornelsen-Verlages und nicht normativ im rechtlichen Sinne. Das heißt, es gibt keine Gesetze oder Vorschriften, die die Einhaltung der Duden-Regeln vorschreiben.
Die einzige verbindliche Instanz für Verwaltung und Schule ist der demokratisch legitimierte Rechtschreibrat.
Was Sie nicht wissen können, da dieses Thema in den Medien nur am Rande betrachtet wird: Gendern mit Sonderzeichen kann eine große Zahl von Menschen mit Behinderung bzw. Neurodivergenz diskriminieren. Diese Menschen nehmen Informationen auf eine andere Art und Weise wahr und sind nicht in der Lage, ihre Perzeption zu ändern, da diese Eigenschaften oft von Geburt an vorhanden sind. Einen ersten Überblick bietet die Website spektrumfrau.de von Anja Matthausch.
Der Autist Max Neumann gibt in seinem Blog dasfotobus einen Einblick in die Wahrnehmung von mit Gender-Sonderzeichen versehenen Texten, wie ich sie mit Ticker-Tape-Synästhesie in ähnlicher Weise als störend zu lesen empfinde:
«Stell dir einen wohlformulierten Brief vor, den du problemlos lesen könntest. Aber bei jedem dritten Wort klopft dir jemand auf die Schulter und hält dir eine Sirene direkt ans Ohr.
Währenddessen blinkt jemand mit einer Taschenlampe immer von hinten durchs Papier.»Max Neumann, Autist
Aber auch Menschen mit Leserechtschreibschwäche (LRS) / Legasthenie (genetisch bedingt), können Probleme mit gegenderten Texten haben. Legastheniker sind nicht dumm – einige berühmte Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Ernest Hemingway gehörten zu den Betroffenen. Leider wird Menschen mit LRS oft die Diskussionsfähigkeit abgesprochen, weil Rechtschreibfehler oder Leseschwäche mit mangelnder Intelligenz gleichgesetzt werden. Dies erschwert Legasthenikern die Wahrnehmung als Gesprächspartner auf Augenhöhe. Laut Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie sind etwa zwölf Prozent der Bevölkerung in Deutschland von einer Leserechtschreibstörung betroffen. Aus diesem Grund rät der Bundesverband von der Verwendung von Gender-Sonderzeichen ab.
Im Nordbayern.de-Beitrag wird dargestellt, wie Menschen mit Leserechtschreibschwäche sich selbst am Binnen-I („LeserInnen“) schwertun.
Einer sechsstelligen Zahl blinder und sehbehinderter Menschen wird das Recht auf (sprachliche) Barrierefreiheit vorenthalten, da Sonderzeichen als solche oder als Pause durch den Sprachcomputer vorgelesen werden können. Vorlesesoftware wird zwar immer besser, verändert aber die Semantik, um Texte vorlesbar zu machen. Der Blindenverband sieht den Gedanken hinter dem Gendern nicht kritisch, wohl aber die Verwendung von Sonderzeichen.
Aphasiker, Menschen mit Lernschwierigkeiten, Demenz oder Schlaganfallpatienten können Probleme mit dieser Sprechform haben.
Gehörlose, die auf Gebärdensprache angewiesen sind, können durch Gendern bedingte diskriminierende Gesten, die sich auf körperliche Merkmale beziehen oder mit Mundbewegungen verbunden sind, als unangenehm empfinden (siehe o. a. Nordbayern-Artikel oder Erfahrung / nebenstehender Screenshot). Der gesprochene Glottisschlag, z. B. „Bürger<Pause>innen“, kann für gehörlose Menschen verwirrend sein. Auch wenn immer wieder gerne darauf hingewiesen wird, dass z. B. bei der Aussprache von „Spiegelei“ eine ähnliche Pause entsteht, ist der Glottisschlag im Wortinneren im Deutschen kein obligatorischer Laut, kein Phonem und keine bedeutungsunterscheidende Einheit.
Für ca. 4 Prozent der Synästhetiker, also ca. drei Millionen Menschen, kann das Gendern unangenehm sein, so auch für mich mit Ticker-Tape-Synästhesie und Sequenz-Raum-Synästhesie. Jedes Gender-Sonderzeichen löst bei mir einen kurzen Aussetzer aus, den ich auch bildlich wahrnehme, ähnlich wie ihn auch der oben zitierte Autist Max Neumann beschreibt. Auch wenn dieses Gefühl nur kurz anhält, empfinde ich das Lesen längerer Texte mit Sonderzeichen unzumutbar. Von daher vermeide ich gegenderte Texte, auch um mein Sprachgefühl – Teil meiner Identität – nicht weiter anzugreifen. Auf die Möglichkeiten der barrierefreien Ausgabe von „gegenderten“ Homepages werde ich später noch eingehen.
Ältere Menschen können „gegenderte“ Texte als störend empfinden, weil Sprache auch Teil ihrer Identität ist, die durch den lebenslang gewohnten Sprachgebrauch nun durch „Gendern“ in einer zum alltäglichen Sprachgebrauch widersprüchlichen Form angegriffen wird. Mit zunehmendem Alter nimmt die Flexibilität, lebenslange Gewohnheiten (Sprachgebrauch) zu ändern, ab.
Eine Pauschalisierung ist grundsätzlich nicht möglich, da jeder Mensch individuell ist. Meine über 80-jährige Mutter hat beispielsweise keine Probleme mit den Sonderzeichen, sie liest sie über und findet sie nicht störend. Selbst unter Blinden und Sehbehinderten, welche auf Vorlesesoftware angewiesen sind, wird das Thema kontrovers diskutiert. Und es gibt Autisten, die erwarten sogar Sonderzeichen, während diese für Max Neumann, den Instagram-User benjaminbuxbaum (siehe Screenshot auf die Rückmeldung meines THW-Abschiedsbeitrages) oder mich aber schlicht unlesbar sind.
Wäre dem nicht so, würde ich meine Energie in andere Themen investieren. Und mich möglicherweise kopfschüttelnd über die Betroffenen wundern, weil ich mich in ihre Lage nicht hineinversetzen kann/möchte. Schon im eigenen Interesse würde ich diese Sprechform deshalb gerne akzeptieren, kann es aber nicht. Wie es auch Menschen mit genetisch bzw. neuronal bedingten Angststörungen, Depression, Tourette, usw., nicht KÖNNEN, so gerne sie es WOLLTEN. Wer nicht selbst betroffen ist, KANN die Probleme nicht nachvollziehen. Sätze wie „Merkwürdig, ICH habe keine Probleme, es liegt daher alleine an deiner Einstellung/Mindset!“ helfen Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz nicht und werden als unsensibel wahrgenommen.
Stellen Sie sich vor, Sie seien blind und man würde Ihnen empfehlen, doch Ihr Mindset zu ändern, denn der andere könne ja problemlos lesen. Ähnlich ergeht es Neurodivergenten mit Störung des rezeptiven und expressiven Sprachverständnisses. Diese können einen Text nicht einfach „nochmals durchlesen“, um ihn zu verstehen.
Als Randgruppe haben Menschen mit Behinderung / Neurodivergenz keine mächtige Lobby. Daher ist die Problematik in der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Der Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e. V. ist zum Beispiel auf Spendengelder angewiesen.
Auf meinen Hinweis mit Verlinkung auf Quellen wie TAZ.de oder Nordbayern.de als selbst Betroffener ähneln sich die Reaktionen:
Sie glauben mir nicht? Machen Sie bitte mal den Selbstversuch z. B. auf der Instagram-Präsenz des SWR-Angebotes Funk und weisen Sie mit Quellenangaben auf die Beiträge in der TAZ und auf Nordbayern.de auf die Behindertenfeindlichkeit hin.
Immer wieder werden den Betroffenen ihre Probleme abgesprochen oder sie müssen sich als Behinderte sogar mit dem Vorwurf der Instrumentalisierung von Menschen mit Behinderung auseinandersetzen. Auch mir wurde auf meinen Einwand mitgeteilt: „Die sind doch sowieso behindert“.
Gender-Sonderzeichen schaffen mitunter gewollte Störungen im Lesefluss, was nicht barrierefrei sein kann. Denn die Barriere mit den Gender-Sonderzeichen *, : und _ wurde bewusst geschaffen, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Wie soll aber einem Sehbehinderten erklärt werden, dass nur an einigen Stellen Kleingedrucktes verwendet wird, oder einem Rollstuhlfahrer, dass ein paar paar kleine Stufen doch nicht stören? Wer nicht selbst betroffen ist, scheint das Problem nicht verstehen zu können – und vielleicht auch nicht verstehen zu wollen. Bitte glauben Sie mir: das Lesen von gegenderten Texten empfinde nicht nur ich als Neurodivergenter aufgrund der bewussten Barrierebehaftung als Qual.
Selbst ein langjähriger THW-Kamerad schrieb mir allen Ernstes, als ich ihm meine Schwierigkeiten schilderte, dass er auch in Zukunft die Rechte von Menschen mit Behinderung hinten anstellen würde (siehe Screenshot).
Es war die nicht nachvollziehbare Reaktion auf meine anfangs sachlich vorgetragene Kritik, die dazu geführt hat, dass ich meine seit Jahrzehnten ausgeübte ehrenamtliche Tätigkeit im THW aufgegeben habe, siehe Abschnitt Ein Zwang zum Gendern führt zu Entfremdung.
Die Nichtdiskriminierung von Menschen mit Behinderung ist Bestandteil des Grundgesetzes, siehe Art. 3 letzter Satz : „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“. Das Bundesverfassungsgericht hat im November 2023 Legasthenie als Behinderung anerkannt.
Wie eine höchstrichterlich festgestellte Behinderung (Legasthenie) mit dem im Grundgesetz verankerten Diskriminierungsverbot in Bezug auf Gender-Sonderzeichen in Einklang zu bringen ist, konnte mir bisher niemand beantworten.
Die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK) konkretisiert grundlegende Menschenrechte für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen. Sie erfasst Lebensbereiche wie Barrierefreiheit, persönliche Mobilität, Gesundheit, Bildung, Beschäftigung, Rehabilitation, Teilhabe am politischen Leben, Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung.
Zur Herstellung der grundgesetzlich verbrieften Barrierefreiheit bestehen folgende Möglichkeiten Gendersonderzeichen aus Texten zu entfernen.
Kurzfristig:
Empfehlen möchte ich das Plugin Remove German Gender Language, das die Ersetzung von Gendersonderzeichen nach Herbeiführung barrierefreier Texte farblich darstellen machen kann, so dass die politische Färbung des Autors (siehe Abschnitt Gendern ist politisch gefärbt) sichtbar bleibt.
Langfristig:
Es liegt mir fern, marginalisierte Gruppen gegeneinander auszuspielen. Aber fällt es nur mir als LGBT-Angehörigen auf, dass es für Menschen mit Behinderungen keine Feier- und Gedenktage in der Häufigkeit, Intensität und Penetranz gibt, wie es für LGBT der Fall ist? Allein der Juni ist als Pride-Monat ganz LGBT gewidmet. Der „queere Kalender“ listet weitere Gedenktage auf.
Da Gendern ursprünglich die Wahrnehmung von Frauen erhöhen soll, empfinden Sie es nicht verwunderlich, dass Frauen im Vergleich zu LGBT mit nur einem Gedenktag, dem Weltfrauentag am 8. März, abgespeist werden?
Gleiches gilt für Menschen mit Behinderung. Auch für diese ist nur ein einziger Gedenktag am 3. Dezember vorgesehen. Haben Sie an diesem, wie zum Beispiel beim „Transgender Day of Visibility“ am 31. März, jemals ein vergleichbares Engagement wahrgenommen?
Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass behinderte Menschen dankbar sind, wenn sie nicht ständig durch vergleichbare Symbolik (z. B. Rollstuhlfahrer🦽innen) auf ihr Anderssein hingewiesen werden, sondern als gleichberechtigter Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden.
Nicht nur in Innsbruck wurden Zebrastreifen in den Farben blau, rosa und weiß für die „Erhöhung der Sichtbarkeit“ von Transsexuellen gestaltet: „Die traditionelle Heilsbotschaft des Osterfestes ist umfassend und für alle Menschen universell gültig. Der Transgender Day of Visibility fällt heuer damit zusammen – und ist ein wunderbarer Anlass, sich gegen die Diskriminierung und für die Menschenrechte von oft kaum sichtbaren Gruppen einsetzen. Die wehende Flagge am Rathausbalkon ist zwar nur ein Symbol dafür – aber ein wichtiges“, betont Bürgermeister Georg Willi.
Angesichts des Dauerbeschusses mit Gender-Sternen und Regenbogenfahnen von mangelnder Sichtbarkeit zu sprechen, wirkt unfreiwillig komisch. Denn der Begriff Sichtbarkeit ist durch exzessiven Gebrauch unerträglich geworden. Die ständige Sichtbarkeit von Regenbogenflaggen und deren Vereinnahmung durch Unbeteiligte empfinde ich als Schwuler als fremdbestimmtes Othering, das meine Identität stereotypisiert.
Das Konzept des Othering hat seinen Ursprung im Werk verschiedener Philosophen. In seiner Phänomenologie des Geistes untersucht Hegel im Kapitel „Herrschaft und Knechtschaft“ die Dynamik der menschlichen Anerkennung und wie sie mit der Konstruktion des Selbst und der Abgrenzung des Anderen verbunden ist. Hegel fordert die Anerkennung der Gleichheit und Würde aller Menschen, um asymmetrische Verhältnisse zu überwinden. Daraus folgt, dass auch die eigene Identitätsbildung nicht auf der Abgrenzung von anderen beruht, sondern auf Gegenseitigkeit und Respekt ohne die Fremdbestimmung über andere. Nicht Stereotype (LGBT/Sexualität), sondern allein die grundsätzliche Anerkennung des Menschseins und der Würde des Anderen sollten die eigene Wahrnehmung prägen.
Stattdessen wird meine Minderheit 7×24 gehypt, als feierten wir die Befreiung von jahrelanger Terrorherrschaft!
Über 6 Millionen Analphabeten wird die Hürde zur gesellschaftlichen Teilhabe durch die Verkomplizierung des Sprachgebrauchs durch zwei Versionen in den verschiedensten Untervarianten
weiter erhöht. Selbst Nichtmuttersprachler kennen die Varianten des Genderns nicht.
Erschwert wird durch Gendern das Textverständnis für Menschen mit sehr geringen Lesekompetenzen (Adressierte der Leichten Sprache) oder Leseungeübte (Adressierte der Einfachen Sprache). Das sind ca. 40 Prozent der Bevölkerung. Wegen der komplizierteren Rechtschreibung und Grammatik wird es schwieriger, die Schriftsprache zu erlernen: „Bei geübten Lesenden [sic!] sinkt die Lesegeschwindigkeit, bei weniger geübten auch die Lesemotivation“, sagt der Soziologe Wolfgang Beywl.
In Deutschland hat etwa ein Viertel aller Viertklässler Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben.
Drei Millionen Flüchtlinge (Begriffsverwendung gemäß UNHCR-Definition) und Nichtmuttersprachler sind zu integrieren. Sie stehen vor der Herausforderung zu unterscheiden, wann „der Bürger“ generisch verstanden sein soll und wann nicht und welche Form welche Bedeutung hat. Wie das Beispiel des Renk-Magazins verdeutlicht, erfordert durchgängiges Gendern höchste Konzentration, so dass offensichtliche Fehler („schlecht intergiert“) schon gar nicht mehr auffallen. Wie soll ein Nichtmuttersprachler angesichts dieser Komplexität zum Lernen unserer Sprache motiviert sein?
Meine Ansicht: wir brauchen Zuwanderung, zumal viele „Bio-Deutsche“ sich leider zu fein sind, einen handwerklichen Beruf zu erlenen und auszuüben! Schauen Sie doch einmal, wer unser Land am Laufen hält, sei es bei der Müllabfuhr, in der Pflege oder auf Baustellen.
Jeder, der hier einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten möchte, unsere Werte (Grundgesetz und Recht) teilt und sein eigenes Geld verdient, soll m. E. willkommen sein! Sprache ist jedoch der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Scheitert diese, sind Parallelgesellschaften zu befürchten. Die geringe Wahlbeteiligung in Gegenden mit hohem Migrantenanteil oder Armut überrascht nicht.
Was Befürworter des Genderns übersehen: Mit allen aktuellen Formen des Genderns wird die Generizität des Genus Commune angegriffen, was dazu führt, dass dem „Bürger”, „Schüler“, … jetzt ein männliches Geschlecht zugewiesen wird, welches zuvor irrelevant war. Das generische Maskulinum verliert damit seine Funktion einer verallgemeinernden Gattungsbezeichnung und meint nur noch Männer: „Wer gendert, entledigt das Maskulinum seiner generischen Bedeutung – wo Expert*innen sind, sind Experten nur Männer“ sagt Dr. Ewa Trutkowski, Linguistin.
Diese schlichte Logik – um dies zu erkennen, muss man nicht einmal Sprachwissenschaften studiert haben – führt bei mir dazu, dass ich seit Einzug des Genderns den alltäglichen (ungegenderten) Sprachgebrauch rein männlich lese und auch höre. Mich treibt das in den Wahnsinn und vermutlich auch weibliche Befürworter „gendergerechter“ Sprache, die meine Wahrnehmung teilen und sich vom generischen Maskulinum nicht (mehr) angesprochen fühlen. Dies kann ich nachvollziehen, weil der Trend des Genderns durch das Gendern verursacht wird, wie auch der Kommentar eines weiblichen Lesers auf LinkedIn zum Thema Gendern zeigt:
Auch ständige Doppelbenennungen, wie z. B. „Schülerinnen und Schüler“ außerhalb der Anrede verweisen auf die Verschiedenheit der Geschlechter, deren Gleichwertigkeit eigentlich betont werden sollte. Doch damit findet keine Gleichberechtigung statt, sondern um eine Politisierung und Sexualisierung der Lebenswelt, als ob das Geschlecht in allen menschlichen Angelegenheiten eine primäre Rolle spielen würde. Der Mensch als Wesen, das an der einen gemeinsamen Vernunft teilhat, verschwindet, und plötzlich stehen sich Frauen und Männer wie in einer Art permanentem Kulturkampf gegenüber. Wer getrennt benennt, will auch trennen.
Haben Sie sich gewundert, dass bei der höflich gemeinten Doppelung bei der Aussprache öfters das Suffix „-innen“ verlorengeht? Olaf Scholz, dessen Reden ebenso wie die von Friedrich Merz von ständigen Beidnennungen durchsetzt sind, spricht dann von „Bürgern und Bürgern“. Das hat einen linguistischen Hintergrund, das Behaghelsche Gesetz der wachsenden Glieder. Dieses besagt, dass in Reihungen intuitiv das kürzere Wort dem Längeren vorausgeht. Dies trägt zusätzlich zu einer männlichen Lesart der Sprache bei, wenn dadurch unbeabsichtigt zweimal der Mann genannt wird.
Doppelnennungen reduzieren nicht nur die Menge der Gemeinten, sie führen auch auf semantische Abwege, weil man durchgehend „light“ gendern müsste: „Terroristinnen und Terroristen“ klingt seltsam respektvoll. Auch die ständige Nennung beider Geschlechter als Form des „zurückhaltenden Genderns“ kann den Sinn entstellen. So bekommt zum Beispiel die gegenderte Losung „Proletarierinnen und Proletarier aller Länder, vereinigt euch“ eine völlig neue Bedeutung.
Beiträge mit ständigen Doppelnennungen außerhalb der Anrede empfinde ich als Angriff auf mein Sprachgefühl und meide diese. Wenn ich nach solchen Texten anschließend „ungegenderte“ Beiträge lese, bleibe ich dort bei generischen Berufs- und Personenbezeichnungen hängen, weil ich die movierte Form vermisse und reflektieren muss, ob hier nur der Mann gemeint ist. Dann füge ich selber gedanklich ein „:innen“ hinzu. Wie es anderen geht, die beruflich angehalten sind, Gendersprache gegen ihren Willen zu verwenden oder sich durch den alltäglichen Sprachgebrauch nicht (mehr) angesprochen fühlen, möchte ich mir nicht ausmalen.
Genderstern, Unterstrich, Querstrich sind fast ausschließlich Erscheinungen der Schriftsprache. Versuche, den Stern auch auszusprechen, wie es selten praktiziert wird, erzeugen beim Zuhörer mindestens Fragezeichen in mehrfacher Hinsicht. So äußerte sich Katalin Gennburg, Politikerin der Linken, am 07.03.2024 zum Antrag ihrer Fraktion „Kostenlose öffentliche Toiletten für Berlin – Nutzungsgebühren aufheben und Standorte ausbauen!“ im Berliner Abgeordnetenhaus. Sie forderte „Pinkelgerechtigkeit zwischen Penisträger*innen und Sitzpinkler*innen“, wie in folgendem Video zu sehen.
Diese Laborsprache aus dem universitären Umfeld hat offensichtlich keine Chance und fördert die männliche Lesart in der Alltagssprache. Abgesehen davon finde ich es von der Symbolik her weniger inklusiv, einen Teil (m)einer Minderheit durch eine Sprechpause auszulöschen.
Zur Begründung des Genderns verwenden sogar selbst renommierte Institutionen, wie das Universitätsklinikum Düsseldorf, gerne folgendes Beispiel:
«Vater und Sohn fahren im Auto. Sie haben einen schweren Unfall, bei dem der Vater sofort stirbt. Der Bub wird mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus gebracht, in dem ein Chef-Chirurg arbeitet, der eine bekannte Kapazität für Kopfverletzungen ist. Die Operation wird vorbereitet, alles ist fertig, als der Chef-Chirurg erscheint, blass wird und sagt: "Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!"
Frage: In welchem Verwandtschaftsverhältnis stehen der Chirurg und das Kind?" Wissen Sie es? Ist es ein uneheliches Kind, eine Adoption? Die Antwort ist: Der Chirurg ist die Mutter des Kindes, also eigentlich die Chirurgin.»Universitätsklinikum Düsseldorf
„Stimmt, so habe ich das noch nie gesehen“, mögen Sie denken. Aber wann sind Sie in Ihrem Leben schon einmal mit einer so verwirrenden Aussage konfrontiert worden?
Das Gendern betrifft ausschließlich die generische Verwendung von Personen- und Berufsbezeichnungen und „der Chirurg“ beschreibt in diesem Beispiel keine generische, sondern individuelle weibliche Person.
Das aus dem Englischen übersetzte Rätsel eignet sich nicht als Begründung für das Gendern, sondern soll Geschlechterstereotype verdeutlichen. Denn im Englischen als eine geschlechtsneutrale Sprache können – im Gegensatz zum Deutschen – keine geschlechtsspezifischen Unterscheidungen getroffen werden.
Durch die Verwendung der movierten grammatischen Form „Chirurgin“ hätte der Autor in der deutschen Übersetzung jegliche Verwirrung beseitigen können.
Dennoch suggeriert das Rätsel, dass der „Chirurg“ hier nur ein Mann sein kann. Hier werden bewusst grammatische maskuline Formen in einen Kontext gestellt, in denen generische Maskulina typischerweise nicht verwendet werden. Dadurch ist eine geschlechtsspezifische Missinterpretation und Verwirrung vorprogrammiert.
Assoziationen können unbewusst entstehen. In der Psychologie spricht man von Framing– und Priming-Effekten, die zum Teil bewusst zur Manipulation eingesetzt werden. Ein bekanntes Frage-Antwort-Spiel zeigt beispielhaft, wie der „Priming-Effekt“ funktioniert. Stellen Sie Ihrem Gegenüber folgende Fragen: Welche Farbe hat Schnee? Welche Farbe hat Papier? Welche Farbe hat Puderzucker? Alle Fragen sollten mit „weiß“ beantwortet werden. Lassen Sie Ihre Testperson dreimal hintereinander „weiß“ sagen und fragen Sie dann: „Was trinkt die Kuh? Bitte schnell antworten!“ Die Antwort lautet oft „Milch“ statt „Wasser“.
Der Psychologe Robert Zajonc zeigte seinen Testpersonen für nur einen Sekundenbruchteil entweder das Bild eines freundlichen, eines neutralen oder eines verärgerten Gesichts. Anschließend sollten die Probanden chinesische Schriftzeichen bewerten. Die Art des Gesichts hatte einen signifikanten Einfluss auf die Bewertung der Schriftzeichen. So führte ein freundliches Gesicht dazu, dass die Probanden die Schriftzeichen positiver bewerteten.
Warum das ins Deutsche übersetzte Rätsel, die Chirurgin als (weiblichen) Chirurg zu bezeichnen, kurioserweise aber dennoch den richtigen Lösungsansatz darstellt, erkläre ich im Lösungsansatz (Gendern 2.0 durch Verzicht auf movierte Formen).
In der Debatte geht die Antwort auf die Frage unter: Was in den Köpfen ist, muss sich nicht auf die Realität auswirken. Denn seit über 20 Jahren ist die Mehrheit der Apotheker und Medizinstudenten weiblich, obwohl es doch immer hieß: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“
Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, welche Bilder man sich unbewusst in den Kopf setzt und wie leicht man sich manipulieren lässt. Welches Bild verbinden Sie mit der ‚Seniorenresidenz Seeblick‘, die früher ‚Altersheim an der Kiesgrube‘ hieß und nur umbenannt wurde?
Dazu ein Experiment, das ich als Lehrbeauftragter mit den Studenten meiner Vorlesung Sprengtechnik und Tunnelbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durchführen lasse: Sie suchen im Internet eine Person, die sprengt, um Sie z. B. fachlich bei einem Bauvorhaben zu unterstützen.
Welchen Suchbegriff geben Sie in einer Suchmaschine Ihrer Wahl (z. B. google.de, bing.de, ecosia.org, …) ein?
Welche Seite wird Ihnen als erster Treffer gezeigt? Bitte merken Sie sich das Ergebnis.
Bitte wiederholen Sie die Suche mit dem Suchbegriff Sprengmeisterin.
Auswertung:
Wenn Sie bei Google intuitiv nach Sprengmeister gesucht haben, kann mein Beitrag Wie werde ich Sprengmeister? unter den ersten Suchergebnissen erscheinen. Grund dafür ist die gezielte Suchmaschinenoptimierung meiner Beiträge mittels Search-Engine-Optimization (SEO). Damit kann eine Website in der Trefferliste priorisiert („Ranking„) und damit die Reichweite von Homepages/Beiträgen erhöht werden, ohne Geld für die Google-Bewerbung zu investieren.
In meinem Artikel Wie werde ich Sprengmeister habe ich den Begriff Sprengmeister gezielt im Artikel verwendet. Mit gezielter SEO-Optimierung positionieren Suchmaschinen meinen Artikel in den ersten Treffern der Suchergebnisse.
Wäre ich eine Frau und hätte bei der SEO-Optimierung meiner Homepage statt der grammatisch maskulinen Form Sprengmeister die movierte Form Sprengmeisterin verwendet, würden Sie mich unter dem generischen Suchbegriff Sprengmeister nicht finden.
Gendern in den aktuellen Formen diskriminiert damit Frauen, da in diesem Fall bei Eingabe der generischen Berufsbezeichnung als Suchbegriff durch die Mehrheit der Internetnutzer (Google: „Umfrage Gendern„) Suchmaschinen bevorzugt Homepages der männlichen Kollegen als Suchergebnisse auflisten. Siehe dazu auch der Beitrag Wie Rechtsanwältinnen bei der Google-Suche benachteiligt werden.
Empfehlung: Wenn Frauen auf ihrer Homepage die generische Berufsbezeichnung (z. B. „Ingenieur“ statt „Ingenieurin“) verwenden und auch bei der SEO-Optimierung berücksichtigen, können sie gleichwertig und damit diskriminierungsfrei zu ihren männlichen Mitbewerbern in den Suchergebnissen gelistet werden.
Dieses Prinzip stellt auch die unten beschriebene Lösung dar.
Nüchtern betrachtet: Umfragen zur Akzeptanz der sogenannten gendergerechten Sprache zeigen auch einige Jahre nach Einzug des Genderns keine mehrheitliche Zustimmung. Eine Liste von Umfragen findet sich auf der Seite Linguistik vs. Gendern.
Doch wie ist der Wille der Mehrheit gegenüber dem Wunsch nach Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen zu bewerten?
«Die Mehrheit hat nie das Recht auf ihrer Seite. Nie, sage ich! Das ist eine der Gesellschaftslügen, gegen die ein freier, denkender Mann rebellieren muss. Aus wem besteht die Mehrheit in irgendeinem Land?»
Henrik Ibsen (norwegischer Lyriker)
Ein Beispiel hierfür ist die NS-Diktatur.
Im konkreten Fall geht es aber nicht um Mehrheitswillen, sondern um die fehlende mehrheitliche Akzeptanz. Denn Sprachwandel bedarf einer breiten gesellschaftlichen Zustimmung, also die positive Bewertung einer Handlung (Affirmation) und beruht in der Regel auf Vereinfachung. Zum Beispiel wurde aus dem Auszubildenden der Azubi.
Neue Begriffe finden Einzug in den Sprachgebrauch („googeln“), andere verschwinden (Abtrittanbieter, Fräulein), ohne dass dazu vergleichbare hitzige Debatten stattfinden bzw. stattfanden.
Bei Interesse an einer Vertiefung wird auf die Grundlagen der quantitativen Linguistik verwiesen, z. B. hier.
Assoziationsstudien, mit denen die Notwendigkeit des Genderns begründet wird, basieren auf den Aussagen nur weniger Teilnehmer (oft aus dem Umfeld des Instituts), arbeiten teilweise mit fehlender Kontextualisierung und schließen ggf. fälschlicherweise von Korrelation auf Kausalität.
Die Ergebnisse der Studien spiegeln nicht die Realität wider, da z. B. die Mehrheit der Apotheker und Medizinstudenten seit über 20 Jahren weiblich ist.
Die Mehrheit der Bevölkerung fühlt sich laut Umfragen durch den alltäglichen Sprachgebrauch nicht diskriminiert und ist überwiegend nicht diskriminierend. Aussagen wie „Die meisten Menschen denken bei einem Lehrer an einen Mann“ sind daher mit Verweis auf repräsentative Umfragen zu hinterfragen.
Die mit niederländischen und deutschen Muttersprachlern durchgeführte wissenschaftliche Studie The interpretation of masculine personal nouns in German and Dutch: A comparative experimental study (Maarten De Backer, Ludovic De Cuypere) zeigt, dass generische grammatische Formen im Kontext verstanden werden. Pluralformen des generischen Maskulinums wurden zu 97 % korrekt als geschlechtsneutral verstanden. Bei Bezeichnungen wie Schüler, Zuschauer oder Bewohner waren es 99 %. Berufsbezeichnungen wie Arzt, Politiker, Schauspieler wurden zu 94 % als geschlechtsneutral verstanden. Aber auch hier handelt es sich nur um eine Assoziationsstudie mit wenigen Teilnehmern.
«Die potenzielle Mehrdeutigkeit maskuliner Nomen war und ist kein Problem, denn der sprachliche und außersprachliche Kontext reduziert die Auswahl unterschiedlicher Interpretationen meistens auf die eine wahrscheinlichste.»
Dr. Ewa Trutkowski, Linguist
Untersuchungen gegen das Genum berücksichtigen nicht immer den Kontext. Denn Assoziationen zu Wörtern werden individuell wahrgenommen und hängen von vielen Faktoren ab, insbesondere vom jeweiligen Sinnzusammenhang. Nach der sprachphilosophischen Auffassung von Gottlob Freges sind (mentale) Bilder für die Sprache eher unwichtig. Einzelne Wörter erhalten ihre Bedeutung erst in einem Kontext. Darüber hinaus ist die Frage nach der Existenz und Bedeutung von Bildern im Kopf wissenschaftlich noch ungeklärt, siehe Sebastian Gerth, „Mentale Bilder als visuelle Form der Weltrepräsentation? Eine Systematisierung philosophischer Argumentationen und ihre psychologische Anwendung“
Einen Überblick über die methodischen Schwächen der Studien liefert ein Artikel der Berliner Zeitung aus dem Jahr 2022, welcher die Erkenntnisse zahlreicher Germanisten, Linguisten und Sprachwissenschaftler zusammenfasst.
Durch den Verzicht auf movierte Formen (siehe Lösungsvorschlag Gendern 2.0) kann der Interpretationsspielraum weiter eingeschränkt werden, indem die Eindeutigkeit des generischen Maskulinums sichergestellt wird.
Der in Studien festgestellte wesentliche Nachteil, dass „gegenderte“ Berufsbezeichnungen als minderwertig angesehen werden, bleibt in einer Gesamtbilanz unberücksichtigt:
»[…] Allerdings zeigen die Analysen auch, dass bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache die Berufe als weniger wichtig angesehen wurden […]« (https://idw-online.de/de/news632492)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Studien zufolge durch Gendern Berufsbezeichnungen abwertet werden und sie in der Vorstellung unattraktiv erscheinen.
Der Einfluss der Sprache könnte überschätzt und ihr eine ausschlaggebende Komponente zugeschrieben werden, die sie nicht hat: Was in den Köpfen ist, muss nicht in der Sprache sein, und umgekehrt – sonst wären Länder mit genusfreien Sprachen wie die Türkei oder Ungarn (dort kann man nicht „gendern“) in der Geschlechtergerechtigkeit am weitesten fortgeschritten. Das ist zu bezweifeln. Sind wir Menschen daher Sklaven unserer Sprache und wie ist die Realität in anderen Ländern mit der hier durchgeführten Studienlage zu vergleichen?
Japan zum Beispiel ist eine Industrienation mit einer einzigartigen Mischung aus westlichen und traditionellen japanischen Einflüssen. Obwohl das für seine reiche Kultur, innovative Technologie und
exquisite Küche bekannte Land einige kulturelle Unterschiede zu westlichen Ländern wie den USA oder vielen europäischen Ländern aufweist, hat es Aspekte der westlichen Kultur in seine Gesellschaft integriert, insbesondere in den Bereichen Technologie, Wirtschaft und Bildung.
Anders als im Deutschen gibt es im Japanischen keine explizite sprachliche Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Berufs- und Personenbezeichnungen. Diese sind geschlechtsneutral oder können ohne Anpassung der Form sowohl für Männer als auch für Frauen verwendet werden. Nach der These, dass Sprache Bewusstsein schafft, müssten in der westlich geprägten Industrienation Japan die Berufe von Frauen und Männern gleichermaßen besetzt sein. Dies ist jedoch nicht der Fall. Denn auch hier sind Frauen in bestimmten Bereichen, vor allem in Führungspositionen und in bestimmten technischen Berufen, nach wie vor unterrepräsentiert.
In Sprachräumen, in denen es keine geschlechtsspezifischen Genusmarkierungen gibt, sollten Frauen also nicht durch die Sprache diskriminiert werden können und das Unterbewusstsein folglich als frei von Vorurteilen sein. Dennoch sind Frauen in bestimmten Berufsgruppen dort unterrepräsentiert. Auch wenn die Sprache in diesen Ländern kein Diskriminierungsmerkmal sein kann, sind indirekte Formen der Diskriminierung nach wie vor Realität. Beispielsweise halten gesellschaftlich verankerte Geschlechterstereotype Frauen davon ab, bestimmte Berufe zu ergreifen oder darin erfolgreich zu sein. Darüber hinaus können unterschiedliche geschlechtsspezifische Erwartungen an das Familien- und Berufsleben dazu führen, dass Frauen bestimmte Karrierewege meiden oder aufgrund von Rollenkonflikten aus bestimmten Berufen ausscheiden. Die Unterrepräsentanz von Frauen in bestimmten Berufsfeldern lässt sich somit auf soziale, kulturelle und strukturelle Faktoren zurückführen.
Während in Japan laut Statistiken des Bildungsministeriums der Frauenanteil unter den Studenten der Ingenieurwissenschaften im Jahr 2019 bei etwa 20 bis 25 Prozent lag, betrug der Frauenanteil dagegen im Iran laut Daten der UNESCO im Jahr 2018 etwa 58 Prozent – eine der höchsten Frauenquoten weltweit. Im Iran wird hauptsächlich Persisch (auch Farsi genannt) gesprochen, das ebenfalls keine grammatikalischen Geschlechtsbezeichnungen wie männlich, weiblich oder sächlich auch für Berufs- und Personenbezeichnungen kennt. Man kann also auch dort nicht „Gendern“.
Gerechtigkeit ist also offensichtlich keine Kategorie der Sprache, sondern wird bestimmt durch den Umgang miteinander, durch Respekt und Wertschätzung füreinander.
Die Begründung für das Gendern lautet: „Hört auf die Wissenschaft“. Wissenschaft hat jedoch nie den Anspruch auf Wahrheit, sondern auf Wahrheitsfindung. Dies vermittle ich als Dozent meinen Studenten daher immer und immer wieder: Wissenschaft verlangt die Auseinandersetzung mit Sachargumenten (aber nicht „ad hominem“ mit deren Personen) und das ständige Hinterfragen. Wissenschaft ist nicht der Konsens, also ein feststehendes Ergebnis, sondern der Prozess der Erkenntnisgewinnung. Wenn Konsens besteht, spricht man von Wissen oder vom Stand der Wissenschaft. Dieser war und ist aber immer vorläufig. Wissenschaft basiert zudem nie auf Mehrheitsmeinungen von Wissenschaftlern. Behauptungen wie „die Mehrheit der Wissenschaftler ist sich einig“ müssen daher widersprochen werden.
«Wir verdanken der Wissenschaft einen enormen Gewinn an Lebensqualität und Lebensverlängerung. Wissenschaft ist aber kein politisches Programm, das man zur Steuerung der Gesellschaft einsetzen kann. Als politisches Programm – „Follow the Science“ – zerstört die Wissenschaft sich selbst und die Gesellschaft gleichermaßen.»
Dr. Michael Esfeld, Wissenschaftsphilosoph
Zu bedenken ist auch, dass Naturwissenschaften immer deskriptiv sind (d. h. auf Fakten beruhen; was ist und was nicht ist). Im Gegensatz dazu haben Geisteswissenschaften einen normativen Charakter.
Es liegt übrigens in der Natur des Menschen, die Wissenschaft als eine über der Wahrheit stehende Instanz mit Wahrheit und Autorität zu betrachten. Könnten Sie sich vorstellen, im Namen der Wissenschaft Menschen zu quälen und in Lebensgefahr zu bringen, wenn Sie in einem wissenschaftlichen Experiment dazu aufgefordert würden? Nein? Sie werden überrascht sein, wie viele Menschen autoritären Anweisungen im Namen der Wissenschaft folgen würden. Das Milgram-Experiment hat dies drastisch vor Augen geführt. Der Filmausschnitt aus dem psychologischen Experiment macht deutlich, bis wie weit Probanden gehen, bevor sie mit den vermeintlichen Autoritäten der Wissenschaft brechen.
In Ermangelung von Studien zu den ökonomischen Vorteilen einer
„gendersensiblen“ Sprache kann derzeit nur die Ausgabenseite betrachtet
werden.
Die Einführung „gendergerechter“ Sprache ist mit Kosten verbunden, wie der Beitrag auf https://geistreichelei.de/ist-genderei-wirklich-kostenlos/ analysiert.
So gibt die Stadt München rund 4 Millionen Euro Steuergelder aus, um ihre IT „gendergerecht“ zu machen. Das Geld wurde von Laura Dornheim, IT-Referent und Grünen-Politiker, beantragt und bereits bewilligt.
Das verwundert in mehrfacher Hinsicht:
Zum einen verweist Laura Dornheim auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Dieses hat jedoch nur über das Personenstandsregister entschieden.
Zweitens, dass das Gendern mit Sonderzeichen Menschen mit Behinderungen diskriminiert, wird nicht thematisiert. Hat die Stadt München keine Rechtsabteilung, welche das als Ganzes bewertet? Denn spätestens wenn ein Gericht 1+1 zusammenzählt, müsste die Folge sein, die grundgesetzlich verbriefte Barrierefreiheit wiederherzustellen. Die Kosten für eine „Rückkehr“ könnten ähnlich hoch sein wie die Kosten für die ursprüngliche Realisierung.
Drittens: Auch Leo Agerer von der CSU stellt diese Punkte nicht in Frage, sondern beruft sich nur auf die Kosten. Auch die Redaktion von München.tv lässt die Aussage eines weiblichen Interviewpartners unwidersprochen stehen: „Wenn die Gesellschaft das braucht und möchte, dann finde ich schon, dass die Stadt München da dahinterstehen sollte“. Denn wer ist „die Gesellschaft“, zumal laut Umfragen nur eine Minderheit Gendern befürwortet?
Meine Sexualität geht niemanden etwas an und ich empfinde es auch als demütigend, mich hier vor fremden Menschen als LGBT-zugehörig zu outen. Würde ich es aber nicht tun, stünde ich schnell in der Ecke der Homophoben mit allen beruflichen und gesellschaftlichen Konsequenzen.
Mir ist es aber wichtig, Ihnen die Perspektive eines „Betroffenen“ zu vermitteln, der nur einen Wunsch hat: von Gendersternen und Regenbogenfahnen verschont zu bleiben. Warum ich „betroffen“ in Anführungszeichen gesetzt habe: leider fällt mir kein besserer Begriff ein. Denn bis vor kurzem fühlte ich mich gar nicht „betroffen“, weil ich Homosexualität für normal hielt. Aber mit jeder Regenbogenfahne und jedem Genderstern wird jetzt zu verstehen gegeben, dass LGBT-Zugehörige eben NICHT normal seien. Damit suggiert man einen Opferstatus, den ich für mich entschieden ablehne.
Wie oft machen Sie sich bewusst, heterosexuell zu sein? Stellen Sie sich vor, als LGBT-Zugehöriger würde ich Sie ständig mit der Flagge der Heterosexuellen konfrontieren und Ihnen mit fürsorglich-besorgter Miene erklären, dass ich mir wegen der Diskriminierung Heterosexueller Sorgen mache. Mir sei es zudem wichtig, Sie sprachlich besonders inkludieren zu wollen. „Was soll das!?“, mögen Sie erwidern und mitteilen, dass Sie sich weder diskriminiert, noch als Opfer fühlen. Sehen Sie – genauso empfinde ich. Und auch viele meiner LGBT-Bekannten. Auch diese definieren sich nicht über ihre Sexualität, sondern als Mensch. Mir ist bekannt, dass ich schwul bin. Aber warum meinen ausgerechnet nicht „betroffene“ Heterosexuelle, mir das ständig mitteilen zu müssen? Warum werde ich laufend auf meine Sexualität reduziert? Denn allgegenwärte LGBT-Symbole teilen mir mit, „anders“ zu sein. Ich möchte kein Opfer sein, welches jetzt durch Unternehmen durch deren Manege für Pinkwashing gezerrt wird und sich dort in regenbogenfarben Logos wiederfindet. Es drängt sich der Eindruck auf, dass LGBT als moralischer Schmuck missbraucht wird, geschmiedet aus Wohlstandsverwahrlosung, saturierter Denkfaulheit und reinem Eigennutz, wenn Social-Media-Auftritte dieser Unternehmen in arabischen Ländern vom Regenbogenzinober verschont bleiben.
Gendersterne und Regenbogenflaggen erscheinen mir daher als gratismutiges Virtue-Signalling, das primär der eigenen Aufwertung dient, also Distinktionsgewinn (Pierre Bourdieu). Das empfinde ich extrem demütigend und als arrogantes, provozierendes Symbol der Machtausübung. Denn wer keine „geschlechtersensible“ Sprache verwendet oder diese erwiedert kritisiert – so mein Eindruck – macht sich verdächtig, rückständig zu sein und muss sich schlecht fühlen.
Aus dieser Perspektive wirken Gender-Sonderzeichen wie ein Gessler-Stern.
«Es ist nicht die Aufgabe von Unternehmen, die eigenen Kunden oder Angestellten politisch zu erziehen. Zu sehr schmeckt das Gendern im Betrieb überdies nach Marketing und plumper Anbiederung an den Zeitgeist. Mit Inklusion hat es jedenfalls nichts zu tun, denn das erzwungene Gendern übergeht alle, die das nicht gut finden, und die sind immerhin in der Mehrheit»
Claudia Wirz, Journalist und Autor
Gleiches gilt für Regenbogenfahnen vor dem Rathaus oder Firmensitz. Diese signalisieren: „Hier herrscht von oben verordnete Einigkeit im Reden, Denken und Handeln – abweichende Meinungen sind unerwünscht!“
Wenn sich in einigen Jahren die Gesellschafter bzw. Aktionäre wundern, warum ihr Unternehmen ebenso bunt wie inkompetent ist, dann könnte es daran liegen, dass diese Attitüde, flankiert von gegenderten Stellenanzeigen und Homepages, die qualifiziertesten Bewerber schon im Vorfeld vergrault hat, da die „Haltung“ bereits im Stellengesuch formuliert wird.
Wer das Tragen von regenbogenfarbenen Trikots bei seinem Arbeitgeber verweigert, riskiert sogar soziale Ächtung. Für mich als „Betroffenen“ ist dieser regenbogenfarbene Budenzauber mit totalitärem Beigeschmack nutzlos und schadet der LGBT-Sache.
Jeder qualifizierte Bewerber kann sich heute zum Glück seinen Arbeitgeber aussuchen. Das ist dann auch der einzig praktische Vorteil von Gendersprache und Regenbogenflaggen: eine Freund-Feind-Kennung. Denn nach wenigen Sätzen ist klar, zu welcher Kategorie das Gegenüber gehört.
Nie würde ich mir anmaßen, andere zu Ergebenheitsbekunden (m)einer Minderheit gegenüber zu nötigen.
In meinem LGBT-Bekanntenkreis kenne ich auch niemanden, der so viel Aufhebens um seine Sexualität macht wie gar nicht „betroffene“ heterosexuelle Regenbogenflaggen schwenkende Zeitgeistler mit dem Wunsch nach stellvertretender Diskriminierungserfahrung.
Eine finnische Studie zeigt, dass Menschen, die sich stark mit „woken“ Glaubenssätzen identifizieren, häufiger und stärker ängstlich und depressiv sind. Auf Kritik meinerseits wurde mir von diesen Allys bereits zugerufen: „Check your privileges!“ Dies empfinde ich als anmaßende Moral, die nichts anderes als eine Distinktion dieser Privilegierten selbst ist. Denn wer moralisiert, übt Macht über andere aus. All das erzeugt bei mir ein Gefühl der Demütigung, von selbstgerechten Gerechtigkeitskämpfern nur um ihrer selbst willen instrumentalisiert und benutzt zu werden. Ganz Unverbesserliche sprechen mir sogar ab, homosexuell zu sein. Dass ich das bin, beweist das Beitrittsdatum auf dem Dating-Portal PlanetRomeo.com unter DavidKA. Vor einiger Zeit hätte ich nicht geglaubt, Beweise hierzu vorlegen zu müssen. Liegt es an der kognitiven Dissonanz der oft noch aggressiv auftretenden Gerechtigkeitskämpfer, aus deren Sicht nur derjenige homosexuell sein darf, der die von den Selbstgerechten als richtig empfundene Gesinnung teilt? Dass Andersdenkende anders denken und LGBT-Zugehörige ein selbstbestimmtes Leben ohne heterosexuelle Gerechtigkeitskämpfer führen können, scheint außerhalb der Vorstellungskraft mancher zu liegen.
Und warum Heterosexuelle die Reduzierung eines Teils (m)einer Minderheit auf ein (Gender-)Sonderzeichen („Sprache schaffe Bewusstsein“) und die damit einhergehende Entmenschlichung als wertschätzend und inklusiv empfinden, erschließt sich mir nicht. „Menschen mit einer Besonderheit der Geschlechtsentwicklung ordnen sich fast immer einem der beiden Geschlechter zu“ sagt Olaf Hiort, Intersexualitätsexperte an der Universitätsklinik Lübeck.
Ellen Presser sekundiert in der Jüdischen ihre Wahrnehmung von Gender-Sternen: „Wenn man von Jüdinnen und Juden, kurz Jüd*innen, sprechen muss, weil Juden als maskuliner Sammelbegriff unzulässig geworden ist, dann bekommen Leute wie ich auf neue Weise einen Stern verpasst. Und wenn Politiker von »jüdischen Münchnerinnen und Münchnern« sprechen, die nach dem 9. November 1938 ins KZ Dachau eingeliefert wurden, dann wird es auch historisch falsch, weil es damals nur die Männer traf.“
All das ist nur meine persönliche Sicht der Dinge – die Empfindung anderer LGBT-Angehöriger kann anders sein. Wir sind Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen und keine Einheitsmasse. Dementsprechend gibt es auch keine LGBT-Vertreter, die mit einer Stimme für alle LGBT-Zugehörige sprechfähig wären, auch wenn Schwulenverbände dies gerne für sich in Anspruch nehmen und selbst Angriffe auf LGBT-Mitglieder medienwirksam für sich instrumentalisieren.
So wie es keine Gemeinschaft der Heterosexuellen gibt, gibt es auch keine LGBT-Community. Denn das für eine Gemeinschaft notwendige „Wir“-Gefühl habe ich in der LGBT-„Community“ bisher nicht wahrgenommen. Ganz im Gegenteil: Schwule gehören zu den sexistischsten, rassistischsten und narzisstischsten Menschen, die ich kenne. Sie glauben mir nicht? Machen Sie gerne den Selbstversuch und erstellen Sie auf planetromeo.com, dem „schwulen Einwohnermeldeamt“, einen Steckbrief. Um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen, mit einem KI-generierten Bild eines hübschen jungen Mannes (Idealalter ca. 22). Bitte lesen Sie die Zuschriften auf Ihren Fake-Steckbrief vor dem Essen. Seien Sie versichert, dass Ihnen angesichts mancher ungefragter justiziabler Fotos von erigierten Genitalien übel werden könnte. Bitte wundern Sie sich auch nicht über rassistische Bemerkungen in Steckbriefen, wie z. B. „keine Zuschriften von Asiaten“. Denn asiatisch aussehende Männer stehen auf der Attraktivitätsskala vieler hiesiger Schwuler ganz unten.
Falls Ihr Weltbild von einer homogenen bunten LGBT-Welt noch nicht zerstört ist: bei einer Umfrage des zuvor bereits erwähnten Dating-Portals planetromeo.com wurde die AfD von Homosexuellen mit 22,3 Prozent auf den ersten Platz gewählt. Diese Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, bestätigt aber meine Wahrnehmung. Die LGBT-„Community“ ist also alles andere als einheitlich und geeint. Sie besteht keinesfalls aus schützenswerten diskriminierten bunten Opfern.
Dass (m)eine LGBT-Minderheit von gar nicht „betroffenen“ Heterosexuellen derart in den Vordergrund gerückt wird, indem sie sich als ungerufene Gerechtigkeitskämpfer anmaßen, eine ohnehin bereits liberal eingestellte Gesellschaft mit Gendersternen und Regenbogenfahnen zu behelligen, dürfte nicht zu mehr Sensibilität für LGBT führen, sondern zumindest Verstimmung, wenn nicht gar Hass auf Menschen wie mich fördern.
Aus diesem Grund kann ich die Aversion sogar nachempfinden. Siehe dazu z. B. die Nachricht, die ich auf Instagram erhielt, als ich mich dort als LGBT-zugehörig outete. Die Folgen von Reaktanz werden unterschätzt, denn Gendern in den aktuellen Formen greift das Sprachgefühl auch derer massiv an, die wie ich einen Wunsch haben: vom Regenbogenspuk bitte verschont zu bleiben.
«Reaktanz tritt auf, wenn ein Individuum sich in seiner Meinungs- und Verhaltensfreiheit bedroht fühlt. Die Reaktanz wird um so intensiver, je größer der wahrgenommene Beeinflussungsdruck ist, je höher die erlebte Bedeutung der Erlebens- und Verhaltensweisen ist, die eingeschränkt werden und je weiter diese Einschränkung reicht. In der Werbung kann Reaktanz bis zur völligen Ablehnung des angebotenen Produkts führen.»
Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch, Universität Gießen
Toleranz gegenüber LBGT war vor einigen Jahren bereits erreicht. Der Weg dorthin war steinig. Erinnern Sie sich noch an die 80er Jahre, als die Aids-Epidemie dazu führte, dass sich die Gesellschaft gegen Schwule wandte, uns verspottete und unseren Tod feierte? Elizabeth Taylor war der erste Prominente, der sich für uns einsetzte. Sie war Jude und wusste, was Hass in einer Gesellschaft anrichten kann.
LGBT-Partys fanden vor einiger Zeit noch ohne Sicherheitsmaßnahmen und Security-Personal statt. Aber importierter Antisemitismus (siehe dazu meinen Beitrag auf LinkedIn) und Homophobie, die in einigen arabischen Ländern zur Ermordung Schwuler führt, erfordern jetzt verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, so auch bei Synagogen oder dem Kölner Dom. Dies könnte die zuvor beschriebene Sympathie vieler Schwuler für die AfD erklären.
LGBT-Zugehörige wie ich befürchten einen Backlash, wenn einer ohnehin bereits mehrheitlich liberalen Gesellschaft durch den alltäglichen Sprachgebrauch zu verstehen gegeben wird, dass sie im logischen Umkehrschluss genderUNsensibel, also diskriminierend sei und meine Minderheit mit Gendersternen und Regenbogenflaggen derartig in den Vordergrund gerückt wird. „Wegen Euch paar Prozent sollen wir die Sprache ändern!?“ sind noch die höflicheren Rückmeldungen.
In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass sich unser Land in eine Travestie der „Rocky Horror Picture Show“ verwandelt. Wir sind dabei, damit Voraussetzungen zu schaffen, um in das entgegengesetzte Extrem einer rechtsorthodoxen Gesellschaft zu taumeln, weil eine Gegenbewegung entsteht, die sich von der Moral verabschiedet und einen radikalen Utilitarismus kultiviert.
Ging es vor einiger Zeit noch um das löbliche Ziel, Frauen in der Sprache „sichtbarer“ zu machen, so wird auch im gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk – siehe das Beispiel des ÖRR-Funk-Formates „Glanz und Natur“ – die Unsichtbarmachung von Frauen zugunsten von Transfrauen (also Männer, die sich nach dem Selbstbestimmungsgesetz als Frau definieren oder sich geschlechtsangleichen lassen) propagiert. Auch die Tagesschau ersetzte kürzlich das Wort ‚Mutter‘ durch ‚entbindende Person‚, ruderte nach Kritik aber zurück.
Als Angehöriger einer Minderheit würde ich niemals den Anspruch erheben, meine eigenen Gefühle zur Norm für andere zu machen und zu bestimmen, wie andere zu fühlen, zu schreiben, zu reden und zu denken haben. Was für eine Anmaßung, dass selbst alltägliche Begriffe wie Frau und Mutter durch den Rundfunkbeitrag jetzt sogar als diskriminierend propagiert werden.
Unter der Progress-Flagge versammeln sich jetzt Autogynophile, Pädophile sowie Queere, die ihren Fetisch auf Christopher-Street-Days (CSDs) offen zur Schau stellen oder Menschen, die unter der Trans-Ideologie die Frau und den Mann aus dem Sprachgebrauch auslöschen wollen.
Die Zahl der wirklichen Transgender, also Menschen mit Geschlechtsdysphorie, ist verschwindend gering. Deutlich größer ist die Zahl der Menschen mit Exhibitionismus-, Demütigungs- und Autogynophilie-Fetisch. Letztere sind es, die militant gegen Andersdenkende vorgehen, wie das Video über einen Starbucks-Mitarbeiter zeigt, der sich diskriminiert fühlt, weil er nicht als Frau angesprochen wurde. Die Gender-Ideologie ist Frauenverachtung pur und diskreditiert LGBT (ohne Q)! Alexandra Schröder, Transfrau und aktiv bei X, bringt es auf den Punkt.
Die Homophobie dieser „Queeren“ ist in anderen Ländern wie Großbritannien, USA, Australien seit vielen Jahren bekannt. Lesben, Schwule und Bisexuelle (LGB) realisieren zunehmend, dass sie nur Mittel zum Zweck dienen, um männliche Perversionen zur sogenannten „Gender-Identität“ zu deklarieren. Deshalb haben einige in Großbritannien die Organisation Stonewall verlassen und die „LGB Alliance“ gegründet, weil die Homophobie der „Queers“ unerträglich wurde. Gleiches erfolgte auch in Deutschland mit der LGB-Alliance. Die Queer-Theorie geht zurück auf den klinischen Psychologen und Sexualwissenschaftler John Money. Seine Arbeitsschwerpunkte waren die Entwicklungssexualwissenschaft, insbesondere die Entwicklung der Geschlechtsidentität, der sexuellen Orientierungen, Präferenzen und Paraphilien, sowie die Intersexualität. Money riet 1967 den Eltern des knapp zweijährigen Bruce Reimer, ihren Sohn einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen. Als er 14 Jahre alt war, erfuhr er, dass er als Junge geboren wurde, und ließ die „Geschlechtsumwandlung“ rückgängig machen. 2004 beging er Selbstmord.
Bitte haben Sie daher Verständnis, dass viele Homosexuelle nicht als „queer“ bezeichnet werden wollen.
Dass z. B. meine Stadt Karlsruhe alle sexuellen Identitäten trotz Beschwerden immer noch unter „queer“ subsumiert, zeigt, dass dort die Hintergründe entweder nicht bekannt sind oder nicht verstanden werden. Hier offenbart sich die Fragwürdigkeit des Nutzens von aus Steuermitteln finanzierten (heterosexuellen) Gleichstellungsbeauftragten.
Die Regenbogenflagge, einst Symbol für Toleranz und Weltoffenheit, unter der dies geschieht, empfinde ich zunehmend als Symbol einer schädlichen Ideologie. Diese macht vor Kindern nicht halt. Hierzu empfehle ich die Beiträge von Madeleine und Rona Duwe auf X.
Die Generation meiner Eltern und meine Generation haben jahrzehntelang für Toleranz, Akzeptanz und die Individualität jedes Einzelnen gekämpft. Uns war es egal, wer oder was jemand ist oder nicht ist – für uns war und ist jeder Mensch gleich. Auch die Akzeptanz der Mehrheit für LGBT war erreicht.
Seit aus schwul queer geworden ist und es nicht mehr um Gleichberechtigung geht, sondern darum, Minderheiten zu überhöhen, geht alles den Bach hinunter. Offensichtlich geht es manchen „Gendersensiblen“ nicht um Inklusion, sondern nur um sich selbst und Machtdurchsetzung aus falsch verstandener Toleranz.
Es gibt Opfergruppen, von denen einige Unterstützung fordern (und benötigen!), während andere Mitglieder dies explizit nicht möchten. Und es gibt die Instrumentalisierung berechtigter Anliegen. Es ist daher immer schwierig, in dieser Situation einen Weg zu finden, der allen gerecht wird, der die Selbstbestimmung des Einzelnen und die Solidarität mit marginalisierten Gruppen auf einen Nenner bringt.
Entscheidend ist, dass Unterstützung nicht in derzeit beobachteten Zwangsausübungen (Verpflichtung zum Gendern, Belästigung mit Regenbogenthemen), insbesondere durch den Staat, ausartet. Leider ist die eine Seite oft missionarisch bis hin zur Bevormundung, während die andere deren Not leugnet oder gar selbst Täter ist. Beides schadet den „Betroffenen“ und gefährdet massiv den Zusammenhalt einer Gesellschaft, die damit nicht rational umzugehen vermag.
Gendern weist auf einen politisch linken Hintergrund des Autors oder Sprechers mit hoher Affinität zu staatlicher Regulierung hin. Dies wird in der wissenschaftlichen Studie von Sebastian Jäckle analysiert, siehe dazu „Eine politikwissenschaftliche Analyse der Akzeptanz des in der deutschen Bevölkerung auf Basis einer Online-Umfrage“, Politische Vierteljahresschrift Vol. 63, Seiten 469–497 (2022).
Betrachten wir dazu Abbildung 5: Die Grafik zeigt, dass Menschen mit hoher Zustimmung zu staatlicher Regulierung eher Gendersterne verwenden. Die X-Achse spiegelt die Ansicht wider, dass der Staat sich aus allen Belangen des Bürgers heraushalten sollte (Wert 0) oder eine starke Regulierung befürwortet wird (Wert 10).
Die Verwendung von Gendersternen ist bei traditionell Konservativen unabhängig ihres Alters im Vergleich zu den politisch links Stehenden signifikant geringer, was ein Konfliktpotential für die Empfehlung bzw. den Zwang zur Verwendung dieser Sprechform birgt (Belege siehe Abschnitt Ein Zwang zum Gendern führt zu Entfremdung). Dies ist auch der Grund, warum Kritiker „gendergerechter“ Sprache sich in der rechten Ecke wiederfinden können.
Aussagen wie „Niemand wettert mehr gegen geschlechtergerechte Sprache als die Konservativen“ werden durch die Studie nachvollziehbar.
Auch die Amadeu-Antonio-Stiftung, die auf ihrer Homepage eine „Meldestelle für Antifeminismus“ betreibt, ordnet Gendergegner als „demokratiefeindlich“, „frauenfeindlich“ bis „rechtsextrem“ ein (ich habe mich dort selbst gemeldet 🙂
«Es ist nicht ohne Ironie festzustellen, dass die Verfechter von Genderdeutsch exakt dieselben Methoden anwenden wie die konservativen Nationalisten des 19. Jahrhunderts, um bestimmte Sprachformen durchzusetzen. Die AfD-Keule sollte vielleicht nicht gar so schnell geschwungen werden, wenn sich heute jemand nicht manipulieren lassen will. Dass die Deutschen des 21. Jahrhunderts anders als die Untertanen des 19. sich ihre Sprache nicht vorschreiben, sie nicht zergendern lassen wollen, ist doch wohl eher ein gutes Zeichen.»
Prof. Dr. Heide Wegener, Linguist
Ein Leser stellt mir die Frage: „Ist Nicht-Gendern nicht auch politisch?“ Die Gegnerschaft zum Gendern ist insofern nicht politisch, als dass die alltägliche Sprache per se apolitisch ist, weil sie sich von selbst entwickelt hat. Die Gendersprache hingegen folgt einer politischen Agenda. Insofern ist die Forderung der Gegner, ungegenderte Sprache zu verwenden, nicht politisch. Weil eben gefordert wird, Identitätspolitik und Sprache zu trennen. Denn Sprachpolitik ist kein Sprachwandel. „Dabei ist die Politisierung der Sprache ein Erbe des Poststrukturalismus„, sagt Hannah Bethke, Journalist und Politikredakteur.
Allerdings habe ich den Eindruck, dass das Festhalten am alltäglichen Sprachgebrauch, zumindest in der schriftlichen Kommunikation, sehr wohl den Verdacht aufkommen lässt, damit eine konservative politische Haltung zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht ist das der Grund, warum sogar inzwischen einige Politiker der CDU und FDP in ihren Texten und Reden außerhalb der Anrede konsequent Beidnennungen verwenden, entweder bewusst oder unbewusst (wie ich es dem Trend folgend vor einiger Zeit auch unüberlegt getan hatte).
Es sind lediglich Tendenzen erkennbar, dass die Verwendung von Gender-Sonderzeichen innerhalb konservativer Parteien geringer ist.
Meine Erfahrung zeigt, dass die meisten Studenten meiner Vorlesung laut anonymer Befragung am alltäglichen (ungegenderten) Sprachgebrauch festhalten. In Studienfächern außerhalb des Bauingenieurwesens, wie z. B. in den Geisteswissenschaften mit möglicherweise tendenziell linksstehender Studentenschaft dürften die Präferenzen anders ausfallen.
In der Soziolinguistik werden Sprachvarianten, die von sozial definierten Gruppen verwendet werden, als Soziolekte oder Gruppensprachen bezeichnet.
Gendern unterstellt Frauen, nicht zwischen einer sprachlichen Abstraktion der Art (Genus vs. Sexus) und der Realität unterscheiden zu können, so dass Frauen fortan „fürsorglich-sensibel“ sprachlich betreut werden müssen. Dabei ist die Mehrheit der Apotheker, Medizinstudenten und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen und Medizinstudenten seit über 20 Jahren bereits weiblich.
Alle Frauen, die sich von einem generischen Maskulinum angegriffen fühlen, sollten sich überlegen, ob es nicht diese Hypersensibilität ist, die dazu führt, dass sie nicht in den Chefsesseln der großen Konzerne sitzen (denn darum geht es ja die ganze Zeit). Zu behaupten, dass Frauen derart sensibel und gleichzeitig zu dumm sind, um zwischen einer sprachlichen Abstraktion (Genus vs. Sexus) und der Realität (die Mehrheit der Apotheker und Medizinstudenten ist bereits weiblich) zu unterscheiden, ist der eigentliche Sexismus.
Gendern mit Sonderzeichen degradiert von der Symbolik (Sprache schaffe Bewusstsein – die Sapir-Whorf-Hypothese ist widerlegt) die Frau zum zweibuchstabigen Anhängsel des Mannes und dies erst an dritter Stelle, statt – wie später im Lösungsvorschlag Gendern 2.0 dargestellt – die grammatische maskuline Grundform für sich zu beanspruchen.
Wenn Menschen durch gegenderte Sprache das Gefühl vermittelt wird, dass sie sich durch den alltäglichen Sprachgebrauch diskriminiert fühlen (sollen), wird ihnen ein Opferstatus zugeschrieben, der nicht geeignet ist, Selbstvertrauen aufzubauen. Sich vom alltäglichen Sprachgebrauch diskriminiert zu fühlen, verstärkt narzisstisch eine Opfermentalität, die zur Überhöhung der eigenen Schwäche zur Tugend führt, mit der dann andere unter Druck gesetzt werden können. Der Täter ist also immer der andere, der (Gender-)Unsensible, der sich ändern muss. Selten der Hypersensible selbst, der sich in seinem vermeintlichen Leid und seiner selbst attestierten Opferrolle suhlt, aus der er immer neue Forderungen stellen kann.
Wäre es daher nicht viel sinnvoller, Stärken zu benennen und aktiv nach Lösungen für Probleme zu suchen, um ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln? Denn der fremd- und selbstattribuierte Opferstatus trägt nicht zur Resilienzförderung bei und wird – abgesehen von der Anerkennung vermeintlichen Leidens – aus guten Gründen in der Einzeltherapie nicht praktiziert. Er verhält sich damit ähnlich toxisch wie viele Resilienz- und Diversity-Seminare, die statt auf die Stärken des Individuums ein gesteigertes Bewusstsein auf seine Schwächen fokussieren. Menschen, die damit aus Bequemlichkeit oder mangelnder Reife unreflektiert umgehen, gewinnen dadurch kein Selbstvertrauen. So schrieb der amerikanische Schulpsychologe John Scardina treffend über die Förderung der Antifragilität bei Kindern: „Wer seine Antifragilität, seine Überlebensfähigkeit stärken will, der sollte nicht nur auf einfache (und damit flexible) Lösungen setzen, sondern ruhig auch Risiken und Fehler zulassen. Sie gänzlich vermeiden zu wollen, könnte sich für den Organismus als gefährlich herausstellen.“
Unternehmen tun sich keinen Gefallen, wenn sie „Diversity“ derart in den Vordergrund stellen. Denn dies signalisiert nicht die Vielfalt im Sinne von unterschiedlichen Meinungen. Vielmehr liegt der Verdacht nahe, die Uniformität des Denkens, Sprechens und Handelns zu fördern, immer mit dem Ziel der Gleichmacherei. Für das Überleben eines Unternehmens ist es jedoch essenziell, über einen Pool unterschiedlicher Persönlichkeitstypen zu verfügen. Nur so kann es sich unterschiedlichen Herausforderungen und Bedingungen anpassen und Lösungen entwickeln, die den Anforderungen der Zielgruppe (Kunden) entsprechen.
Auch die Auswertung der Umfrage von S. Jäckle zeigt, dass das Gendern bevorzugt in Kreisen mit höherem Bildungsniveau verwendet wird.
Dies birgt die Gefahr, dass diese Sprechweise von Gegnern bzw. Personen mit geringer Bildung als belehrend und arrogant empfunden wird, was von den Befürwortern jedoch keinesfalls beabsichtigt und offenbar auch nicht bewusst ist.
Mich erinnert Gendern vor allem mit Sonderzeichen an den Habitus des europäischen Adels im 17. und 18. Jahrhunderts. Seit dem Dreißigjährigen Krieg war Frankreich die führende politische und kulturelle Macht in Europa. Vor allem der Prunk und die Pracht des Hofes Ludwigs XIV. beeindruckten andere Monarchen und Fürsten. Sie versuchten, das französische Hofleben in Architektur, Mode, Kunst und Sprache nachzuahmen.
An den vielen europäischen Höfen wurde dies auf die Sprache ausgedehnt und somit auch Französisch gesprochen – ein weiteres Abgrenzungsmerkmal gegenüber den Untertanen, die zwar zum Wohlstand des Adels beitrugen, denen damit ihre vermeintliche Minderwertigkeit mit dieser Fremdsprache zusätzlich vor Augen geführt wurde.
Sozialer Frieden ist die Voraussetzung für effizientes Arbeiten in Unternehmen, Verwaltungen, Verbänden, Schulen und Universitäten. Die Verpflichtung oder Empfehlung zu Gendern wäre für mich ein Grund, auf einen Lehrauftrag zu verzichten.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Institut für Technologie und Management im Baubetrieb (TMB) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das mir einen Lehrauftrag für Sprengtechnik erteilt hat und die Freiheit lässt, die später vorgestellte Lösung Gendern 2.0 in meiner Vorlesung samt Praxisteil zu verwenden. Das Video gibt einen Einblick in den praktischen Teil meiner Vorlesung „Sprengtechnik und Tunnelbau“. Hier haben die angehenden Bauingenieure die Möglichkeit, die zuvor vermittelten theoretischen Grundlagen mit kleinen Mengen Sprengstoff in die Praxis umzusetzen. Hier am Beispiel der Sprengung eines Kantholzes mit wenigen Gramm Semtex.
Seit 2022 frage ich die Studenten zu Beginn meiner Vorlesung in einem anonymisierten Fragebogen nach ihren Präferenzen. Ergebnis: Nur wenige Bauingenieurstudenten wollen „Gendern“. Und selbst in der abschließenden anonymisierten Seminarbewertung findet sich keine schlechtere Bewertung als die Schulnote 2,0 (und dies von Befürwortern des Genderns). Bedeutet: Die Verwendung dieser Form scheint mir niemand wirklich übel zu nehmen.
Warum triggert Gendern und wie ist die Ablehnung zu begründen?
Die Befürworter des Genderns wundern sich über die Ablehnung. Doch nicht selten werden die Gegner als „alte weiße Männer“, „rückständig“, „unsensibel“, „AfD-nah“ usw. verdächtigt.
Folgende Gesichtspunkte können das Konfliktpotential erklären:
Bei den Adjektiven „gendersensible Sprache“ bzw. „gendergerechte Sprache“ handelt es sich um wertende Begriffe (Framing). Ähnlich verhält es sich mit Begriffen, die bewusst zur Diskreditierung verwendet werden („der umstrittene Journalist …“). Frames seien, so das Vorwort von Elisabeth Wehling in ihrem Buch „Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht“, «immer selektiv. Sie heben bestimmte Fakten und Realitäten hervor und lassen andere unter den Tisch fallen. Frames bewerten und interpretieren also. Und sind sie erst einmal über Sprache – etwa jener in öffentlichen Debatten – in unseren Köpfen aktiviert, so leiten sie unser Denken und Handeln an, und zwar ohne dass wir es merkten.»
Wie gut die Gehirnwäsche des Framings funktioniert, habe ich an mir selbst festgestellt, als ich als Gegner der Form (aber nicht des Gedankens) diese Sprechform selbst als „gendersensibel“ oder „gendergerecht“ bezeichnet habe. Dies passiert auch anderen Kritikern – achten Sie einmal genau darauf, wie oft diese das Framing unreflektiert übernehmen! Und würde man das Adjektiv „geschlechtergerecht“ durch „behindertenfeindlich“ ersetzen, würde deutlich, wie gut die Gehirnwäsche des psycholinguistisch-manipulativen Framings funktioniert. Erwarten die Befürworter einer behindertenfeindlichen Sprechweise ernsthaft eine positive Wahrnehmung für sich und die eigentlich zu inkludierende Gruppe angesichts der überwiegenden Ablehnung?
Leider tendiert unsere Medienwelt nicht mehr zu objektiver Berichterstattung. Das Framing „umstritten“ ist ein beliebtes Beispiel, Personen zu diskreditieren, statt sich inhaltlich mit ihren Argumenten auseinanderzusetzen.
Die Ablehnung von Gendern wird fälschlicherweise mit der Verweigerung des Inklusionsgedankens gleichgesetzt, was ebenfalls zu Konfliktpotential führt. Leider fehlt auf beiden Seiten, Befürwortern und Kritikern, oft der Wille, die Beweggründe der anderen Seite zu verstehen. Die Frage: „Warum empfindest Du so?“ mit dem wirklichen Wunsch, die Beweggründe des anderen zu verstehen, wird von beiden Seiten viel zu selten gestellt.
Renommierte Wissenschaftler positionieren sich gegen das Gendern, siehe https://www.linguistik-vs-gendern.de/
Das Gendern in Betrieben, Verwaltungen etc. ist entgegen anderslautenden Behauptungen nicht freiwillig und wird z. B. durch die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) – dort mit der THW-Rundverfügung Nr. 012/2018, gültig ab 2018 bis Ende 2023, verbindlich für Hauptamtliche und Ehrenamtliche angeordnet. Die Erstellung einer neuen Verfügung zur Durchsetzung „gendersensibler Sprache“ sei in Vorbereitung. Gerne hätte ich die Rundverfügung 012/2018 veröffentlicht. Das wurde mir durch die THW-Leitung in Bonn mit E-Mail vom 19.10.2023 jedoch untersagt. Anwaltlich wurde mir geraten, von einer Veröffentlichung abzusehen. Sollten Sie als Journalist Interesse haben, können Sie die Herausgabe der Rundverfügung Nr. 012/2018 bzw. einer möglicherweise ebenfalls verbindlichen Nachfolgeregelung auf der Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes des Bundes (IFG) bei der THW-Leitung in Bonn anfordern (E-Mail: presse (at) thw.de).
An dieser Stelle möchte ich meine Erfahrungen schildern, die ich gemacht habe, als ich mich begründet gegen die Sprachvorgaben in ihrer jetzigen Form gewehrt habe – keinesfalls aber gegen den Gedanken der Inklusion.
Seit meinem 16. Lebensjahr engagiere ich mich mit Begeisterung im THW, der Einsatzorganisation des Bundes. Diese basiert als einzige Bundesbehörde zu 99 % auf dem ehrenamtlichen, d. h. unentgeltlichen Engagement vieler tausend Freiwilliger. Im THW hatte ich die Möglichkeit, die Führungsausbildung vom Truppführer über den Gruppenführer bis zum Zugführer mit Verantwortung für ca. 40 ehrenamtliche Einsatzkräfte in Übungen und Einsätzen zu durchlaufen. Bei zahlreichen Einsätzen habe ich unendliches Leid erlebt.
Im Jahr 1993 wurde ich bei einem Auslandseinsatz im Bürgerkriegsgebiet von Somalia zum ersten Mal mit absoluter Armut konfrontiert. Dieser Einsatz in Boosaaso am Golf von Aden hat mein Leben seither geprägt. Über diese Wochen in einem Krisengebiet in Afrika, in dem wir mit ca. 50 gleichgesinnten Helfern auf uns allein gestellt waren, könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Unser nächster Stützpunkt in Djibouti war über 700 km Luftlinie entfernt und wurde damals nur einmal in der Woche angeflogen. Hilfe durch die Bundeswehr, die im Rahmen der UNOSOM-Mission tätig war, lag aufgrund ihrer Stationierung im 1000 km entlegenen Belet Huen in weiter Ferne. Wir waren vollkommen auf uns alleine gestellt. Für unsere Sicherheit sorgten Tag und Nacht Somalis, die uns mit Kalaschnikows und anderen Kriegswaffen bewachten und die wir mit ein paar US-Dollar pro Tag entlohnten.
Über ein Dutzend Lehrgänge konnte ich besuchen. Besonders spannend fand ich Seminare zu interkultureller Kommunikation und Zusammenarbeit bei der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE), viele Tage Pressesprecherlehrgang, Menschenführung und Redetraining an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ, zuvor AKNZ). Auch verdankte ich dem THW meine Ausbildung zum Sprengberechtigten.
Aufgrund meines ausgefüllten Berufslebens als geschäftsführender Gesellschafter zweier GmbH (telematis Netzwerke GmbH und explod.it GmbH) habe ich in den letzten Jahren nicht mehr aktiv am Einsatzgeschehen teilgenommen und stattdessen in meiner Freizeit als Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit unter anderem den Instagram-Account meines THW-Ortsverbandes Karlsruhe mit über 15.000 Fans aufgebaut. Diesem folgen unter anderem der Bundesrat, Botschaften, Politiker, zahlreiche Bundes- und Landesministerien und viele Kollegen anderer Einsatzorganisationen. Mein THW-Ortsverband Karlsruhe führt Wartelisten für Interessenten – ein Luxus, den andere Einsatzorganisationen nicht haben.
2011 habe ich das Ehrenamtsportal HelfenKannJeder.de ins Leben gerufen (vielen Dank an Valentin und Thomas für die Programmierung!). Dieses erhielt 2017 vom Bundesinnenminister mit dem ersten Platz in der Kategorie Nachwuchsgewinnung die Auszeichnung mit dem Förderpreis Helfende Hand.
Seit der Fachmesse Interschutz im Jahr 2012 hat der baden-württembergische Innenminister die Schirmherrschaft für das Ehrenamtsprojekt übernommen, mit dem neue Mitstreiter für die verschiedenen Einsatzorganisationen (DRK, Feuerwehr, …) gewonnen werden sollen. Denn der Katastrophenschutz in Deutschland basiert im Wesentlichen auf ehrenamtlichem, unentgeltlichem Engagement in allen Einsatzorganisationen, so auch im THW. Nur ein kleiner Teil der hauptamtlichen Mitarbeiter übernimmt dort die Tätigkeiten, die das Ehrenamt nicht leisten kann, wie z. B. die Beschaffung von Fahrzeugen und die Festlegung einer einheitlichen Ausstattung mit Rettungsgeräten, die Koordination mit Ministerien, etc.
Es geht mir nicht darum, mich mit ehrenamtlichem Engagement zu rühmen, sondern zu zeigen, dass Gegner des Genderns (in seinen derzeitigen Formen) sich durchaus gesellschaftlich engagieren. Nie war ich ehrenkäsig. Termine zur Verleihung von Urkunden, Auszeichnungen etc. habe ich stets nach hanseatischer Art abgelehnt. Denn das Ehrenamt war für mich immer eine Bereicherung, die mir Einblicke und Erfahrungen ermöglicht hat, die nur wenigen vorbehalten sind. Über meinen Auslandseinsatz in einem Bürgerkriegsgebiet könnte ich schon jetzt ein Buch schreiben.
Der Konflikt im THW begann, als ich im Januar 2022 zunächst begründet versuchte, Gendern 2.0, wie von Dr. Nele Pollatschek und Alicia Joe vorgeschlagen, auf den von mir verantworteten THW-Social-Media-Auftritte umzusetzen. Auf meinen Vorschlag, Gendern 2.0 unter Hinweis auf die fehlende Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung bzw. Neurodivergenz und die Problematik für mich als „Betroffenen“ versuchsweise einzuführen, wurde mir von hauptamtlicher Seite geantwortet: „[…] setze die Rundverfügung der Leitung auf den Kanälen des OV [THW-Ortsverband Karlsruhe] um. […] Als BÖ [Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit] wirst du den Sternchen häufig auf anderen Kanälen begegnen. Wenn du das mit deiner eigenen Gesundheit nicht vereinbaren kannst, musst du dir überlegen, ob die Position des BÖ so für dich noch machbar ist.“
Ungeachtet dessen, wie das THW mit behinderten/neurodiversen Angehörigen entgegen wohlklingender THW-Leitsätze umgeht, habe ich immer versucht, meine ehrenamtliche Tätigkeit mit der gleichen Motivation wie viele Jahre zuvor auszuüben, zumal mein THW-Ortsverband hinter mir stand. Der größte ehrenamtliche Social-Media-Account des THW mit den meisten Followern, den ich aufgebaut habe, steht allerdings unter besonderer Beobachtung. Und Öffentlichkeitsarbeit erfordert blindes Vertrauen von allen Seiten. Dieses Vertrauen war nach diesem Konflikt mit dem Wunsch, Macht über andere per Sprachregelung auszuüben und der Ignoranz gegenüber Angehörigen mit Neurodivergenz meinerseits nicht mehr gegeben.
Auch der Versuch, Bewusstsein für das Thema in THW-internen Diskussionsforen zu schaffen, scheiterte. Denn die THW-Leitung verhinderte durch Schließen des Kommentarbereiches weitere Diskussionen und verwies auf die Verpflichtung zur Einhaltung der durch sie erstellten Sprachregelung. Auch wurde mein dienstlicher Vorgesetzter (THW-Ortsbeauftragter) von der THW-Leitung vorgeschickt, um mir mitzuteilen, dass die sprachlichen Vorgaben der THW-Leitung verbindlich und einzuhalten seien. Und dass dieses Thema nicht vom THW-Ortsverband behandelt werden könne und solle. Persönlich wurde ich nie von der THW-Leitung kontaktiert. In allen Fällen wurde mein dienstlicher Vorgesetzter beauftragt, die Anweisungen zu übermitteln.
Nach langer Überlegung und innerer Kündigung habe ich am Samstag, dem 20.01.2024, auf dem Instagram-Auftritt meines THW-Ortsverband Karlsruhe meinen Abschied verkündigt.
Dieser Beitrag gemäß Art. 5 GG gibt allein meine Meinung wieder, die nicht der Meinung des THW entsprechen muss.
Mehr als 30 Jahre liegen zwischen dem Datum dieses Abschiedsbeitrages und dem Foto meines THW-Auslandseinsatzes im Bürgerkriegsgebiet von Somalia 1993. Gerne habe ich mich seit meiner Jugend ehrenamtlich und unentgeltlich für die Gesellschaft engagiert. Dieses Ehrenamt hat mich bereichert, deshalb erwarte ich keinen Dank, denn ich halte es für selbstverständlich, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Viele Menschen habe ich kennengelernt. Lustiges und auch Trauriges erlebt. Ein Einsatz vor über 10 Jahren, bei dem ein Jugendlicher tödlich verunglückte, belastet mich bis heute – immer wieder kommen mir die Bilder des Opfers in Erinnerung. Der THW-Einsatz in Afrika hat mein Leben geprägt: Dort begegnete ich Menschen, die nicht wussten, wie sie ihre Kinder ernähren sollten. Doch trotz aller Hoffnungslosigkeit wirkten die Notleidenden auf mich schon damals zuversichtlicher und lebensfroher als der Durchschnittsdeutsche. Vielleicht lag es an dem Zusammenhalt der Somalier, die nur eines miteinander teilen konnten: Armut, Hunger und Tod. Zurück in Deutschland brauchte ich über ein Jahr, um nicht auszurasten, wenn man sich im Unterhaltungsprogramm Torten ins Gesicht warf, denn noch vor Kurzem sah ich hungernde Kinder, deren Blicke ich nie vergessen werde. Sauberes Trinkwasser, Infrastruktur, Nahrung im Überfluss sind für mich seitdem nicht mehr selbstverständlich.
Zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz habe ich hier gegen das Vergessen gedacht und dafür von außerhalb den Wunsch nach „Baum und Seil“ erhalten. Damit konnte ich umgehen. Aber warum ich Abschied nehme: Die THW-Rundverfügung Nr. 012/2018 zwingt mich zum Gendern. Was leider nicht bekannt ist, da es nur an wenigen Stellen in den Medien thematisiert wird, ist, dass Gendern mit Sonderzeichen (Stern, Doppelpunkt, …) Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz diskriminieren kann. Mein Leidensgenosse Max Neumann beschreibt in seinem Autismus-Blog dasfotobus.wordpress.com seine Wahrnehmung von Gender-Sonderzeichen: „Stell dir einen wohlformulierten Brief vor, den du problemlos lesen könntest. Aber bei jedem dritten Wort klopft dir jemand auf die Schulter und hält dir eine Sirene direkt ans Ohr. Währenddessen blinkt jemand mit einer Taschenlampe immer von hinten durchs Papier.“
Diskriminiert werden können auch Blinde, Demente, Menschen nach Schlaganfall, Gehörlose und drei Mio. Menschen mit Leserechtschreibschwäche/Legasthenie (genetisch bedingt). Über sechs Mio. Analphabeten wird die gesellschaftliche Teilhabe erschwert. 40 % der Bevölkerung sind auf Leichte/Einfache Sprache angewiesen (siehe dazu TAZ.de-Artikel „Gendern – ziemlich unsensibel“ und Nordbayern.de „Gendergerechte Sprache: Wie kommen Menschen mit Behinderung damit klar?“). Eine einfache Sprache ist Voraussetzung für die erfolgreiche Integration von über drei Mio. Nichtmuttersprachlern.
Als selbst Betroffener (Synästhesie) habe ich intern meine Bedenken geäußert und eine barrierefreie Alternative vorgeschlagen, die sozialen Frieden verspricht und die Alicia Joe in ihrem YouTube-Video „Warum Gendern scheitern wird“ beschreibt. Lesenswert dazu ist auch der Beitrag von Dr. Nele Pollatschek „Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer“ im Tagesspiegel.
Trotz meiner Bedenken bezüglich der Unvereinbarkeit mit Art. 3 GG („Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“) wurde ich seitens des THW-Hauptamtes aufgefordert: „[…] setze die Rundverfügung der Leitung auf den Kanälen des OV um. […] Als BÖ [Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit] wirst du den Sternchen häufig auf anderen Kanälen begegnen. Wenn du das mit deiner eigenen Gesundheit nicht vereinbaren kannst, musst du dir überlegen, ob die Position des BÖ so für dich noch machbar ist“.
Nach monatelanger Überlegung folge ich nach innerer Kündigung & Entfremdung jetzt endgültig dieser Empfehlung und trete aus dem THW aus, weil ich die Spaltung in vermeintlich „fortschrittliche Gendersensible“ und im logischen Umkehrschluss scheinbar „rückständige GenderUNsensible“ auf Kosten von Neurodivergenten nicht mittrage. Die interne Auseinandersetzung in der Sache empfand ich nicht weniger unangenehm fand als den Wunsch nach „Baum und Seil“. Neben meinem anspruchsvollen Job als geschäftsführender Gesellschafter zweier GmbHs möchte ich in meiner Freizeit im THW auch kein schlechtes Gewissen haben, „genderUNsensibel“ zu formulieren und damit den THW-Ortsverband in Schwierigkeiten bringen.
Als LGBT-Angehöriger möchte ich anmerken, dass viele von uns vom Dauerbeschuss mit Regenbogenflaggen und Gendersternen selbst genervt sind und nur einen Wunsch haben: bitte einfach in Ruhe gelassen zu werden. Denn oft sind es gar nicht „betroffene“ Heterosexuelle, die im Glauben, Gutes zu tun, mit ihrem Eifer leider das Gegenteil bewirken. Denn in der Hochfrequenz und Penetranz, in der sie (m)eine Minderheit derart in den Vordergrund rücken und ich mich als „buntes Tier“ durch ihre Manege (Homepages, Logos in Regenbogenfarben, …) gezerrt fühle, dürfte eine ohnehin bereits liberal eingestellte Gesellschaft nicht noch mehr Sensibilität entwickeln. Homophobe werden durch Flaggen und Gendersterne sicherlich nicht bekehrt. Dieser Übereifer zerstört alles, was über Jahre mühsam an Toleranz aufgebaut wurde. Habe ich mich früher als gleichberechtigtes Mitglied unserer Gesellschaft gefühlt, bekomme ich mittlerweile den Eindruck, als „schützenswertes Opfer“ von selbstgerechten Gerechtigkeitskämpfern mit stellvertretender Diskriminierungserfahrung viktimisiert zu werden. Ein Rollifahrer möchte auch nicht unaufgefordert geschoben werden. Ich finde das demütigend!
Wenn sich jüdische Mitbürger und LGBT-Angehörige wie ich angesichts von Massendemonstrationen mit antisemitischem Gebrüll und Forderungen nach einem hiesigen Kalifat seit 2023 an 1933 erinnert fühlen, dann wirkt das Hissen der Regenbogenfahne und die Behelligung mit mehrheitlich abgelehnten (google: Umfrage Gendern) behindertenfeindlichen Gendersprech wie die weiße Kapitulationsflagge vor ganzheitlichem Denken und dem Zeitgeist. Es erscheint als gratismutiges politisches Marketing zur Selbstdarstellung und Machtdemonstration über andere. Denn wer dies kritisiert, wird nicht selten als „rechts“ oder homophob abgestempelt mit allen beruflichen und gesellschaftlichen Konsequenzen.
Die Verteidigung unserer Freiheit nach außen und nach innen ist keine Frage von Wunschdenken und Hybris, sondern von Realismus in einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft. Seien wir bitte wieder neugierig auf andere Meinungen, ohne die Verpflichtung, sie teilen zu müssen. In unserer zunehmenden Wohlstandsverwahrlosung scheint uns abhandengekommen zu sein, „zum Äußersten zu gehen“ und miteinander zu reden, um die Gründe ausfindig zu machen, warum Andersdenkende anders denken. Reißen wir den falschen Propheten der „Woke“-Bewegung ihre Maske vom Gesicht! Ihre neue Form der Intoleranz (z. B. durch Verpflichtung zum Gendern) unter dem Deckmantel der Toleranz schafft keine Sensibilität, sondern Reaktanz und treibt Menschen an den rechten Rand. Besinnen wir uns bitte wieder auf die Grundprinzipien des offenen Dialogs zur Schaffung von Angstfreiheit in der Meinungsäußerung und Respekt auf Augenhöhe. Nur so können wir die aktuellen Herausforderungen bewältigen und unsere führende Position als Wirtschaftsnation verteidigen!
Und holen wir uns bitte unsere Nationalflagge von den rechten Rändern zurück und ersetzen sie durch die allgegenwärtige arrogant-erzieherische Regenbogenfahne, deren Zeitgeist-Unterwerfungssymbolik wohl nicht nur mir zuwider ist. Damit vermitteln wir auch integrierten Migranten unter einer gemeinsamen Flagge ein dringend benötigtes WIR!-Gefühl. Denn oft sind es auch Mohammed und Ali, die weder in ihrem Herkunftsland noch bei uns eine Identität empfinden, die aber unser Land erst am Laufen halten. Sei es bei der Müllabfuhr, in der Pflege oder auf dem Bau, weil sich viele für diese Arbeit inzwischen zu schade sind. Lassen wir bitte nicht zu, dass integrierte Menschen, die hier zur Wertschöpfung beitragen, von Rechtsreaktionären als Islamisten verdächtigt und damit Ausgrenzung erfahren!
Mein besonderer Dank gilt meinen beiden Chefs Martin und Lukas, die mir die Öffentlichkeitsarbeit anvertraut haben. Ohne diese Freiheit, auch diesen Account alleine zu betreiben, hätte er diese Größe nicht erreicht. Vielen Dank an das tolle Team des Ortsverbandes und an die Kollegen aus den anderen Einsatzorganisationen! Vielen Dank an alle, die diesen Auftritt unterstützt und nicht verhindert haben. Und natürlich auch herzlichen Dank an Euch treue Fans, für Eure zahlreichen Likes und wertschätzenden Kommentare! Letztendlich seid Ihr es gewesen, die zum Erfolg dieses Auftritts beigetragen haben.
Euer @DavidDomjahn
Am darauffolgenden Montagabend habe ich meine Einsatzkleidung abgegeben und die Zugangsdaten für die Social-Media-Auftritte an meine beiden Chefs ausgehändigt. Zu meiner Überraschung zeigten diese keinerlei Anzeichen von Verärgerung. Für die Verabschiedung in der THW-Liegenschaft, in der ich viele hundert Stunden meiner Freizeit verbracht habe, hatte ich maximal eine halbe Stunde eingeplant. Daraus wurden vier Stunden, in denen wir Vergangenes aus vielen Jahren THW-Engagement Revue passieren ließen und wertschätzend voneinander Abschied nahmen. Dies spiegelt sich auch im Dankesbeitrag meines THW-Ortsverbandes wider. Mein THW-Ortsverband hätte meinen Abschiedsbeitrag mit ca. 2000 Likes stehen lassen. Allerdings erteilte das THW-Hauptamt wohl die Anweisung, ihn zu löschen.
Mein Ziel ist es nicht, das THW zu diskreditieren. Dazu machen die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Engagierten dort einen viel zu guten Job. Nicht zu vergessen ist die Jugendarbeit durch die THW-Jugend e. V.
Leider gibt es aber einige wenige, die ihre Macht in zentralen Führungs- und Kommunikationsstellen missbrauchen, um Sprachregelungen mit verbindlichen Dienstanweisungen durchzusetzen. Die erzwungene Gender-Sprache ist daher kein natürlicher Sprachwandel von unten, sondern ein von oben diktiertes, pseudoreligiös betriebenes kollektivistisches Programm, das jeden Satz zum potentiellen Gesinnungstest macht und Unangepasste unter sozialen Druck setzt.
«Wo immer Sprache vergewaltigt wird, verdreht oder verbogen, folgt Schreckliches stets nach.»
Amos Oz, Schriftsteller
Sprache ist Macht, denn sie beeinflusst, wie wir die Welt verstehen und wie wir miteinander umgehen. Sie formt Gedanken, Ideen und Perspektiven und beeinflusst soziale Strukturen. Sprache ist ein mächtiges Werkzeug, das die Dynamik der Machtverhältnisse in der Gesellschaft formt. Wer Sprache beherrscht, hat auch politische Macht. Regierungen, Medien und Institutionen haben durch die Lenkung des Diskurses und die Definition von Begriffen Einfluss auf die öffentliche Meinung und damit auch politische Entscheidungen.
Insgesamt dient Sprache nicht nur der Kommunikation, sondern auch zur Vorgabe von Struktur von Machtverhältnissen in Unternehmen, Behörden, Vereinen. Sich dieser Macht bewusst zu sein und sie verantwortungsvoll einzusetzen, ist Aufgabe von Journalisten aber auch Mitarbeiter in Führungsposition und zentralen Stellen der Kommunikation. Erzwungene Toleranz durch Verwendung und Vorgabe einer behindertenfeindlichen und mehrheitlich abgelehnten Sprechform ist keine Toleranz. Wer die Menschen in ihrem Innersten, in ihren Gefühlen, in ihrer Identität mit einem zum alltäglichen Sprachgebrauch inkompatiblen Soziolekt angreift, darf sich über Abwehrreaktionen und Entfremdung nicht wundern.
Zwar wird die Propagierung von Gendersprache von den Befürwortern als Förderung der Gleichberechtigung verstanden. Sie glauben, im Guten zu handeln. Letztendlich sind sie sich jedoch nicht bewusst, dass in ihrer Außenwirkung eine Verfestigung von Herrschaft mit Hilfe der Sprache einhergeht:
«In Zukunft werden diejenigen in einer Gesellschaft die eigentliche Macht ausüben, die fähig sind, ihre Sprachregelung in der Gesellschaft durchzusetzen. Dann ist die Wahl der Begriffe und der Sprache kein Nebenkriegsschauplatz, sondern dann wird der Kampf um die Sprache zur entscheidenden Schlacht.»
Friedrich Nietzsche (1844-1900)
Staatliche Vorgaben in die Sprache gab es zuletzt unter den NS-Schergen mit der Lingua Tertii Imperii (LTI) und in der DDR-Diktatur (z. B. Antifaschistischer Schutzwall). Von oben diktierte Sprachregelungen hatten jedoch nie langfristig Bestand. Der Sprachkritiker und Beobachter der Sprache des deutschen Faschismus Victor Klemperer schreibt in seinem Buch LTI – Notizbuch eines Philologen, Sprachmanipulation funktioniere am besten, wenn die Menschen mit immer den gleichen Formulierungen beregnet werden, weil diese im Kopf der Hörer irgendwann unwillkürlich zu wirken beginnen. Ähnlich verhält es sich mit dem endlos wiederholten Narrativ, dass Frauen im generischen Maskulinum nur mitgemeint seien. Leider wird das von vielen unhinterfragt geglaubt.
Die Verpflichtung zum Gendern in DAX-Unternehmen ist kein Geheimnis, wie die Wirtschaftswoche feststellt: „Relativ verbreitet ist es inzwischen offenbar, dass die Konzerne eigene Leitlinien zum Thema veröffentlichen, bei 64 Prozent der Dax-Unternehmen ist das der Fall. Zumeist sind diese jedoch unverbindlich, nur in jeden vierten Dax-Unternehmen gibt es eine Verpflichtung zur Verwendung gendergerechter Sprache.“
Auch bei der Verwaltung der Stadt Karlsruhe gibt es verbindliche Vorgaben, wie „gendersensibel“ zu kommunizieren ist. Das Gleichstellungsbüro der Stadt Karlsruhe teilt mir per E-Mail am 4.1.2024 15:35 Uhr mit: „Für die Stadt Karlsruhe ist es wichtig, geschlechtergerecht zu kommunizieren, ohne Personengruppen sprachlich auszugrenzen. Mit einer wertschätzenden Sprache wollen wir alle Menschen respektvoll ansprechen und sichtbar machen. Bereits 2006 hat die Stadtverwaltung mit dem Gemeinderatsbeschluss zur Gender Mainstreaming Strategie die geschlechtergerechte Verwaltungssprache verpflichtend eingeführt. Die in der Stadtverwaltung geltenden Formen der geschlechtergerechten Sprache waren seitdem die Paarform (Nennung beider Geschlechter) und geschlechtsneutrale Formen.“
Wer auch in der Stadtverwaltung Karlsruhe nicht „geschlechtergerecht“ kommuniziert, muss im logischen Umkehrschluss „geschlechterUNgerecht“ sein, zeigt damit nach dem Verständnis der vom Steuerzahler finanzierten Stadtverwaltung keine Wertschätzung und macht sich verdächtig, wenn am alltäglichen Sprachgebrauch festgehalten wird.
Kein Mitarbeiter, der seine Aufstiegschancen nicht verbauen will, wird solchen Vorgaben „von oben“ widersprechen. Gendern in Behörden, Unternehmen und Medien nutzt Abhängigkeitsverhältnisse aus und findet nicht auf Augenhöhe statt. Abgesehen von der mangelnden Barrierefreiheit empfinde ich selbst als Homosexueller die aktuellen Formen des Genderns daher als illiberal und arrogant gegenüber all jenen, denen ein politisches Bekenntnis zur Mehrgeschlechtlichkeit/LGBT unfreiwillig per Zwang auferlegt wird. Denn Unternehmen, Institutionen und Verbände, die verbindliche Sprachregelungen treffen oder den Zwang als Empfehlung verpacken, geben damit Positionen einen offiziellen Status. Sie greifen damit in einen komplexen Verständigungsprozess ein, oft ohne diesen überhaupt im Detail verstanden zu haben.
Feigheit ist ansteckend, Mut aber auch. Seien Sie daher bitte mutig, weisen Sie ggf. begründet mit Verweis auf Art. 3 GG und die Behindertenfeindlichkeit darauf hin und machen Sie einfach nicht mit, so groß der Gruppenzwang auch sein mag. Bei der zum alltäglichen Sprachgebrauch inkompatiblen Gendersprache handelt es sich nicht um einen natürlichen Sprachwandel von unten, sondern um ein von oben diktiertes, pseudoreligiöses Kollektivprogramm, das jeden Satz zum potentiellen Gesinnungstest macht und Unangepasste unter sozialen Druck setzt. Bitte bedenken Sie, dass Sie als Nutzer – insbesondere in liberal-konservativen Kreisen – Gefahr laufen, wegen der Offenlegung Ihrer politischen Färbung nicht ernst genommen zu werden, wenn Sie „des lieben Friedens willen“ mitmachen.
Der Philosoph Karl Popper (Die offene Gesellschaft und ihre Feinde) hat es treffend formuliert: Weniger bekannt ist das Paradoxon der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz.
Wie der Wissenschaftsjournalist Tim Schröder zeigt, ist Gendern auch anderswo nicht freiwillig.
Sollten Sie als Mitarbeiter einer Behörde oder eines Unternehmens verpflichtet sein, „gendergerecht“ zu kommunizieren, können Sie mir (info@sprengtechnik.de) die dienstliche Vorgabe auch anonym, z. B. von einem Proton-Mail-Account, zusenden. Gerne prüfe ich, ob rechtliche Gründe gegen eine Veröffentlichung sprechen.
Das Tragische ist, dass die Befürworter wirklich glauben, für das Gute zu handeln. Als ehemaliger Ideologe kenne ich ihre Denkweise. Gruppendynamische Prozesse leisten dabei ihr Übriges. In seinem Werk Psychologie der Massen argumentiert Gustave Le Bon, dass Menschen in der Masse irrationaler handeln als Individuen. Er beschreibt, wie die Massenpsychologie von Emotionen und suggestivem Verhalten geprägt ist.
Die Metapher der „Schere im Kopf“ beschreibt das Phänomen der Selbstzensur oder Zurückhaltung von Menschen aus Angst vor negativen Konsequenzen oder Repressalien. Diese Selbstzensur kann durch gesellschaftliche Normen, durch politische Repressionen oder durch persönliche Ängste hervorgerufen werden.
Denken Sie daran: Die Schere im Kopf erzeugen Sie selbst! Nur 40 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, ihre Meinung frei äußern zu können. Noch nie gab es in der Bundesrepublik so große Bedenken. „Nur Anhänger der Grünen sind noch von der Meinungsfreiheit überzeugt“, stellt die ZEIT zur aktuellen Meinungsfreiheit fest.
Gruppenzwang wirkt sich auch auf das individuelle Verhalten aus, wie das Experiment von Asch zeigt. In diesem Experiment sollten die Teilnehmer die Länge von Linien schätzen.
Dazu wurden sie in eine Gruppe von Eingeweihten platziert, die absichtlich falsche Antworten gaben. Obwohl die richtige Antwort offensichtlich war, folgten viele Teilnehmer der Mehrheitsmeinung der Eingeweihten und stimmten den falschen Antworten zu, um sich der Gruppe anzupassen, wie ein sehenswerter Beitrag von Quarks veranschaulicht. Dies zeigt, wie stark der Konformitätsdruck ist, sich einer Gruppe anzupassen und sich von der eigenen Wahrnehmung und den eigenen Überzeugungen zu distanzieren.
Der Druck der Gruppe kann dazu führen, dass Menschen ihr eigenes Urteilsvermögen und ihre eigenen Wertvorstellungen völlig verleugnen, um in der Gesellschaft akzeptiert zu werden oder um Konflikte zu vermeiden.
Dies gilt auch beim Zwang zum Gendern z. B. in Unternehmen, Behörden (siehe THW-Rundverfügung Nr. 012/2018) und Vereinen. Dass Teilnehmer sogar komplett sinnbefreite Handlungen (Aufstehen nach einem Signalton) der Gruppe unreflektiert übernehmen und auch noch fortsetzen, selbst wenn die Gruppe nicht mehr besteht, wird durch das Asch-Experiment in einem Wartezimmer ersichtlich.
Auf die Frage, wie es dazu kommt, dass Menschen Regeln befolgen, die ihnen niemand aufzwingt, sie aber das Gefühl haben, sie müssten sich anpassen ergänzt Pauline Voss, Autor des Buches Generation Krokodilstränen. Über die Machttechniken der Wokeness einen weiteren Aspekt: „Das ist eine zentrale Frage von Foucault. In seinem frühen Klassiker ‚Überwachen und Strafen‘ diskutiert er Jeremy Benthams Vorstellung eines Idealgefängnisses, das Panoptikum. Weil die Insassen jederzeit damit rechnen müssen, beobachtet zu werden, beginnen sie, ihr Verhalten selbst zu überwachen. Die soziale Kontrolle hat sich heute durch das Internet verstärkt. Die Angst vor dem Shitstorm ist prägend, obwohl es sehr selten dazu kommt. Die Gefahr ist immer da, alle wachen übereinander, das strukturiert das Verhalten. So setzen sich, ganz ohne das Eingreifen der Staatsmacht, Regeln in der Öffentlichkeit durch, die nicht mehr liberal sind, weil sie einer erzwungenen Anpassung entspringen.“
Ideologien ermöglichen autoritäre Systeme und basieren auf dem unbedingten Willen, die Welt einer Überzeugung zu unterwerfen. Das Schweigen der Mehrheit gibt Ideologen das Gefühl der Legitimation ihres Handelns. Wussten Sie, dass während der NS-Diktatur schätzungsweise weniger als 0,3 Prozent der Deutschen potentiellen NS-Opfern geholfen haben?
«Das sogenannte Böse ist eigentlich ganz banal, denn die Indifferenz stellt, moralisch und politisch gesprochen, die grösste Gefahr dar. Die häufig anzutreffende Tendenz, das Urteilen überhaupt zu verweigern, aus dem Unwillen heraus oder der Unfähigkeit, zu Anderen in Beziehung zu treten, [...] darin liegt der Horror des Bösen und zugleich seine Banalität.»
Hannah Arendt
In diesem Zusammenhang möchte ich auf den beachtenswerten Beitrag über Hannah Arendt („Die Banalität des Bösen“) von Dr. Walther Ziegler hinweisen. Kein anderer Denker hat wie Hannah Arendt die Epoche des Totalitarismus der NS-Diktatur aus nächster Nähe miterlebt und unvoreingenommen und präzise analysiert. Ihr Credo war stets: „Ich will verstehen“.
Bitte schauen Sie sich diese hervorragende Analyse über die Grundlagen und Wirkungsweisen totalitärer Systeme an.
Vorab: Ich bin kein Jurist. Daher kann ich nur eine Einschätzung geben, die ich mit Links begründe.
Der BGH hat entschieden, dass der alltägliche Sprachgebrauch nicht diskriminierend ist. https://www.damm-legal.de/bgh-grammatisch-maennliche-personenbezeichnung-umfasst-jedes-natuerliche-geschlecht-gendersprache
Es gibt also keinen Rechtsgrund, der zum Gendern verpflichtet.
Seit Ende 2018 haben intergeschlechtliche Menschen in Deutschland die Möglichkeit, beim Eintrag ins Personenstandsregister außer den Geschlechtern „männlich“ und „weiblich“ auch die Option „divers“ zu wählen, die sogenannte „Dritte Option“.
Obwohl das Urteil des Bundesverfassungsgerichts als Begründung für das Gendern z. B. in der THW-Rundverfügung Nr. 012/2018, welche THW-Helfer und -Mitarbeiter zum Gendern verpflichtet, herangezogen wird, findet sich dort keine Forderung, diese Personengruppe (geschätzt: 100.000 Menschen) im Sprachgebrauch z. B. durch Gender-Sonderzeichen besonders zu berücksichtigen.
Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland legt in Artikel 3 fest:
„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
Der letzte Satz könnte ein Verbot von Gendersonderzeichen bedeuten, da diese für Menschen mit Behinderung / Neurodivergenz nicht barrierefrei sind.
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) stellt die Überführung des European Accessibility Act in das deutsche Rechtssystem dar. Es wurde am 16. Juni 2021 verabschiedet und soll nach einer Übergangsperiode am 28. Juni 2025 wirksam werden.
Die Verordnung über die Anforderungen an die Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen nach dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz vom 15. Juni 2022 legt auch fest, dass Webseiten unter Androhung von Sanktionen verpflichtet sind, „verständliche Sprache“ zu verwenden.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat hinsichtlich der Verwendung von Genderzeichen in Texten festgestellt, dass „Sonderzeichen innerhalb von Wörtern die Verständlichkeit, die Lesbarkeit, die Vorlesbarkeit und die automatische Übersetzbarkeit beeinträchtigen“ und zudem auch „die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten gefährdet ist“. Entsprechend sollte auch das Bundesverfassungsgerichtsurteil zur Anerkennung der Legasthenie als Behinderung herangezogen werden können.
Die Verwendung von Genderzeichen kann daher einen Verstoß gegen das BFSG darstellen, was mit einer Geldstrafe von bis zu 100.000 EUR geahndet werden kann.
Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat im November 2023 Legasthenie als Behinderung bestätigt.
https://www.bvl-legasthenie.de/images/static/pdfs/presse/Pressebeitrag_Urteil_BVerfG-22.11.2023.pdf
Bisher hat mir noch niemand erklären können, wie das in Art. 3 GG verbriefte Diskriminierungsverbot von Menschen mit Behinderungen/Neurodiversitäten mit dem Urteil in Einklang zu bringen ist.
Ein Verlag hat im Text eines weiblichen Autors an einigen Stellen gegendert – gegen den Willen des Autors. Dieser sah darin eine Urheberrechtsverletzung und zog vor das Landgericht. Der Verlag musste den Text in die Ursprungsfassung zurücksetzen. https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/lg-hamburg-308o17621-vergleich-gendern-urheberrechtsverletzung-urpsungsversion-rueckgaengig-machen/
Die Richter sahen keinen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichstellungsgesetz oder andere Gesetze. Leider wurden die Rechte von Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz in diesem Urteil nicht thematisiert. Und den Angriff auf das Sprachgefühl in einer Form, die mit dem alltäglichen Sprachgebrauch unvereinbar ist, empfinde ich sehr wohl als Verletzung des Persönlichkeitsrechts.
In Berlin verklagte ein Vater die Schule seiner Kinder, weil Lehrer dort „geschlechtsneutrale“ Sprache verwendeten. Siehe dazu der Beitrag von Volksverpetzer.de: https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/gericht-bestaetigt-freiheit-zum-gendern/
Leider berücksichtigt weder das Gericht, noch der Volksverpetzer die grundgesetzlich verbriefte Diskriminierungsfreiheit von Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz. Die Aussage „Das tut niemandem weh und kann für marginalisierte Gruppen einen großen Unterschied machen“ ist leider für Betroffene nicht hilfreich.
Meine Meinung als Teil der vom Volksverpetzer genannten LGBT-Gruppe habe ich in Abschnitt Gendern schadet der LGBT-Sache und im Abschiedsbeitrag in Abschnitt Ein Zwang zum Gendern führt zu Entfremdung dargestellt.
Im schulischen Bereich spielt die politische Neutralität der Lehrkräfte insofern eine Bedeutung, als diese gesetzlich dazu verpflichtet sind (§ 60 Abs. 2 BBG und § 33 Abs. 1 Satz 1 und 2 BeamtStG i. V. m. § 60 Abs. 1 Satz 1 und 2 BBG). Zur politischen Färbung der Gendersprache vgl. die in Abschnitt 9 vorgestellte Studie in der politischen Jahreszeitschrift.
Darüber hinaus sollen sich die Lehrkräfte am Beutelsbacher Konsens orientieren, der mit dem Überwältigungsverbot, der Kontroversität und der Schülerorientierung die Grundsätze des Unterrichts in den Schulen festlegt.
Ein Musterschreiben zur Vorlage bei der Schulleitung gegen die Verwendung von Gendersprache findet sich auf geistreichelei.de
Das Rechtsgutachten des Verfassungsrechtlers Papier stellt fest, der freiheitliche Rechtsstaat solle Gendern nicht „mittels Befehl und Zwang gegenüber seinen freien Bürgerinnen und Bürgern durchsetzen, denn diese sind als solche keine staatlich zu bevormundenden und rundum zu betreuenden Untertanen“. Eine staatliche Regelung, die verpflichtend eine sogenannte geschlechtergerechte Sprache für den individuellen Gebrauch der Bürger anordne, stehe nicht im Verhältnis zum Zweck der Erhöhung des Geschlechterbewusstseins – und sei deshalb verfassungsrechtlich unzulässig.
Weitere Urteile zum Thema gerne mailen.
Das Verbot vermeintlich „gendersensibler Sprache“ befürworte ich mit Verweis auf den vorherigen Abschnitt Rechtslage zum Thema Gendern schon allein wegen der fehlenden Barrierefreiheit durch behindertenfeindliche Sonderzeichen und der damit verbundenen Diskriminierung von Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz. Leider wird dieses Hauptargument z. B. beim Verbot von Gendersprache durch die Bayerische Landesregierung bislang nicht genutzt, sondern ausschließlich die „ideologische Ausprägung“ als Begründung herangezogen, die Unfrieden schaffe.
Innenminister Joachim Herrmann befürwortet jedoch „Paarformeln oder geschlechtsneutrale Formulierungen.“ Leider wird durch die Landesregierung nicht erkannt, dass dies die Situation verschlimmert, da der alltägliche Sprachgebrauch dadurch eine männliche Lesart erhält.
In den gegenwärtigen Formen des Genderns wird es aufgrund der Unvereinbarkeit der Konzepte und Ablehnung nie sozialen Frieden im „Krieg der Sternchen“ geben.
Lassen Sie uns um die Ecke denken
Im Deutschen bezeichnet der Begriff „Genus“ das grammatische Geschlecht von Substantiven. Es gibt drei Genera (grammatische Geschlechter) im Deutschen, die unabhängig vom biologischen Geschlecht sind:
Bei einer genauen Unterscheidung besteht die Option, mittels der movierten (suffigierten) Form „-in“ deutlich zu machen, dass es sich um eine Ingenieurin handelt. Männliche Ingenieure haben keine spezifische Bezeichnungsform für Personen und müssen sich mit der generischen Form begnügen.
Die Kontroverse um das Gendern konzentriert sich genau auf diese generischen maskulinen Bezeichnungsformen und ist der Grund für den Streit. Nach allen Umfragen ist eine Minderheit der Gender-Befürworter der Meinung, dass generische Personenbezeichnungen Frauen und nicht-binäre Menschen nur „mitmeinen“ und dass eine inklusivere Sprache nur durch Beidnennungen wie „Bürgerinnen und Bürger“ oder „Bürger*innen“ gewährleistet sei. Die Mehrheit hält hingegen am alltäglichen Sprachgebrauch fest, insbesondere am generischen Maskulinum.
Dabei könnte die Lösung so einfach sein: Warum das vermeintlich zweideutige generische Maskulinum nicht eindeutig machen? Indem man auf die movierten Formen wie „Bürgerin“, „Lehrerin“, „Schülerin“ verzichtet und für alle Geschlechter (Frauen, Nichtbinäre und Männer) nur noch die maskuline Form verwendet. Klingt reaktionär? Keineswegs. Denn andere germanischsprachige Länder haben diese Form bereits übernommen!
Sie werden sagen: Aber es ändert sich doch nichts? Doch! Denn alle Personenbezeichnungen werden jetzt NUR noch im grammatischen Maskulinum beschrieben. Als Frau werden Sie möglicherweise sagen: „Aber warum soll ich mich im Maskulinum inkludiert fühen?“ Gegenfrage: Warum soll ich mich als Mann im Femininum („DIE Fachkraft“) inkludiert fühlen oder gar in einem Neutrum („DAS Personal“), denn hier wird auch nicht „gegendert“?
Lassen Sie uns dieses Prinzip, das nicht auf den ersten Blick einleuchtet, an einem Beispiel erläutern:
Dr. Britta Brick ist Bauingenieur, der Großprojekte betreut. Sie ist viel unterwegs (nicht: Bauingenieurin, die …)
Klingt es merkwürdig, Britta Brick als Ingenieur zu bezeichnen, aber nicht als Ingenieurin? Bitte lesen Sie den Satz noch einmal laut vor. Wie haben Sie „Dr.“ gelesen? Doktor oder Doktorin? Warum klingt „Bauingenieur“ bei der Bezeichnung einer weiblichen Person ungewohnt, der akademische Grad „Doktor“ aber nicht? Würde es nicht eigenartig klingen, wenn wir statt von „Doktor“ Britta Brick von „Doktorin Britta Brick“ sprechen würden? Sie sehen: Das Prinzip ist in Teilen unserer Sprache längst etabliert, wie auch bei anderen Genera:
Femininum: „Fabian ist eine gesuchte Fachkraft, die sich auf Software-Entwicklung spezialisiert hat. Er ist selbstständig tätig.“
Neutrum: „Maria ist ein fröhliches Kind, das gerne am Meer ist. Sie will später Tierarzt werden.“
Warum also nicht dieses Prinzip (Gleichbenennung aller Geschlechtsidentitäten) konsequent auch auf Berufsbezeichnungen und Titel im grammatischen Maskulinum anwenden? Diese Praxis ist in den fünf neuen Bundesländern seit Jahrzehnten üblich („Meine Frau ist Lehrer“). Zwischen West- und Ostdeutschland ist hier ein deutlicher Unterschied im Sprachgebrauch erkennbar.
Gut, werden Sie sagen, warum dann nicht statt des Maskulinums ein „generisches Femininum“ für alle Geschlechter verwenden, wo Frauen jahrelang vermeintlich benachteiligt wurden? Die Universität Leipzig hat dieses in ihre Grundordnung eingefügt.
Ein durchgehendes (generisches) Femininum ergibt jedoch aus sprachwissenschaftlicher Sicht keinen Sinn. Denn das Suffix „-er“ ist zunächst als Substantivierung eines auf „-en“ endenden Verbs definiert. Also beispielsweise: „backen“ -> „Bäcker“, „fahren“ -> „Fahrer“, „staubsaugen“ -> „Staubsauger“. Dies hat mit dem biologischen Geschlecht nichts gemeinsam.
Die movierte Form „-in“ wird bei Personenbezeichnungen verwendet, wenn es erforderlich ist, zu präzisieren, dass es sich um eine Frau handelt. Die Annahme, dass das Suffix „-er“ für einen Mann steht, ist unzutreffend, da eine Lehr-er-in dann eine Frau (-in) wäre, die ein Mann (-er) ist, der lehrt. Umgekehrt schließen alle Personenbezeichnungen, die im Femininum stehen, wie z.B. „die Fachkraft“, „die Geisel“, „die Koryphäe“ etc. bereits Männer und Nichtbinäre mit ein.
Mit der (falschen) These, beim generischen Maskulinum seien Frauen nur „mitgemeint“, müsste dann im logischen Umkehrschluss auch beim „generischen Femininum“ „gegendert“ werden, weil sonst Männer und Nichtbinäre dort „nur mitgemeint“ wären. Denn bei einem „generischen Femininum“ müsste, um das Geschlecht zu unterscheiden, „weibliche Lehrerinnen“ verwendet werden, um Frauen zu nennen.
Aber war nicht das Ziel, alle Geschlechter gleich zu benennen? Zudem würde einem „generischen Femininum“ in Kürze seine geschlechtsmarkierende Funktion geraubt und z. B. die „Bürgerin“ zur geschlechtslosen Verallgemeinerung. Es ist daher unwahrscheinlich, dass sich ein generisches Femininum durchsetzt, da die Mehrheit die Notwendigkeit einer Änderung nicht sieht und zudem Milliarden von Druckseiten nicht umgeschrieben werden können.
Andere Länder mit germanischem Sprachstamm verzichten bereits auf Movierungen, wie zum Beispiel Großbritannien. Dort wird im Gegensatz zu Deutschland das Betonen des Geschlechts als sexistisch empfunden, da es z. B. bei Berufsbezeichnungen keine Rolle spielt. Liz Truss als Nachfolgerin von Borris Johnson wurde daher nicht als Prime Ministress, sondern im Sinne der Gleichberechtigung wie ihre männlichen Vorgänger als Prime Minister bezeichnet. Suchen Sie bitte nach “Liz Truss prime minister” (2,3 Mio. Treffer) und zum Vergleich nach “Liz Truss prime ministress“ – hier finden sich nur ca. 78 Tausend Treffer. Auch der weibliche Schauspieler Whoopie Goldberg verwendet die maskuline Berufsbezeichnung „Actor“ und sagt:
«An actress can only play a woman. I'm an actor, I can play anything.»
Whoopie Goldberg
In Italien hatte Giorgia Meloni kurz nach ihrem Amtsantritt mit medialer Aufmerksamkeit verlangt, man möge sie als „Präsident“ und nicht als „Präsidentin“ ansprechen. Die althergebrachte Verwendung auch von Artikeln vor Namen wie bei „la Meloni“ oder „il Manzoni“ gelte heute in Italien zunehmend als abwertend und beleidigend.
Schweden wird für sein fortschrittliches Modell der Elternzeit und seiner Politik zur Förderung der Geschlechtergleichberechtigung gelobt. Im Gegensatz zu uns wird dort die weibliche Form, die es zwar mit dem Verweiblichungsmorphem „-inna“ gibt, nicht oder nur noch selten verwendet. So könnte zwar aus der Berufsbezeichnung „lärare“ (Lehrer) das weibliche Substantiv „lärarinna“ (Lehrerin) gebildet werden. Jedoch wird das im Schwedischen als ausgrenzend empfunden, weil es dort vermittelt, dass Frauen anders seien. Es ist daher üblich, dass eine Frau sagt: „jag är lärare“ (ich bin Lehrer – und nicht „lärarinna“) oder „Anna är min vän“ (Anna ist mein Freund – und nicht „väninna“).
Dr. Nele Pollatschek, sie bezeichnet sich selbst als Schriftsteller und Feminist und verzichtet auf die movierte Form, empfindet im Beitrag Deutschland ist besessen von Genitalien: Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer Gendern als sexistisch, weil damit die Unterschiede der Geschlechter betont werden. Daher präferiert auch sie die geschlechtsneutrale Grundform (Gendern 2.0) gemäß der Markiertheitstheorie.
Wer noch tiefer einsteigen möchte, dem empfehle ich das Video des YouTubers Alicia Joe „Warum Gendern scheitern wird„, in dem sie das Prinzip von Gendern 2.0 durch Verzicht auf movierte Formen unaufgeregt und sachlich erklärt. Die halbe Stunde Grammatik ist es wert! Versprochen!
Vorteile von Gendern 2.0:
Auch Luise Pusch, welche die heutigen Formen des Genderns ins Leben gerufen hat, äußert sich positiv zu Gendern 2.0. Siehe dazu die informative Seite https://gendern2-0.de von Bernhard Thiery mit weiteren Informationen auf rein sachlicher Basis. Allerdings schlägt Bernhard Thiery eigene sogenannte Sexusmovierungen vor, welche widerum Seiteneffekte erzeugen, während ich den Ansatz von Dr. Nele Pollatschek bzw. Alicia Joe für zielführender halte, auf alle Sexusmovierungen zu verzichten. Verwirrung kann somit durch Verwendung des Vermarktungsbegriffes „Gendern Version 2.0“ entstehen.
® Der Slogan „Partielles Denken ist globales Versagen“ ist als Wortmarke meines Unternehmens telematis Netzwerke GmbH beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragen.
«Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen»
§ 26 (2) des Medienstaatsgesetzes
Glaubwürdigkeit ist die harte Währung des Journalismus. Wenn gendernde Journalisten bereits die Prinzipien der Sprache als ihr wichtigstes Handwerkszeug nicht hinterfragen und mit diesem Soziolekt den Eindruck erwecken, den Vorstellungen der Autoritäten (siehe Gendern ist polisch gefärbt) unkritisch zu folgen, dann ist zu befürchten, dass auch andere Themen nicht hinterfragt und damit unausgewogen dargestellt werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk tut sich daher mit der Verwendung von Gendersprache auch in seinen zahlreichen Social-Media-Auftritten keinen Gefallen.
Sie wundern sich, dass der gravierende Nachteil (fehlende Barrierefreiheit) in den Medien nur am Rande erwähnt wird und auch der ÖRR trotzdem mit Sonderzeichen gendert, obwohl dies mehrheitlich abgelehnt wird und mit den grundgesetzlich verbrieften Rechten von Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz nicht vereinbar sein könnte?
Das liegt daran, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich der Problematik zwar durchaus bewusst ist, wie mir der ARD-Intendant Prof. Kai Gniffke bestätigte, mit dem ich 2022 in engem E-Mail-Austausch stand und den ich als Betroffener immer wieder gebeten habe, sich doch bitte auch dieses Themas anzunehmen. Aber der ÖRR weigert sich bis heute, eine Gesamtbilanz aller möglichen Vor- und Nachteile zu ziehen.
Aus rechtlichen Gründen darf ich den E-Mail-Verkehr mit Prof. Kai Gniffke nicht vollständig offenlegen, sondern nur einzelne Zitate herausgreifen. Diese bringen die Problematik eines grundsätzlich unterschiedlichen Verständnisses einer Minderheit von Befürwortern und der Mehrheit von Gegnern zum Ausdruck. Der ARD-Chef teilt mir am 22.5.2021 per E-Mail mit:
«Wir wollen mit unserer Sprache gesellschaftliche Vielfalt ausdrücken, aber unser Publikum dabei auch nicht entfremden. Und vor allem wollen wir niemanden erziehen oder missionieren. Oberste Maxime ist stets die Verständlichkeit“ und ergänzt: „Wir versuchen, wann immer möglich, zum Beispiel das generische Maskulin zu vermeiden. […] Unsere „Leitplanken“ für gendersensible Sprache, die wir für den SWR entwickelt haben, werden aber natürlich fortwährend überprüft und angepasst.»
Prof. Dr. Kai Gniffke, ARD-Chef
Mit seiner Begründung war ich nicht einverstanden und begründete meine Entfremdung vom ÖRR z.B. mit der politischen Färbung durch Gendersprache: „Der Linguist Stefanowitsch hat die Gendersterne als „soziolinguistischer Marker“ bezeichnet, die als soziales Distinktionsmerkmal fungieren und die eine politische Überzeugung bzw. Gruppenzugehörigkeit offen herausstellen. Gendersterne, egal ob geschrieben oder gesprochen, sind zuallererst politische Bekenntnisse zur Identitätspolitik.“
Prof. Dr. Kai Gniffke antwortete mir am 27.5.2021: „Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, dass wir weder spalten noch missionieren wollen, sondern Programm machen möchten, dass für alle Bürgerinnen und Bürger ein gutes Angebot bietet. Im Inhalt und auch in der Sprache. […] Ihre Argumente bleiben nicht ungehört und ich gebe Sie gerne an diejenigen Kolleginnen und Kollegen weiter, die sich mit dem Thema beschäftigen. […] Bleiben Sie dem SWR und den Öffentlich-Rechtlichen bitte dennoch gewogen.“
In meiner Antwort-E-Mail schlug ich dem ARD-Chef vor, „auch Betroffene, die massive Probleme mit gegenderter Sprache haben, in Social-Media-Beiträgen verschiedener ÖRR-Formate zu Wort kommen zu lassen, wie z. B. Autisten, Blinde, Adressaten der Leichten Sprache, Legastheniker, …“.
Auf meine Bedenken vom 10. Juni 2023 19:46, dass der ÖRR mit einer mehrheitlich abgelehnten Sprechform Menschen mit Behinderung diskriminiert („Es liegt daher jetzt ganz in Ihrer Hand, endlich die Nachteile vor allem im Hinblick auf die grundgesetzlich verbrieften Rechte von Menschen mit Behinderung zu berücksichtigen, um deren gesellschaftliche Teilhabe nicht zusätzlich mit einem elitären und zum normalen Sprachgebrauch inkompatiblen Soziolekt zu erschweren und eine weitere Spaltung der Gesellschaft in „Gendersensible“ und „Genderunsensible“ zu verhindern mit der Folge von Entfremdung“), antwortet Kai Gniffke am 29.07.2022 um 13:23 Uhr:
«Ich bin ganz ehrlich: Sie machen es mir nicht leicht. Ihre sehr vielschichtigen Ausführungen und Argumentationen sind keine bloßen Aneinanderreihungen von Plattitüden oder wütenden Äußerungen zum Thema, die sich leicht als undifferenziert abtun lassen. […] Es fällt mir aber schwer, klar zu bewerten, inwiefern wir Interessen und wichtige Belange von unterschiedlichen Teilen der Bevölkerung „gegeneinander“ stellen sollten: Auf der einen Seite beispielsweise die wichtigen Belange von Autisten, Menschen mit Leserechtschreibschwäche, Analphabeten, Menschen mit Schlaganfall, Menschen mit Demenz, etc., auf der anderen Seite die Ansprache von Menschen, die sich eben durch den bisherigen Sprachgebrauch nicht gehört fühlen.»
Gibt der ARD-Chef zu, dass er die Rechte von Menschen mit Behinderung der politischen Korrektheit unterordnet? Das macht mich fassungslos. Offensichtlich ist sich der ÖRR nicht bewusst, dass er damit das Bundesverfassungsgericht in die missliche Lage bringt, an seiner Entscheidung zur Rundfunkbeitragspflicht (derzeit 18,36 Euro monatlich) festzuhalten.
Bitte schauen Sie sich den Beitrag von Browser-Ballett an: https://www.youtube.com/watch?v=ct6LsA9-5Z4
Hier wird mit Rundfunkbeiträgen im Deckmantel der Satire ein „Rüdiger Schmidt“ vorgestellt, der sich einer vermeintlich inklusiven Sprechform verweigert, und „sich von der Gesellschaft zunehmend genötigt [fühlt], eine Sprache zu sprechen, die für ihn 50 Prozent der Gesellschaft ausschließt.“
Der satirische Beitrag geht von unzutreffenden Fakten aus:
Dies teilte ich Prof. Gniffke mit Hinweis auf meine Probleme als Betroffener mit.
Leider bislang ohne Erfolg. Bedenklich finde ich die Kernbotschaft des „Satire“-Beitrags: Wer Gendern ablehnt, ist rückständig, frauenfeindlich und sympathisiert mit Rechtspopulisten. Bis auf den letzten Punkt habe ich die gleichen Vorwürfe auch von Seiten des THW-Hauptamtes zu hören bekommen.
Kritiker und Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz, die massive Probleme mit den aktuellen Formen der Gendersprache haben, werden mit solchen Beiträgen der gesellschaftlichen Ächtung preisgegeben.
Dass hier Satire nach unten tritt und sogar Menschen mit Behinderung die gesellschaftliche Teilhabe erschwert und zur Ächtung freigibt, finde ich befremdlich und unfassbar traurig. Denn nicht selten ziehen sich z. B. Legastheniker aus dem gesellschaftlichen Diskurs zurück, weil ihre Lese- und Schreibschwäche mit geringer Intelligenz gleichgesetzt wird.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Einen ÖRR halte ich für unverzichtbar, weil ich die Medienverhältnisse in den USA kenne und verabscheue.
Aber die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung/Neurodivergenz wider besseres Wissen (vgl. meine Korrespondenz mit dem ARD-Intendanten Prof. Dr. Kai Gniffke, der die Kenntnis der Problematik bestätigte, sich aber weigert, das Thema endlich zu benennen) sind geeignet, Vertrauen zu verspielen. Ein weiteres Beispiel für mangelnde Fehlerkultur ist die von mir mit zu verantwortende Medienpanne „Sprengstoff in Pflanzenform“ in der Tagesschau, für die ich eine Mitverantwortung übernommen habe und die den Reformbedarf des ÖRR begründet.
Leider sind dies keine Einzelfälle. So hat der Tagesschau-Korrespondent Nils Dampz Twitter-Nutzer in einem Kommentar als „Ratten“ bezeichnet, die man „zurückprügeln“ müsse. Zwar hat die Tagesschau um Entschuldigung gebeten, dennoch ist auch dieses Verhalten nicht vertrauensfördernd und nachhaltig.
Die Verdoppelung der Stimmen nach zwei Jahren Ampelregierung für die AfD, die ich schon wegen der Relativierung des Holocaust (z. B. „Vogelschiss der Geschichte“, „Denkmal der Schande“) nicht wähle, überrascht mich nicht.
Hatte die ZDF-“Heute-Show“ vom 05.04.2013 Anwender von „gendergerechter“ Sprache noch als „ins Gehirn geschissene“ bezeichnet (ab Minute 27:40), positionieren sich „Satire“-Formate des ÖRR (mit Ausnahme von Dieter Nuhr) mittlerweile gegen die Gender-Gegner.
Bestes Beispiel bin ich selbst: Zu COVID-Zeiten hatte ich (dreimal geimpft) absolutes Unverständnis für Ungeimpfte. Ich habe Mitarbeiter systematisch ausgegrenzt, die sich nicht haben impfen lassen und dauerhaft ins Homeoffice geschickt. Es war mir gleichgültig, ob deshalb sogar langjährige, treue Mitarbeiter gekündigt hätten. Ich war fest von meiner moralischen Überlegenheit und der Geringwertigkeit Andersdenkender überzeugt. Nie habe ich gefragt: „Warum hast du Angst vor der Impfung?“. Ich war getrieben von der medialen Stimmungsmache („Pandemie der Ungeimpften“, „Blinddarm“) und der panischen Angst, Freunde und Familienmitglieder anzustecken. Im Nachhinein tut mir mein Verhalten und meine an den Tag gelegte Arroganz sehr leid. Bei den Mitarbeitern habe ich um Entschuldigung gebeten, welche angenommen wurde.
Wohlstandsverwahrlosung (der lesenswerte Beitrag Der Luxus der vorsätzlichen Ignoranz traf bei mir den Nagel auf den Kopf), Angst, einseitige Information und Desinteresse an anderen Meinungen und Fakten begünstigen Elitedenken und daraus resultierende Ideologien. Das Schlimme: Man merkt nicht, dass man selbst in ideologischen Gedanken gefangen ist, welche auf kognitive Dissonanz zurückzuführen sind. Diese bezeichnen ein Spannungsgefühl, das entsteht, wenn eigene Überzeugungen, Wertvorstellungen, Wahrnehmungen oder Gefühle nicht mit der Realität übereinstimmen. In solchen Situationen besteht die Tendenz, verschiedene Informationen oder sogar Fakten komplett zu ignorieren und auszublenden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dieses Gefühl zu einer dauerhaften Unzufriedenheit führt, da man sich ständig in einem inneren Kampf befindet, den man aber nicht als solchen wahrnimmt. Mit Erschrecken stelle ich im Nachhinein fest, dass selbst gut begründete Fakten mit Quellenangaben mich nicht überzeugt, sondern meinen Spannungszustand noch verstärkt haben. Dieser Gefühlszustand der permanenten Diskrepanz zwischen der eigenen Vorstellung und der davon abweichenden Realität erklärt auch die Humorlosigkeit von Ideologen.
Warum schreibe ich das? Nicht um Ihren Beifall für meine Einsicht zu bekommen. Sondern um Ihnen die Denkweise von Ideologen näher zu bringen. Gegen diese kommt man mit Fakten nicht an, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ideologisch Verblendete nutzen ihre Machtposition und all ihre Kreativität, um andere auszugrenzen, so wie ich es getan habe. Als Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit des THW-Ortsverbandes Karlsruhe habe ich dafür den von mir ins leben gerufenen Instagram-Account für politische Agitation missbraucht. Dort findet sich meine Werbung für die Black-Lives-Matter-Bewegung. Und im aufgezeichneten Live-Interview mit der Amadeu-Antonio-Stiftung welche ein Portal zur Meldung von Gendern der Gendersprache betreibt, habe ich den weiblichen Interviewpartner allen Ernstes gefragt, wann zum ersten Mal bewusst geworden sei, dass sie „weiße Hautfarbe“ habe. Dieser Neorassismus ist mir an mir selbst nicht aufgefallen. Ich glaubte, im Guten zu handeln. Es wurden seitens der über 15.000 Fans oder innerhalb des THW niemals Bedenken bezüglich meines politischen Engagements geäußert, wohl aus Angst, sich gegen die vorherrschende Meinung zu positionieren. Niemand hat mir empfohlen, auf politischem Aktivismus auf einem Regierungs-Account zu verzichten, der eigentlich über die Arbeit der Einsatzorganisation des Bundes informieren sollte. Nur einmal nachdem ich versehentlich einen Beitrag der AfD, der das durch mich administrierte Instagram-Konto THWKarlsruhe „markierte“, likte, erhielt ich von der hauptamtlichen THW-Leitung in Bonn die schriftliche Aufforderung, den „Like“ zu entfernen.
Daher die Frage: Sollen wir uns auf den vermeintlich fortschrittlichen Gedanken einlassen, dass es allen besser ginge, wenn die Welt wieder in Hautfarben und sexuelle Orientierungen eingeteilt würde? Widerspricht das nicht jenem aufgeklärten Humanismus, zu dem die Menschheit lange genug gebraucht hat? Wer Menschen kategorisiert und ihre Individualität in ihren biografischen, sozialen und ökonomischen Kontexten ignoriert, unterscheidet sich als Neorassist nicht wesentlich von einem Rassisten. Denn Rassismus beginnt dort, wo individuelle Menschen aufgrund zugeschriebener äußerer Merkmale zu vermeintlich homogenen Gruppen zusammengefasst und auf dieser Grundlage pauschal beurteilt werden.
Bitte versuchen Sie nicht, Rassisten und Ideologen mit Fakten zu überzeugen. Es wird Ihnen nicht gelingen. Stellen Sie stattdessen Fragen. Es war ein guter Freund, der mich damit geerdet hat. Nicht, indem er mir vorwarf, ich würde falsch denken, sondern indem er mir immer wieder Fragen stellte, und zwar auf Augenhöhe, ohne Vorwürfe oder belehrenden Gestus.
Wenn Sie Rassisten und Ideologen mit Fragen zu ihren Widersprüchen konfrontieren, setzen Sie einen Denkprozess in Gang, der zur Selbstreflexion führen KANN. Lassen Sie dem Gegenüber bitte Zeit und erwarten Sie keine sofortige Antwort. Der Prozess des Erkennens der eigenen Widersprüchlichkeit kann Wochen dauern. Bitte grenzen Sie den anderen nicht aus. Erst wenn wir bis zum Äußersten gehen und wie Hannah Arendt fragen: „Warum denkst du so?“, sehe ich die Chance, dass wir wieder eine Wir-Gesellschaft werden.
Neugierde auf andere Meinungen scheint uns leider mehr verloren zu gehen in unserer wohlstandsverwahrlosten Nation, die erntet, was auch unsere Vorfahren erwirtschaftet haben, aber nicht mehr sät. Der Wohlstand unserer Nation basiert noch auf dem Marktplatz der Ideen. Dieser erfordert Konfliktfähigkeit und Konfliktbereitschaft. Leider scheint uns als Nation im Kern ein gemeinsames Verständnis des „Wir“ abhandengekommen zu sein und ein antagonistisches „Wir/Die“ Einzug zu finden. Dies begünstigt Identitätspolitik und führt zu Tribalismus.
Ideologien ermöglichen autoritäre Systeme und basieren auf dem unbedingten Willen, die Welt einer Überzeugung zu unterwerfen. Das Schweigen der Mehrheit gibt Ideologen das Gefühl der Legitimation ihres Handelns. Wussten Sie, dass während der NS-Diktatur schätzungsweise weniger als 0,3 Prozent der Deutschen potentiellen NS-Opfern geholfen haben?
In diesem Zusammenhang möchte ich auf den beachtenswerten Beitrag über Hannah Arendt („Die Banalität des Bösen“) von Dr. Walther Ziegler hinweisen. Kein anderer Denker hat wie Hannah Arendt die Epoche des Totalitarismus der NS-Diktatur aus nächster Nähe miterlebt und unvoreingenommen und präzise analysiert. Ihr Credo war immer: „Ich will verstehen“. Bitte schauen Sie sich diese hervorragende Analyse über die Grundlagen und Wirkungsweisen totalitärer Systeme an.
«Das sogenannte Böse ist eigentlich ganz banal, denn die Indifferenz stellt, moralisch und politisch gesprochen, die grösste Gefahr dar. Die häufig anzutreffende Tendenz, das Urteilen überhaupt zu verweigern, aus dem Unwillen heraus oder der Unfähigkeit, zu Anderen in Beziehung zu treten, [...] darin liegt der Horror des Bösen und zugleich seine Banalität.»
Hannah Arendt
Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn diese Seite dazu beigetragen hat, dass z. B. in Behörden, Unternehmen etc. auf die behindertenfeindliche Sprechweise verzichtet und stattdessen das in diesem Beitrag barrierefreie, friedenversprechende Gendern 2.0 verwendet wird.
Die Deutsche Synästhesie-Gesellschaft e. V. hat angekündigt, auf Gendersonderzeichen zu verzichten und damit „genderte“ Beiträge nach und nach umzustellen.
Vielen Dank an Prof. Dr. Marco Huber für die kritische Sichtung und wertvollen Rückmeldungen und Ergänzungen!
Herzlichen Dank an alle, die diesen Beitrag z. B. in sozialen Netzen und Blogs teilen.
Folgende Medien haben auf diese Seite verlinkt bzw. über meinen Grund zum Austritt aus dem THW aufgrund dortigem Zwang zum Gendern berichtet. Ich freue mich, wenn auch links-liberale Medien sowie der ÖRR das Thema aufgreifen würden.
Wer noch tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem empfehle ich folgende lesenswerte Beiträge von links-liberal bis rechts bzw. konservativ.
https://www.linguistik-vs-gendern.de/
https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/gendern-ist-eine-sprachliche-katastrophe-li.158476
https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/gender-terror-die-erziehungsmassnahmen-der-sprachpolizisten-nerven-li.346021
https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=12807
https://taz.de/Gendern-als-Ausschlusskriterium/!5782080/
https://www.nzz.ch/meinung/von-steuerinnenzahlern-und-rassisten-beim-gendern-geht-es-vor-allem-darum-sich-selbst-als-den-besseren-menschen-zu-inszenieren-ld.1625793
https://www.sueddeutsche.de/kultur/essay-das-missbrauchte-geschlecht-1.3402438
https://www.nzz.ch/feuilleton/gendergerechte-sprache-die-diskussion-ist-politisch-vergiftet-ld.1567211
https://www.deutschlandfunk.de/gendern-und-barrierefreiheit-liebe-leser-unterstrich-innen.2907.de.html?dram:article_id=493455
https://www.welt.de/kultur/plus230693487/Gendern-Maennliche-Chirurgen-und-andere-Gender-Legenden.html
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1149464.gendern-schuld-und-sprache.html
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Überzeugende Argumente berücksichtige ich gerne bzw. habe sie bereits durch inhaltliche Überarbeitung und Ergänzung übernommen.
43 Antworten
Es gibt viele gute und manche nicht so gute Gründe, gegen das Gendern zu sein. Und keinen einzigen guten Grund, dafür zu sein. Kennen Sie meine Seite http://www.genderfrei.org? Denn es ist geboten, auch Flagge zu zeigen, überall und bei jeder Gelegenheit. Die Penetranz der Genderisti, die uns zu einer politisch-religiösen Sprache nötigen wollen, können wir, denke ich, auch zeigen.
Auch von mir herzlichen Dank für die Überlegungen/ Einblicke.
Es gibt zu dem Thema ja eine These, die auch bei Spartacus anklang: dass das Gendern, LGBT+ und weitere moderne Erscheinungen wie „kulturelle Aneignung“ tatsächlich forciert bzw. gesteuert wurden. Zum ersten Mal las ich vor Jahren davon im Buch „Die Chaos-Königin“ (über Hillary Clinton) und damals fand ich den Gedanken absolut absurd. Mit der Zeit erscheint es mir aber immer plausibler:
Demnach ist „Links“ ja klassischerweise eher kapitalismuskritisch und friedensorientiert, beides sehr zum Missfallen von Großunternehmen oder dem Militärisch-Industriellen Komplex. Mit der Umsteuerung des links-seins auf die o.g. Themen hat man eine Möglichkeit gefunden, dass von den „linken“ Aktiven viel Energie in ein Feld gesteckt wird, in dem sie niemandem mehr wirklich weh tun. Wobei auch ein selbstverstärkender Mechanismus entstand: „Wer gegen das Gendern ist, ist rechts.“ -> Täglich bewiesen durch die alten, weißen CIS-Männer, die dagegen wettern. -> Also lieber fürs Gendern sein, bevor ich noch als Nazi gelte.
Gut zu beobachten an der Links-Partei. Der Hauptvorwurf, den Wagenknecht ihren ehemaligen Mitstreitern macht, ist ja genau dieser Fokus auf eigentlich unwichtige Themen.
Und nicht zufällig wird gerade durch die schlimmsten Ausbeuter-Konzerne die Vielseitigkeitsflagge geschwenkt, man denke da nur an diverse (im doppelten Sinn) TV-Spots von Amazon und Co…
In den USA konnte der Keim wirksam über Universitäten gepflanzt werden, welche noch viel mehr als in Europa von externer Finanzierung abhängen. Das Überschwappen nach Europa ist in der globalisierten Welt nur Folgerichtig – auch wenn z.B. das Konzept der „kulturellen Aneignung“ noch nicht so richtig erfolgreich ist.
Vielen Dank für die wertschätzende Rückmeldung!
Der Vorwurf der kulturellen Aneignung findet hierzulande bereits statt, siehe z. B. hier.
Die Diskriminierung entsteht dabei nur in den Köpfen derjenigen mit dem Wunsch nach stellvertretender Diskriminierungserfahrung, wie ein Beispiel aus den USA mit Mexikanern zeigt. Diese fühlen sich nicht diskriminiert.
Gleiches bei der Debatte um die Zulässigkeit vermeintlich diskriminierender Begriffe wie z. B. Mohrenkopf und die Forderung nach Umbenennung z. B. des Restaurants „Zum Mohrenkopf“ in Kiel. Der nigerianische Betreiber will sich allerdings nicht diskriminiert fühlen: “Ich bin ein Mohr und stolz darauf”
Ab und an werde ich gefragt, ob ich die Bezeichnung „schwul“ nicht diskriminierend empfinde. Tue ich nicht. Weil auch ich mich nicht diskriminiert fühlen möchte und mich selbst zu bezeichne.
Sehr geehrter Herr Domjahn,
vielen herzlichen Dank für Ihren überaus interessanten und gut recherchierten Artikel. Er gehört sicherlich mit zu den relevantesten und lesenswertesten Beiträgen, die zu diesem Thema bisher veröffentlicht worden sind, soweit ich das beurteilen kann.
Ich stimme zwar nicht in jedem Detail, aber doch weitgehend mit Ihnen überein, und möchte Ihnen meinen ehrlichen Respekt für Ihre faszinierende Abhandlung ausdrücken.
Auch die Leserkommentare hier haben ein überdurchschnittliches Niveau, was sehr positiv ist.
Abschließend noch zwei kleine sachliche Anmerkung.
1) Sie schreiben:
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Seit Ende 2018 haben intergeschlechtliche Menschen in Deutschland die Möglichkeit, beim Eintrag ins Personenstandsregister außer den Geschlechtern „männlich“ und „weiblich“ auch die Option „divers“ zu wählen, die sogenannte „Dritte Option“.
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Diese rechtliche Erweiterung des Personenstandsregisters wird tatsächlich – so wie sie es beschreiben – oft dazu verwendet, zu behaupten, es gäbe nun „drei Geschlechter“ oder dies würde ein Grund darstellen zu „gendern“.
Ich bin kein Jurist, aber es ist meines Wissens so, dass diesbezügliche Aussagen/Behauptungen oft verkürzt und fachlich inkorrekt sind. Tatsächlich ist es so, dass bereits vor dieser Rechtsanpassung es juristisch gesehen diese Gruppe von intergeschlechtlichen/diversen Personen gab. Angehörige dieser Personengruppe wurden – da nicht eindeutig einem Geschlecht zuordenbar – weder als „Weiblich“ noch als „Männlich“ im Personenstandsregister eingetragen, also mit einem „unbestimmten/leeren“ Eintrag. Aufgrund der Klage einer betroffenen Person wurde dann diese Reform umgesetzt, die zusätzlich nun die Möglichkeit eines „positiven“ Eintrags vorsieht, nämlich „divers/intergeschlechtlich“. Damit wurde aber nicht ein „neues Geschlecht“ anerkannt, das es bislang quasi nicht gab, sondern nur eine zweite, zusätzliche „positive“ Option für solche Fälle geschaffen. Aus den vorher drei möglichen Optionen „männlich / weiblich / weder männlich noch weiblich“ wurden damit vier Optionen „männlich / weiblich / weder männlich noch weiblich / divers“, wobei letztere beide gleichbedeutend sind.
Es wurde also – so jedenfalls meine Auffassung – keine neue Personengruppe „juristisch anerkannt“, sondern lediglich für eine bereits anerkannte Personengruppe nur eine weitere „positive“ Option geschaffen, um sich nicht länger nur als „Negation“ bestehender Kategorien definieren zu müssen. Insoweit kann ich diese juristische Anpassung auch nachvollziehen.
Eventuell wäre es interessant, diesen Sachverhalt weiter zu analysieren, um Argumente, die sich darauf berufen, richtig einordnen zu können.
Wenn sich herausstellen sollte (wovon ich ausgehe), dass es bereits seit Jahrzehnten möglich ist, dass sich diverse Personen im Personenstandsregister eindeutig kennzeichnen (Eintrag ohne Angabe des Geschlechtes), dann wird klar, dass es juristisch gesehen gar keine „neu anerkannte“ Personengruppe gibt, und damit auch keinen Grund, jetzt plötzlich eine weitreichende Sprachreform durchzuführen.
2) Was aus meiner Sicht der große Verlierer ist, das ist die deutsche Sprache, vor allem die gemeinsame Verkehrs-/Standardsprache.
Die Befürworter setzen sich ja nicht für eine wohl definierte Sprachreform ein, sondern sie verwenden eine Vielzahl an versch. Arten und Weisen „zu gendern“, so dass bereits jetzt ein sprachlicher Wildwuchs entstanden ist.
Darüberhinaus ignorieren die Befürworter des „Genderns“ die aktuell gültigen / verbindlichen Sprachregeln einfach. Sie nehmen sich das Recht heraus, einfach „anders“ zu schreiben. Mir ist nicht klar, wie wir jemals wieder aus dem aktuellen Chaos herauskommen wollen, und zu einer gemeinsamen Standardsprache zurückfinden werden. Sogar gesetzt den Fall, die Befürworter des „Genderns“ würden es schaffen, sich intern erstmal auf gemeinsame Regeln zu einigen, und diese auch im Rechtschreibrat durchsetzen, so hätte doch jeder Andersdenkende dann das gleiche Recht, einfach bei der alten (bisherigen) Sprachnorm zu bleiben – genauso wie jetzt auch die Befürworter die aktuell gültige Rechtschreibung einfach ignorieren. Welche Argumente gäbe es dann noch, dass sich alle Medien / Vereine / Firmen etc. der neuen Rechtschreibung anpassen, wenn jetzt die Verletzung des aktuellen Regelwerkes einfach so hingenommen wird?
3) Die entscheidende Frage aber ist, wozu das ganze dienen soll, und wer letztendlich der Nutzniesser ist?
Wenn man über Frage 2) nachdenkt, könnte man eventuell auf die Idee kommen, dass der letztendliche Profiteur die englische Sprache ist. Sie könnte verstärkt in Firmen, Behörden und Medien eingeführt werden und letztlich vom Zerfall der deutschen Hochsprache profitieren und das entstehende Vakuum füllen.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das „Gendern“ weniger eine Reform, als ein Zersetzungsprozess ist. Ein Indikator dafür ist, dass ja viele Ämter, Unternehmen und Vereine (z.B. die Pfadfinder – ich spreche aus eigener Erfahrung!) jetzt ihre eigenen Sprachleitlinien herausbringen. Aus Sicht des Bürgers bedeutet das, dass man je nach der aktuellen Rolle/Tätigkeit (im Büro, im Verein etc.) andere Sprachregeln vorgesetzt bekommt. Das ist doch implizit das Ende der gemeinsamen deutschen Hochsprache!
Der Grundgedanke war doch einmal, dass man in der Schule die Hochsprache lernt, um sich dann überall im deutschsprachigen Raum damit korrekt verständigen zu können! Das wird jetzt einfach so geopfert….für nichts!
Hochachtungsvoll
– Jean Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre ausführliche und wertschätzende Rückmeldung!
Für mich wäre es wichtig zu wissen, in welchen Details ich falsch liegen könnte. Deshalb freue ich mich über Rückmeldungen. Sollte ich mich irren, bin ich gerne bereit, bei begründeter und nachvollziehbarer Kritik nachzubessern.
Das BVerfG hat in seinem Urteil keine Änderung der Sprache gefordert. Leider wird das Urteil als falsche Begründung dafür herangezogen, so z. B. durch die Stadt München, welche ihre IT für mehrere Millionen Euro mit einer behindertenfeindlichen Sprechform umstellt.
Dem stimme ich zu. Da stilistische Aspekte an anderer Stelle behandelt werden, habe ich sie hier nicht aufgeführt, um Redundanzen zu vermeiden. Außerdem fühlen sich die Befürworter der Gender-Sonderzeichen offensichtlich wohl, was man diesen nicht streitig machen kann, denn Sprache ist auch Teil der Identität der Befürworter (diese fühlen sich z. T. durch den alltäglichen Sprachgebrauch nur noch „mitgemeint“ oder sogar „diskriminiert“, was dann aber nicht zum Problem der Allgemeinheit gemacht werden darf)
Auch der Wildwuchs, wie Sie zu Recht sagen, ist ärgerlich. Wäre ich Nichtmuttersprachler, wäre das für mich ein Grund, keine Lust zu haben, unsere ohnehin schon komplexe Sprache zu lernen. Aber ich bin zuversichtlich, dass dies ein Trend ist, der in 10 Jahren vorbei sein wird. Einige Landesregierungen haben bereits Entscheidungen getroffen.
Aus meiner Sicht ist die Debatte eine Folge von Wohlstandsverwahrlosung einer saturierten Gesellschaft, welche nicht mehr sät und stattdessen nur noch erntet und stimme Ihnen zu. Den „Leitfaden für einen sensiblen Sprachgebrauch“ der Pfadfinder habe ich hier gefunden: https://www.dpsg.de/sites/default/files/2021-07/arbeitshilfe_geschlechtergerechte_sprache.pdf
Interessant sind dortige Formulierungen wie „Dieser Leitfaden soll helfen, sensibler zu schreiben und zu sprechen“. Bedeutet: Wer am alltäglichen Sprachgebrauch festhält, muss im logischen Umkehrschluss „unsensibel“ sein. Der Hinweis auf das „Thunsche Kommunikationsmodell (die berühmten „vier Seiten einer Nachricht“)“ übersieht leider, dass gegenderte Texte auf der Appellebene als erzieherisch, belehrend, hochnäsig, elitär und arrogant wahrgenommen werden können, weil gendersensible „Sprecher*innen“ den Zuhörern vermitteln, rückständig zu sein. Dass diese (Zitat) „Einsicht von der Macht der Sprache“ nicht als Machtmissbrauch erkannt wird, finde ich erschreckend.
Hätte ich Kinder, wäre das vorgestellte Arbeitsmaterial zu „sexueller Vielfalt“ ein Grund, mein Kind nicht in die Obhut solcher Organisationen zu geben. Außer Acht gelassen wird ebenfalls, dass jedes „*innen“ ein „Außen“ schafft, d. h. dass der Wunsch nach Diskriminierungsfreiheit eine Vielzahl von Menschen diskriminiert, was schlichtweg grundgesetzwidrig sein dürfte.
Bitte machen Sie durch eine Verlinkung auf meinen Beitrag gerade auf die vielschichtige Problematik (Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen / Neurodivergenz, Erzeugung von Hass gegen LGBT aufgrund von Reaktanz, …) aufmerksam. Der Vorwurf geht nicht an die Pfadfinder, dass sie ein komplexes Thema nicht ganzheitlich betrachten, sondern an die Medien, insbesondere an den ÖRR, der sich seit zwei Jahren weigert, den möglichen Verstoß gegen das Grundgesetz (Diskriminierung von Menschen mit Behinderung / Neurodivergenz) endlich zu benennen!
Nochmals vielen Dank und herzliche Grüße!
David Domjahn
Vielen Dank für diese ganz andere Sicht! Alle Punkte ergeben Sinn!
Im Iran werden Frauen hingerichtet, die sich nicht verhüllen. Hierzulande sind gerade allein erziehende Mütter bei der Wohnungssuche benachteiligt, weil sie sich finanziell fast keine Wohnung mehr leisten können (wenn sie vom Vermieter überhaupt in die nähere Auswahl kommen). Aber Hauptsache, wir gendern uns einen. Da fühle ich mich als Frau verar…t.
Lieber Herr Damjahn,
ich schätze Ihre Beiträge sehr, weil sie durchdacht sind, zum Nachdenken anregen, und ich schätze Sie, weil Sie für Kritik offen sind.
Ich selbst hinterfrage die Sprache immer mehr und mir kommen dabei Zweifel an dem, was ich früher einfach so hingenommen habe. Z.B. „gebildet“ – das heißt doch einfach nur: Durch irgendwas in eine Form gebracht. Das heißt noch nicht einmal, daß davor Chaos war. Bildung kann danach kein Wert an sich sein; es wurde nur Energie in eine Veränderung investiert. Unbildung ist per se nicht schlecht. Wenn jemand in sich etwas spürt, das der Kant’schen Maxime entspricht, dann ist doch egal, ob er Kant kennt oder nicht…
Ich habe mal gefragt, warum es „Ärztin“ und nicht „Arztin“ heißt, darauf kam der Scherz: „Ist doch klar: Made – Mädchen“. Ein paar Tage dachte ich darüber nach, ob da nicht mehr als eine Korrelation hinterstecken könnte. Kann es nicht sein, daß man die weibliche Form mit Umlaut (Bauer/Bäuerin) durchaus als Verniedlichung gewählt hatte?
Am Ende holt die Realität alles ein: Früher war „Frau Doktor“ die Ehefrau des Arztes, das denkt heute niemand mehr ; -)
Entschuldigen Sie den Tippfehler – Herr Domjahn natürlich
Lieber Herr Domjahn,
obwohl ich mich eher dem linken Spektrum zuordne, habe ich mich beim Gendern mit Sternchen oder anderen Varianten immer unwohl gefühlt. Deshalb bin ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich dieses Themas unvoreingenommen, unaufgeregt, sachlich und umfassend angenommen haben. Alle 15 Gründe haben mich überzeugt.
Auch Ihre Auffassung zum „Gendern 2.0“ teile ich und ich werde dies in Zukunft guten Gewissens in meinen Sprachgebrauch übernehmen. Auch stimme ich mit Ihnen überein, dass neue Sexusmovierungen neue Probleme schaffen und unnötig sind. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen und die von Ihnen befürchtete Verwirrung der Bezeichnungen zu vermeiden, möchte ich anregen, Ihre Version des Genderns zur Unterscheidung mit „Gendern 2.1“ zu bezeichnen.
Lieber Herr Kremer,
herzlichen Dank für die wertschätzende Rückmeldung! Gerne den Beitrag in sozialen Netzen / Bekanntenkreis teilen, weil das Thema komplexer ist und einer Erklärung bedarf.
Alternativ gerne auch auf die in diesem Beitrag referenzierten Darstellungen von Dr. Nele Pollatschek und Alicia Joe verweisen.
Eigentlich ist Gendern 2.0 ein Ent-Gendern, d. h. die Rückbesinnung auf die ausschließlich grammatische Funktion unabhängig vom biologischen Geschlecht. Da der Begriff Gendern 2.0 noch nicht etabliert ist, würde ich ungern die Version 2.1 verwenden, um Verwirrung zu vermeiden. Den Namensgeber von Gendern 2.0, Bernhard Thiery, habe ich neulich getroffen – er sieht keine Probleme.
Moin!
Ich bin über Norbert Härings Blog hierher gewandert. Ich muß gestehen: zu viel Text! Als in Wechselschicht arbeitender Mensch mit einem ausgeprägten Sozialleben kann ich mich keine 3 Stunden hinsetzen und einen sehr langen Text über das „Gendern“ analysieren. Ich muß allerdings mit ein paar Widersprüchen aufräumen.
1.: Es gibt kein „generisches Maskulinum“. Das ist ein Irrglaube, siehe:
https://www.achgut.com/artikel/was_alles_gegen_das_gendern_spricht
Damit haben sich dann schon ein Großteil der „Argumente“ „für“ oder „wider“ erledigt. Hoffentlich wird die schiefe Bahn dieser hochgradig fragwürdigen Debatte damit begradigt, die schon Züge von US-Debatten hat: „Wir werfen einfach mal so 5 bis 10 Themen, bunt gemischt, durcheinander, vermengen das ordentlich und schauen, was dabei herauskommt.“ Das Zauberwort heißt hier: Differenzierung: Ganz, ganz wichtig!
2.: Ein Gebildeter, der sich GEGEN das „Gendern“ ausspricht, „gendert“ selbst?
„„Bei geübten Lesenden sinkt die Lesegeschwindigkeit, bei weniger geübten auch die Lesemotivation“, sagt der Soziologe Wolfgang Beywl.“
Es heißt „Lesern“ und nicht „Lesenden“! Grusel! „Bei geübten Lesern“! Was will uns dieser Herr damit sagen, wenn er sich in seiner eigenen Aussage selbst widerspricht?
3.: Jegliches Sternchen, jegliche Sprachpause, jegliche Verdoppelung oder sonstwede Verkrüppelung ehemals deutscher Worte sind eine für mich gefühlte Vergewaltigung der deutschen Sprache, der diese dank einer sehr guten Deutschlehrerin an einem Gymnasium hervorragend gelernt hat. Auch ich empfinde Sprache als nicht nur einen Teil meiner Kultur, sondern auch als einen Teil meiner selbst, weswegen ich mich gegen jede Entfremdung „von innen heraus“ verwahre; deswegen schreibe ich auch nach der alten Rechtschreibung und nicht nach der Verwässerung „neue täusche™ Rächtschreipunk“, nach der pinzipiell jeder schreiben kann, wie ihm die Feder in das Tintenfäßchen gewachsen ist. Daher schere ich mich auch nicht um irgendwelche Vorschriften, denn: Sprache lebt vom Mitmachen. Gerichtsurteile wie bei Audi/VW, in der ein leitendender Angestellter zum „gendern“ mehr oder weniger gezwungen wurde, haben etwas von Totalitarismus, ganz im Sinne von „1984“. Ich lasse mir meine Sprache von Niemandem vorschreiben. So weit kommt’s noch.
4.: Es ist mir unbegreiflich, wie eine Minderheit einer Mehrheit sprachliche Verrenkungen oktroyieren kann. Wie bereits festgestellt, lehnen mindestens zwei Drittel der Bevölkerung diesen gefährlichen Unsinn ab.
5.: Wir befinden uns auf einem Nebenkriegsschauplatz. Der wahre Kampf ist „Reich gegen arm“, und laut Warren Buffet gewinnen die Reichen. Opfert nicht so viel Zeit mit sinnlosem Kram.
6.: Respekt drückt sich nicht dadurch aus, daß man ganz bestimmte Worte benutzt oder sie nach einer Vorgabe verkrüppelt; ich kann auch „Sie Ärschin!“ sagen, bleibe dabei höflich, „gendere brav“, bin aber trotzdem beleidigend. Respekt, Demut und Hochachtung finden nicht nur in der Wahl der Worte statt, sondern auch in der Art & Weise, wie man sie vorträgt (beim gesprochenen Wort läßt sich die dahinter stehende Absicht in der Regel schneller erkennen als beim geschriebenen). Ich brauche also keinen „Gender“-Quatsch, wenn ich auch der Putzfrau in meiner Firma als Mann meinen Respekt ausdrücken will. Das fängt schon beim „Gender“-freien „Hallo“ an.
7:: „Gendern 2.0“: Bitte nicht! Das fängt schon bei den völlig falschen Begriffsdefinitionen an: „die Fachkraft“ oder „der Ingenieur“; siehe den Artikel von AchGut.com. Außerdem wird Mist nicht besser, wenn man ihn neu auflegt. Laßt den Quatsch mit „Gendern“.
Noch Fragen? Ihr habt meine eMail-Adresse.
vielen Dank für die Rückmeldung!
Dass der Beitrag umfangreicher ausfällt, liegt daran, dass sich die vielen Aspekte nicht in die Länge einer Twitter-Botschaft fassen lassen. Als Zielgruppe sind Leser gedacht, welche tiefer in das Thema einsteigen möchten. Oder dankbar für eine ausführlichere Darstellung einzelner noch nicht bekannter Aspekte (Behindertenfeindlichkeit, politische Färbung, …) sind. Für einen kostenfreie Blog wundere ich mich daher über das Anspruchsdenken, denn niemand zwingt Sie, den kompletten Beitrag zu lesen. Andere Kommentatoren fanden ihn dagegen hilfreich. Immerhin hatten Sie ja aber Zeit, ausführlich zu kommentieren…
Zu Ihren Punkten:
zu 2: An dieser Stelle ist das Partizip Präsenz („Lesender“) nicht grundsätzlich falsch. Der Missbrauch zur Schaffung vermeintlicher Geschlechtergerechtigkeit, wie bei „Mitarbeitende“, stört mich aber (ebenfalls) massiv. Denn ein Mitarbeitender muss unbedingt einen Mitarbeiter sein. Dadurch verliert unsere gemeinsame Sprache verliert dadurch an Präzision.
Die Verwendung von Gendersprache erfolgt tendenziell durch Gebildete. Dies hatte ich in Abschnitt 11. Gendern wird vorwiegend durch gut gebildete Gesellschaftsschichten verwendet dargestellt. # GendernSoziolekt
zu 5: Die Wohlstandsverwahrlosung einer Nation, die nur noch erntet, aber nicht mehr sät, sehe ich als die eigentliche Ursache. Es ist tragisch, dass auch wir beide überhaupt Zeit in dieses Thema investieren.
zu 7: Gendern 2.0 ist ein anderer Ansatz, der in unserer Sprache bereits genutzt wird („Frau Doktor Brick“ – nicht: „Frau Doktorin Brick“). Es ist nicht mein Anspruch, diesen als einzuhaltende Vorgabe zu betrachten. Einige Frauen bezeichnen sich bewusst als ‚Ingenieur‘ und nicht als ‚Ingenieurin‘. Hierzu sei der Beitrag von Dr. Nele Pollatschek empfohlen. Inwieweit sind Begriffsdefinitionen wie ‚die Fachkraft‘ falsch?
Ich fasse mal zusammen:
Man hat Sie vom THW de facto ausgeschlossen, weil Sie sich einem willkürlichen Sprachgebrauch nicht unterordnen wollen, der (nur oberflächlich) vorgibt, alle Menschen gleich zu behandeln, was oft unter „Inklusion“ firmiert. Das bedeutet, daß ein „Zwang zum Gendern“ selbst die Menschen spaltet, anstatt sie, wie vorgegeben, zusammenzuführen.
Verblüffend finde ich, daß man solche, die Bevölkerung spaltende, Aktionen nicht nur nicht rundheraus ablehnt, sondern mit „Gendern 2.0“ auch noch befördert. Wenn der Zwang zum „Gendern 1.0“ schon solche Stilblüten treibt, was will man dann mit „Gendern 2.0“ erreichen? Sollte man auch diesen zum Zwang machen? Daher mein Einwand, nicht zuviel Zeit damit aufzuwenden.
Ein „Lesender“ beschreibt eine Person, die jetzt, in diesem Moment, liest & keinen Menschen, der lesen kann. Daher sind solche Begriffe qua Definition falsch.
Begriffe wie „die Fachkraft“ sind tatsächlich nicht falsch (da war ich etwas voreilig), dürfen aber nicht dazu instrumentalisiert werden, Pronomen wie „der“ oder „die“ gänzlich zu entfernen. „Gendern“ auf die Spitze getrieben bedeutet, sämtliche Pronomen zu versachlichen, was auf die Auslöschung biologischer Merkmale hinausliefe und damit das, was uns zum Menschen macht. Krankhafte Auswüchse wie „ich bin ein Fuchs und 4 Monate alt“ sind das Ergebnis davon.
Ich möchte richtigstellen, dass man mich nicht ausgeschlossen hat, sondern mitteilte, dass eine Verpflichtung durch die THW-Rundverfügung besteht. Es ist auch richtig, dass die THW-Rundverfügung keine Gendersonderzeichen fordert, aber die konsequente Beidnennung oder „neutrale“ Formen („Helfender“). Mit E-Mail wurde mir seitens des THW-Hauptamtes mitgeteilt, ich solle den Genderstern verwenden. Allerdings hatte der Absender keine Weisungsbefugnis. Mein THW-Ortsverband stand hinter mir, was sich im Dankeschön-Beitrag widerspiegelt. https://www.instagram.com/p/C2kQZmAt-jA/
Welche Konsequenzen es gehabt hätte, wenn ich am alltäglichen Sprachgebrauch festgehalten hätte, kann ich nicht beurteilen. Das THW-Ehrenamt (mein Ortsverband Karlsruhe) sah das Thema leidenschaftslos. Wäre ich dabei geblieben und hätte am alltäglichen Sprachgebrauch festgehalten, hätte man mich abmahnen können – ob das THW-Hauptamt jedoch einen Rechtsstreit riskiert, weil ich gegen eine dienstliche Abmahnung den Klageweg beim Verwaltungsgericht beschreiten hätte können, kann ich nicht einschätzen. Kurz gesagt, ich hatte nach diesem Umgang durch das THW-Hauptamt aber keine Motivation mehr, meine Freizeit weiter zu opfern immer in der Angst, für vermeintliche „GenderUNsensiblität“ in die Verantwortung genommen zu werden.
Bitte schauen Sie sich das im Lösungsansatz dargestellte Prinzip von Gendern 2.0 an, welches z. B. teilweise in den neuen Bundesländern etabliert ist. Sie müssen den Ansatz nicht teilen. Bitte akzeptieren Sie aber die Entscheidung anderer, nichtmovierte Formen zu verwenden, wie es z. B. Dr. Nele Pollatschek handhabt. An keiner Stelle habe ich erwähnt, dies zum Zwang zu machen – mein Beitrag versteht sich als Diskussinsgrundlage, durch Verzicht auf etwas (Sexusmovierungen) eine Vereinfachung herbeizuführen. Es ist mir bekannt, dass einige Frauen auf die movierte Berufsbezeichnung („Lehrerin“) bestehen und sich mit der Bezeichnung „Lehrer“ nicht wohlfühlen. Auch diese Entscheidung gilt es zu respektieren. Vielleicht ändern diese Damen irgendwann ihre Meinung. Sprachwandel erfordert Affirmation.
In der Hoffnung, einen kleinen Beitrag zum sozialen Frieden leisten zu können, investiere ich gerne meine Zeit für die Darstellung dieser Form, die abwärtskompatibel zum alltäglichen Sprachgebrauch ist.
Unabhängig davon finde ich es verwunderlich, dass Sie initial angeben, keine Zeit für das Lesen des gesamten Beitrags zu haben, aber dann im Kommentarbereich Zeit für Empfehlungen investieren.
Ansonsten teile ich Ihre Einschätzung.
Man sollte sich auf einen Konsens einigen: „Gerndern“ ja/nein, und wenn ja: wie? Wenn Firmen & Behörden via Anweisung diesen zweifelhaften Sprachgebrauch anordnen, das ist das keine demokratische Konsensfindung und schon deshalb abzulehnen. Selbstverständlich schreibe ich niemandem vor, wie er zu sprechen hätte, erwarte aber auch umgekehrt, daß man meine Meinung akzeptiert.
Das trägt dazu bei, den sozialen Frieden zu erhalten, getreu dem Motto: Leben & leben lassen.
Ich entschuldige mich bei Ihnen, daß ich Ihre Abhandlung als zu langatmig empfinde. Jedoch bin ich der Meinung, daß man sich nicht zu sehr in Themen verlieren sollte, die aus meiner Sicht fragwürdig sind. Wie Sie selbst geschrieben haben, werden durch das „Gendern“ bestimmte Menschen benachteiligt oder ausgegrenzt. Daher meine Frage, warum wir nicht bei der Sprachform bleiben, die vorher für etliche Jahrzehnte Anwendung fand? Was spricht dagegen, wenn diese für alle Bürger der Gesellschaft gut verständlich ist?
Mein Ziel ist es nicht, einen Beitrag zu erstellen, der vorschlägt: „Lassen wir alles so, wie es ist!“ Damit springen Befürworter ab, die ich eigentlich erreichen möchte. Mein Ziel ist es, dass Entscheidungsträger an zentralen Kommunikationsstellen diesen Beitrag lesen, reflektieren und gegebenenfalls mit jenen teilen, die tiefer in die Materie einsteigen wollen und hier (erstmalig?) eine Klammerfunktion über viele Aspekte finden, die bislang nicht betrachtet wurden. Es ärgert mich, dass viele Beiträge zum Thema nur einzelne Punkte aufgreifen und die Unlogik der aktuellen Formen des Genderns nicht wahrnehmen.
Ähnliches findet sich an vielen Stellen in den Medien, vgl. dazu z. B. auch meinen Beitrag zur Sprengung der Nord Stream-Pipeline.
Das verstehe ich nicht: „Mein Ziel ist es nicht, einen Beitrag zu erstellen, der vorschlägt: „Lassen wir alles so, wie es ist!“ Damit springen Befürworter ab, die ich eigentlich erreichen möchte.“
Befürworter von was? Für das „Gendern“? v1.0? v2.0?
Ist denn die Fragwürdig- bis Sinnlosigkeit dieses Vorhabens nicht bereits deutlich genug zu Tage getreten?
Will man nun Menschen zusammenführen, die bereits tief gespalten wurden (durch eben jene Maßnahmen), oder will man auf sachlicher Ebene analysieren, welche Ausdrucksformen nun besser sind?
Sie wollen sozialen Frieden — den will ich auch. Sie wollen Menschen zusammenführen — das will ich auch. Das schafft man aber nicht, indem man Maßnahmen (direkt oder indirekt) unterstützt, welche darauf ausgelegt sind, Menschen zu spalten (eine Spaltung, die Sie bereits erwischt hat, indem Sie das THW mehr oder weniger freiwillig verließen, als man Sie -unverbindlich- aufforderte, das „Gendern“ mitzumachen). Auf die Erklärung bin ich gespannt, die mir sachlich-fundiert beweisen kann, daß „Gendern“ NICHT auf eine Spaltung der Gesellschaft ausgelegt ist — egal, in welcher Version. Ich erinnere nur an „divide et impera“. Noli me tangere.
Mit bestem Dank für die Konversation & frohe Feiertage wünsche ich.
Befürworter für Gendern 1.0 (aktuelle Formen incl. nerviger Doppelnennungen) natürlich. Befürworter von Gendern 2.0 müssen nicht überzeugt werden.
Bei Gendern 1.0: ja. Das vorgestelle Gendern 2.0 ist kein Gendern im klassischen Sinne, sondern ein Ent-Gendern. Bitte lesen Sie doch den Lösungsvorschlag und greifen Sie diesen inhaltlich an, anstatt zu diskutieren, was disktutiert werden soll.
Das Wort „Fräulein“ ist z. B. aus dem alltäglichen Sprachgebrauch verschwunden. Warum können nicht auch nach und nach – genau das beschreibe ich – auch die Sexusmovierungen verschwinden? Es fällt nach einiger Zeit nicht einmal mehr auf: „Frau Doktor Brick ist Bauingenieur“. Warum muss das Geschlecht betont werden und mitgeteilt werden: „Ach schau mal, das ist ein Weibchen, die kann das auch und das müssen wir besonders betonen, dass es eine BauingenieurIN ist!“ Wenn jemand meint, BauingenierIN sagen zu müssen: mich stört es nicht. Ich finde es aber auch nicht störend, die Dame als Bauingenier zu bezeichnen. Letztendlich muss sie es aber für sich entscheiden. Haben Sie den Beitrag von Nele Pollatschek gelesen?
Was ich nicht verstehe: Anfangs hatten Sie betont, keine Zeit zu haben, den gesamten Beitrag zu lesen. Jetzt haben Sie jedoch überraschenderweise Zeit, Prinzipien in Frage zu stellen, die ich beschrieben habe und die Sie vermutlich nicht gelesen haben. Diese Art der Diskussion empfinde ich als nicht weniger anstrengend als die Diskussion mit einigen Befürwortern von Gendern 1.0. Wenn Ihnen „Gendern 2.0“ nicht zusagt, ist es doch kein Problem. Diesen Vorschlag sehe ich als Diskussionsgrundlage und habe nicht den Anspruch, dass diese Lösung allen zusagt. Für mich ist sie aber die logischste, da sie mit der Architektur unserer Sprache kompatibel ist.
Noch einmal:
Ich ergehe mich nicht in Meta-Diskussionen. Sie sagen ganz klar, daß Sie die Menschen „abholen“ wollen, die für „Gendern 1.0“ sind, ohne -mit Verlaub- zu realisieren, was dieser -in meinen Augen grober- Unfug in unserer Gesellschaft anrichtet (die Gründe haben Sie zwar ausführlich dargelegt, aber ohne sie in Ihr „Fazit“ einfließen zu lassen, siehe „Gendern 2.0“, was in einer Fortsetzung denn einer Beendigung mündet). Damit disqualifiziert sich Ihr Vorhaben, weil das Motiv unklar wird. Ich will nicht von irgendeiner Form des „Genderns“ überzeugt werden, eben aus genannten Gründen. Dann sind wir auch wieder beim Zeitaufwand: Ich gebe zu, genau dann mit dem Lesen aufgehört zu haben, als sich Ihre Abhandlung begann, sich in Widersprüche zu verwickeln. Ich halte fest: Weder muß ich überzeugt werden, eine sprachliche Form zu übernehmen, die ich für schädlich halte, noch haben Sie valide Argumente dafür vorgetragen, das zu tun, weil bis vor dem „Gender-Wahn“ eine für alle (!) akzeptable Form existierte (die man nach meiner unwichtigen Meinung nach wie vor nutzen sollte, siehe: ein „generisches Maskulinum existiert nicht“ — haben Sie den Artikel von AchGut.com gelesen?). Mein Anliegen war es, Sie davon zu überzeugen, daß Ihr Ansatz falsch ist. Es steht Ihnen natürlich weiterhin frei, das zu tun. Ich bin an dieser Stelle aber raus. „Gendern“, egal in welcher Version, kommt für mich nicht in Frage, da es verbindlich gemacht werden kann, was die Gesellschaft spaltet — das gilt gleich für welche Version. Das ist die Essenz. Ich hoffe, daß Sie mir da folgen können. Ich kann Ihnen abschließend nur empfehlen, Ihr Vorhaben zu überdenken. Hochachtungsvoll
Nur ganz kurz: die vorgestellte Lösung des Ent-Genders ist das, was viele Länder mit germanischem Sprachstamm bereits praktizieren, ohne dass dies überhaupt diskutiert wird. Beispiel Schweden: Dort wird die weibliche Form, die es zwar mit dem Verweiblichungsmorphen „-inna“ gibt, nicht oder kaum mehr verwendet. So könnte aus dem dort als neutral empfundenen Substantiv „lärare“ (Lehrer) das weibliche Substantiv „lärarinna“ (Lehrerin) gebildet werden. Das wird im Schwedischen als ausgrenzend empfunden, weil es vermittelt, dass Frauen anders sind. Es ist inzwischen üblich, dass eine Frau sagt „jag är lärare“ (ich bin Lehrer – und nicht „lärarinna“) oder „Tina är min vän“ (Tina ist mein Freund – und nicht „väninna“). Warum nicht auch hier.
Wenn Sie mir doch bitte konkret sagen würden, wo genau Sie die Widersprüche sehen, könnte man sie beseitigen. Aber es ist anstrengend, etwas zu erklären, was bereits erklärt wurde, zumal Sie immer wieder darauf hinweisen, dass Sie den Text ohnehin nicht vollständig gelesen haben. Insofern unterscheidet sich die Diskussionskultur bei Ihnen nicht wesentlich von der vieler Gender-Befürworter.
Hallo Herr Domjahn,
das ist ja eine tolle Abhandlung, die Sie da verfasst haben. In verschiedener Hinsicht zum Nachdenken anregend.
Zunächst zu der ganzen Genderei. Meine persönlichen spontanen Reaktionen auf diese Kreationen waren in etwa dieser Reihenfolge: Das verhunzt die Sprache und beleidigt mein Sprachgefühl, das bringt überhaupt nichts, ist unlogisch und haben die keine anderen Probleme (Ressourcenvergeudung)?
Diese Punkte haben Sie eindrucksvoll bestätigt. Auch, daß das Gendern auf alle betrachtet eher ausschließend statt inkludierend wirkt, wurde mir recht schnell klar, sowohl hinsichtlich Schichtzugehörigekeit als auch hinsichtlich anderer Einschränkungen die Sprache betreffend.
Mit Neurodiversität hatte ich mich bisher nicht beschäftigt, da maine erste grobe Einschätzung war: „Was haben sie sich da denn wieder ausgedacht?“ Da haben Sie mich eines besseren belehrt. Die sehr plastische Darstellung von Herrn Neumann macht zudem klar, daß hier quasi aus dem Nichts für viele Menschen ein massives Problem entsteht. Das im Grunde nicht zur Kenntnis zu nehmen, entlarvt den pseudomoralischen Impetus der Genderkrieger, den ich vielen schon vorher unterstellt habe. Nebenbei fiel mir auf, daß meine negative spontane Assoziation zu Neurodiversität, u.a. auf dem Wortbestandteil „diversität“ beruhte. Ich habe gar nichts gegen Diversität, aber sie begegnet mir inzwischen überwiegend als hohler, propagandistischer Begriff. Hier zeigt sich das gleiche Muster, das Sie als Schwuler (ich weiß schon gar nicht mehr, ob es noch als korrekt gilt, Sie so zu nennen) in Bezug zu der LGBT(Muß man da nicht inzwischen noch ein + hinschreiben? Fragen über Fragen, als hätte ich nichts besseres zu tun.)-Bewegung beschreiben, also negativ wirkende Assoziationen hervorrufend und damit kontraproduktiv, gewissermaßen kontaminiert. Das hat mich davon abgehalten mich, mit einem interessanten Phänomen (und Problem) zu beschäftigen.
Noch ein Wort zu ihrem Vorschlag. In der Schematik erschien es mir recht einleuchtend. Bei den Anwendungsbeispielen kamen aber sofort die Bauchschmerzen, auch hier Sprachgefühlalarm. Sie haben durchaus Argumente für ihre Version, aber vorzuziehen ist aus meiner Sicht auf jeden Fall der völlige Verzicht. Meine Landesregierung hat gerade angewiesen, nicht mehr zu gendern. Vielleicht erledigt sich das Problem doch noch von selbst.
Kritisch anmerken möchte ich die Verwendung des Begriffes „links“ in diesem Zusammenhang, das ist Framing. Hier geht es um ein „wokes“ Phänomen. Und woke ist aus meiner Sicht als Linker (weltanschaulich, nicht parteibezogen) eben nicht links. Natürlich ist es links, sich für Benachteiligte einzusetzen. Aber wie Sie, und ich noch mehr, das sehen, passiert das doch eben gerade nicht. Hier wird reine Symbolpolitik betrieben. Framing ist auch der gerne von Rechten beutzte Begriff „links-grün“. Was bitte ist an den Grünen noch links? Etwaige soziale Forderungen der Grünen sind doch nur noch ein Feigenblatt, wie für ihre Partei die individuellen Rechte, damit sie simulieren kann, noch etwas anderes vorweisen zu können, als nur der Ritter der reinen Marktwirtschaft zu sein. Die Grünen vetreten, ganz wie die FDP, die Interessen von Besserverdienenden und -gestellten. Das belegen auch Analysen der Wählerschaft. Daß Sie inzwischen, ganz gegen ihre ursprüngliche Ausrichtung, zum Autoritarismus neigen, ist nicht links. Sie selbst weisen ja in einem Beispiel auf den autoritären deutschen Konservatismus des vorletzten Jahrhunderts hin. Die Grünen sind inzwischen eine Kolonne der amerikanischen demokratischen Partei. Und diese demokratische Partei ist nicht in europäischem Sinne links. Zitat Nancy Pelosi als Antwort auf Fragen junger, kapitalismuskritischer Parteianhänger: „At first, we are Capitalists.“
Die ganze Genderei ist wie gesagt woke und hat ihren Ursprung in den USA. Wieviele linke Segnungen fallen ihnen denn ein, die wir nach der Redemokratisierung aus den USA erhalten haben? Eben, mir auch nicht. Die woke Bewegung hat sicherlich in den USA eine stärkere Berechtigung als hier, einfach aufgrund der dort bestehenden gesellschaftlichen Konflikte. Und wir machen uns diese Konflikte in typisch deutschem vorauseilendem Gehorsam zu eigen und blasen sie auf, obwohl sie i.d.R. hier (noch) in deutlich geringerem Ausmaß bestehen.
Damit werden tatsächliche linke Anliegen unterminiert und bestehende Konflikte überlagert. Haben wir denn nichts besseres zu tun? Doch. Wir brauchen Wohnungen, was zu fressen, bessere Bildung, gerechtere Besteurung etc., gleichgültig ob homo, hetero oder trans. Die klassische Frage „cui bono?“ beantwortet sich damit fast von selbst.
Irritiert hat mich noch ihre Einstufung von Norbert Härings Seite als konservatives Medium. Ich weiß nicht, wie er sich selbst einstufen würde, kenne aber sein lesenswertes Buch „Endspiel des Kapitalismus“. Dort plädiert er für eine genossenschaftlich orientierte Wirtschaftsweise, das ist durchaus nicht konservativ.
Viele Grüße nach Karlsruhe
Leider keine Editier-Funktion. Korrektur eines mißverständlichen Schreibfehlers:
„Daß Sie inzwischen, ganz gegen ihre ursprüngliche Ausrichtung, zum Autoritarismus neigen, ist nicht links.“
Damit waren natürlich nicht Sie, sondern die Grünen gemeint.
Ein weiterer Nachtrag, weil ich diese Ausführung bzgl. ihres Konzeptes vergessen hatte. Das generische Maskulinum generell zu verwenden, widerspricht m.e. der natürlichen Anwendung der Sprache. Die ist kontextabhängig. Bei einer allgemeinen Anzeige, „Arzt gesucht“, finde ich das passend und akzeptabel. Man weiß ja, daß man, theoretisch, nicht benachteiligt werden darf, aufgrund von geschlechtlichen Merkmalen. Und mehr kann die Anzeige normal gegendert auch nicht versprechen. Wenn ich aber weiß, daß Merkel eine Frau ist, die ich schon ein paar Mal im Fernsehen gesehen habe, fällt es mir schwer, von dem Kanzler zu sprechen. Wenn ich recht erinnere, waren Stellenanzeigen früher auf das im Beruf übliche Geschlecht formuliert. Da wurde nach der Telefonistin und dem Maurer gefragt. In dem Sinn scheint mir die Kanzlerin, Bürgermeisterin, Ingenieurin, sofern von einer konkreten Person gesprochen wird, die bekannt ist, durchaus angemessen sowie natürlicher sprachlicher Ausdruck einer realen gesellschaftlichen Entwicklung; und für die eine Silbe vergibt man sich nicht viel. Andererseits käme es mir nicht in den Sinn von Arzthelfern zu sprechen oder zu schreiben, weil mir die zumindest in Arztpraxen noch nie begegnet sind. Diese sprachlichen Freiheiten würde ich ungern für eine weitere abstrakte Regel opfern.
Ein anderes Beispiel zur Kontextrelevanz.
A: „Waren Sie endlich mal beim Arzt?“ B: „Ja.“ A: „Was hat er gesagt?“ B: „Sie meinte, es wäre nicht so schlimm.“
In dem Fall erscheint es B bei der ersten Frage, unnötig zu differenzieren, also generische Form, bei der zweiten Frage schon, weil es dann konkreter um die Person geht. Nach ihrer Regel wäre die zweite Antwort ein grammatischer Fehler. Macht B es aber grammatisch richtig, beraubt er die Ärztin gewissermaßen um einen Teil ihrer Persönlichkeit, wenn er von ihr spricht (oder schreibt).
Vielen Dank für Ihr Feedback!
Die Bezeichnung des Blogs von Norbert Häring als „konservatives Medium“ war nicht beabsichtigt. Sein Beitrag kam zeitlich nach dem von NIUS und ich habe die Formulierung erst jetzt nach der Ergänzung des Pressespiegels auf Ihren Hinweis hin angepasst.
Was den „Sprachfühlalarm“ anbetrifft – den kann ich durchaus nachvollziehen. Hätte sich Frau Merkel als „Bundeskanzler“ bezeichnet (die ja das Bundeskanzleramt unter sich hatte), würden Jugendliche mit „Kanzler“ möglicherweise nicht nur männliche Amtsinhaber assoziieren und wir hätten gesellschaftlichen Frieden. Siehe dazu auch den empfehlenswerten YouTube-Beitrag von Alicia Joe Warum Gendersprache scheitern wird – sie stellt das hier im Blog-Beitrag beschriebene Prinzip anhand weiterer Beispiele vor.
Woke/links: Auch für diese Differenzierung vielen Dank. Der Kulturkampf, der jetzt auch bei uns angekommen ist, gärt in den USA schon seit 30 Jahren und basiert auf der Critical Race Theory. Die Revolution der Wokeness ist äußerst effektiv, und hat bereits weite Teile des amerikanischen Lebens unter ihre Kontrolle gebracht. Sie ist auch deshalb so stark, weil zu wenige offen widersprechen, aus Angst, sich in der rechtsreaktionären Ecke wiederzufinden – ein billiges und effizientes Mittel, um andere mundtot zu machen. Solange wir in der öffentlichen Debatte nicht mutiger werden, wird die Spaltung der Gesellschaft auch hier nicht enden. Lesenswert dazu ist der Beitrag „Botschaften aus einer totalitären Gesellschaft“ von Bari Weiss.
Lieber Herr Domjahn,
jetzt machen Sie es schon wieder (also wie vorher mit dem „Raushauen“ der negativen Verbindung zu „Querdenkern“): Sie malen Trump und AfD an die Wand, um – ja, wozu eigentlich?
Sie stellen AfD und Trump als zwei „Dinge“ hin, die ja für sich sprechen. Tun sie aber nicht. Was wollen Sie uns damit sagen? Was wollen Sie zum Ausdruck bringen? Wenn Ihre Argumente so schlau sind und für sich selbst stehen, wozu brauchen Sie dann irgendwelche Hinweise auf Trump und AfD? Das ist polemisch, geht auch wieder in Richtung Moral.
Vielen Dank für die Rückmeldung! Den Verweis auf Trump und die AfD habe ich entfernt, weil es mir nicht darum geht, zu moralisieren oder anderen eine Entscheidung abzunehmen.
Herzlichen Dank für die ausführliche Darstellung! Als Frau fühle ich mich vom Gegendere verschaukelt: „Eine Vereinnahmung der Sprache durch genderideologische Fundamentalisten ist weder harmlos noch schön, sondern manipulativ und populistisch. Das Gendersternchen schafft keiner Frau mehr Posten in Dax-Unternehmen, gibt keiner Frau mehr Freiheiten bei der Entscheidung zwischen Job und Familie, und vor allen Dingen hilft es keiner alleinerziehenden Mutter aus der Armutsfalle. Das Gendersternchen dient vor allem der Selbstbehauptung einiger linker Feministen, einer intellektuellen elitären Minderheit, die jedoch mit großer Radikalität und erheblichem Durchsetzungsvermögen versucht, sich unter dem Motto der politischen Korrektheit eine Fangemeinde zu schaffen.
Das Gendern der Sprache ist nicht mehr als Symbolik, ungeeignet, gesellschaftliche Strukturen zu verändern, schon deshalb, weil es die benachteiligten Bevölkerungsschichten gar nicht erreicht. Es ist nicht mehr als eine Ideologie, die unterschwellig Druck ausübt auf alle, die ihr nicht folgen“ sagt Dr. phil. Anne Meinberg in der Süddeutschen
Sehr geehrter Herr Domjahn,
herzlichen Dank für Ihre umfangreichen und gut recherchierten Ausführungen zu einer gegenwärtig viel diskutierten Frage.
Nach meiner Beobachtung teilen fast alle Menschen eine ganz schlichte Alltagserfahrung: Die Menschen sind NICHT gleich. Das Jonglieren mit sprachlichen Ausdrucksformen macht sie nicht gleicher. Die Genderdebatte trägt auch bei Verwendung wissenschaftlicher Argumentationsweisen nicht zur Realisierung der Gleichheit vor dem Gesetz, nicht zur Gleichheit in der politischen Sphäre und auch nicht zur Gleichheit in der Entlohnung. Die Menschen in meinem Umfeld kennen sich selbst leidlich oder sogar sehr gut und können damit leben, ihre als positiv empfundenen Eigenschaften zu genießen und mit den Besonderheiten zu leben, die gelegentlich das Leben schwer machen. Dass andere diese Besonderheiten ebenfalls wahrnehmen, empfinden sie nicht als diskriminierend, sondern je nach Situation evt. als peinlich, respektlos, gerecht oder als anerkennend. Die meisten Menschen sind weitaus anpassungsfähiger als manche vermuten. Dass gegenwärtige Wissenschaft sich hauptsächlich auf relativ kleine Stichproben bezieht und nicht auf verallgemeinerte Erfahrung, verstellt nicht selten den Blick auf die realen Zustände, statt sie zu (er)klären.
Die wissenschaftlich-numerischen Darstellungsformen von möglicherweise zufälligen Koinzidenzen sind aus meiner Sicht für Beschreibung und Klärung gesellschaftlicher Bezüge zwischen den Individuen nicht hinreichend. Die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge innerhalb der Einzelnen selbst sind trotz immensen Forschungsaufwandes immer noch weitgehend ungeklärt. Mit diesen Unschärfen müssen und können Menschen leben.
Die Zahl der Tage ist abzählbar, an denen ich in meinen Jahren nach der in Teilen noch fremdbestimmten Pubertät „weibliche Bekleidung“ trug (Abschlussfeiern, Theater oder Konzert… ). Meine Erfahrung fasse ich verkürzt so zusammen: Nur Transvestiten halten Handtäschchen, lange Locken und ein bunt angemaltes Gesicht (noch ?) für ein Geschlechtsmerkmal. Kaum eine Frau die ich kenne, wäre bereit Bekleidungszwänge hinzunehmen, es sei denn es ginge um das persönliche finanzielle Überleben. Das schwarz-weiße Kostüm ist und bleibt eine Arbeitskleidung. Auch dann, wenn sich ein Mann das Recht erstreitet trotz seines Geschlechts im Kostüm zu bedienen statt in der Kellnerkleidung.
Manche Mitmenschen, verhalten sich gegenüber anderen in einem schwer ertragbaren Ausmaß übergriffig. Völlig unabhängig von biologischem Geschlecht oder eigener sexuellen Orientierung. Ich teile Ihre Einschätzung, dass bei den gegenwärtigen Debatten die sinkende Bereitschaft, zwischen privat und öffentlich zu unterscheiden eine Rolle spielt.
Am liebsten habe ich mich fraulich verkleidet, als es galt Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre die friedliche Positionen auf Veranstaltungen zu vertreten, auf denen mit fast ausschließlich männlichen Teilnehmern über Verteidigungspolitik diskutiert wurde. Für eine aktuell besonders verteidigungsbereite Bundestagsabgeordnete hingegen dürfte eine weibliche Verkleidung in Hinblick auf ihre Durchsetzungsfähigkeit keine Rolle spielen – völlig unabhängig von einem langen Namen mit 2 Bindestrichen.
Als politisch engagierte Frau habe ich mich über eine längere Zeit bemüht, die Anrede z. B. von Bürgern und Bürgerinnen u. ä. einzuhalten. Das habe ich eingestellt, als diese Gepflogenheit wegen der Aufgabe von Funktionen überflüssig wurde. Ich beabsichtige nicht, das wieder aufzugreifen. Beides hat nämlich daran nichts geändert, dass die Frau an der Kasse des Supermarkts nach wie vor am Ende der Lohnstatistik zu finden ist. Sie betreut gegenwärtig nach den eigenen Kindern die Enkel – und manchmal auch den Mann, der ihr in jüngeren Jahren eine solche Existenz auf Grundlage seines Einkommens ermöglichte. Das hat weniger mit Geschlecht zu tun, als mit der Vielfalt der persönlichen Lebensbedingungen und der Bereitschaft sorgende Aufgaben zu übernehmen. Beides hat auch einen historischen Bezug. Die Frage des biologischen Geschlechts und der gelebten Sexualität spielen nach meiner Einschätzung kaum eine Rolle.
Freundlich grüßt
Christa Meist
Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung, Frau Meist und viele Grüße aus Karlsruhe!
David Domjahn
Hallo Herr Domjahn,
vielen Dank für diese ausführliche und sehr informative Zusammen- und Darstellung.
Meine Antwort zu Ihrem Vorschlag „Gendern 2.0“:
Es wäre aus meiner Sicht lediglich ein geringeres Übel gegenüber dem derzeitigen Gendern. Dafür zu werben heisst, dem Problem ein Wenig aus dem Weg zu gehen, statt es zu lösen bzw. zu beseitigen.
Wie sie ja selbst darlegen, ist der Ausgangspunkt, dass irgendwann auf einmal Leute der irrigen Meinung waren, die Sprache wäre falsch und würde sie ausschließen. Sprich, das „Problem“ ist ein selbstgemachtes. Und dafür soll die Sprache – wenn auch deutlich weniger drastisch, aber dennoch künstlich und nach wie vor „von oben“ – für alle angepasst werden?
„Gendern 2.0“ zu verwenden klingt wie ein Kompromiss, ist aber keiner, sondern lediglich ein Klein-Beigeben um des lieben Frieden willens:
Wenn Gruppe A will, dass sich alle in eine bestimmte Richtung bewegen und einen Marsch 100 km nach Norden fordert, alle anderen aber bleiben wollen wo sie sind, ist eine Wanderung von 10 km nach Norden kein Kompromiss, sondern ein Teilerfolg von A und ein Komplettverlust für den Rest.
Dementsprechend werde ich „Gendern 2.0“ nicht unterstützen oder gar bewerben.
Statt für einen Kompromiss, der keiner ist, werbe ich dafür, wieder überall klareres und korrektes Sprechen und Denken zu üben und zu verbreiten. Allerdings bin ich bin da für die absehbare Zukunft eher pessimistisch. Zumal ich leider schon bei mir selbst immer wieder merke, wie sich die allgegenwärtige Genderei auf meine eigene Ausdrucksweise und mein Denken negativ auswirkt.
Viele Grüße und nochmals vielen Dank für den langen Artikel
Vielen Dank für die Rückmeldung!
Es ist richtig, dass nur eine Minderheit die Sprache ändern möchte (siehe alle Umfragen). Die Mehrheit fühlt sich nicht diskriminiert und ist auch nicht diskriminierend. Ihre Aussage „wie sich die allgegenwärtige Genderei auf meine eigene Ausdrucksweise und mein Denken negativ auswirkt“ teile ich. Gegenderte Texte versuche ich zu vermeiden, weil sie neben der mangelnden Barrierefreiheit auch einen Angriff auf mein Sprachgefühl darstellen, das Teil meiner Identität ist.
Gendern 2.0 basierend auf dem Vorschlag von Dr. Nele Pollatschek und Alicia Joe wird nicht als Kompromiss von Genderbefürwortern aufgefasst. Aber m. E. ist es die einzige Form, die gesellschaftlichen Frieden versprechen könnte.
Hm, auch wenn es nicht als Kompromiss sondern als ein Vorschlag zum weiteren Vorgehen aufgefasst werden sollte, denke ich nicht, dass das eine gute Idee ist. Es ist doch so, dass der gesellschaftliche Friede hier von einer Seite – und vor Allem: Ohne sachliche Grundlage – zerstört wurde und wird. Ihn auf diesem Wege – wenn es denn überhaupt so funktioniert – wiederherzustellen, würde bedeuten, eine nachträgliche Rechtfertigung für diese sinnlose Zerstörung zu liefern. Nicht akzeptabel.
Über die Gründe und Missstände, warum und wozu Gendern angeblich erfunden wurde und gegen die es helfen solle – aber eben nicht hilft -, die möge man ggf. diskutieren und bei Bedarf nach Lösungen suchen. Aber ein Problem lösen zu wollen, dass keines ist, sondern erdacht wurde, wird vielleicht nur harmlos scheitern, sehr wahrscheinlich aber weitere Probleme nach sich ziehen und die „Zerstörer“ zu neuem Irrsinn ermutigen.
MMn ist die Lösung, die keine neuen Probleme schaffen würde: Lasst die Finger von der Sprache, die Regel lautet: Kein Gendern. Wer es dennoch tut, stellt damit klar, dass er ein politisches Statement abgeben will, das idR mit dem jeweils besprochenen Thema gar nichts zu tun hat. Damit würde sich das in der allgemeinen Öffentlichkeit sehr schnell von alleine erledigen…
Vielen Dank für Ihre Gedanken! Der Verzicht auf movierte Formen ist eigentlich keine neue Form des Genderns, sondern ein Ent-Gendern, welches unsere Sprache vereinfachen könnte. Dadurch könnte unsere Sprache vereinfacht werden und die Hürde für das Erlernen für Nichtmuttersprachler gesenkt werden. In den neuen Bundesländern hat sich diese Form bereits zu DDR-Zeiten bereits etabliert (siehe dazu auch das dargestellte Beispiel „Meine Frau ist Lehrer“).
Lieber Herr Domjahn,
vielen Dank für diesen Beitrag. Schon mit dem Wort „gendergerecht“ wird der Rahmen gespannt, der die Menschen in eine bestimmte Richtung schubsen soll.
Meiner Meinung nach treiben Sie in Ihrem meist neutralen Bericht an einigen Stellen allerdings auch in die Moralecke. Warum schreiben Sie ‚Diese und „Querdenker“ vereint die Respektlosigkeit im Geiste einer subjektivistisch anmaßenden Moral‘?
Diese sogenannten „Querdenker“ passen da doch überhaupt nicht rein, sie sind auch keine homogene Masse. Auch waren es nicht die „Querdenker“, die mit Moral gearbeitet hatten, vielmehr wurden sie mit Pseudo-Moral bekämpft. Was sollte also Ihre Bemerkung? Ich verstehe es (noch) nicht.
Viele Zuordnungen kommen von außen – das haben Sie sicher auch bei Ihren Ausführungen feststellen können -, und alle Abgrenzungen nützen nichts und schwächen nur die eigenen Argumente.
Übrigens komme ich auch über Norbert Härings Verlinkung zu Ihnen.
Herzlichen Dank für die Rückmeldung! Sie haben Recht – die Formulierung war unpassend und ich habe sie geändert, weil sie dem Menschen seine Individualität abspricht. Das kritisiere ich ja auch im Beitrag selbst.
„… Das Rotkäppchen (bekanntlich ein Mädchen – oder?) war auf dem Weg zu S E I N E R Großmutter … “
oder
„Die F R A U E N fußball M A N N schaft … “
wundert sich außer mir sonst niemand über solche Wunderlichkeiten?
Heute zum ersten Mal im Radio: „Die Fußballfrauen des DFB …“
„Erstarkens reaktionärer rechter Ränder“
Wer? wie? was? wo?
.
Oder meinen Sie auch wieder nur jeden, der etwas Kritik an der momentanen grün-linken Politik übt?
Noch viel amüsanter finde ich die Nutzung des Begriffes „reaktionär“, offenkundig ohne dass der Autor mal über die Bedeutung des Wortes abseits seiner eigenen politischen Prägung nachgedacht zu haben scheint.
Denn in dem Begriff steckt eigentlich schon die Antwort nach dem Ursprung des „Erstarkens rechter Ränder“: als Reaktion auf Zumutungen und Übergriffigkeiten offenkundig politisch diametral entgegenstehender Akteure. Also „Linker“, wenn man unbedingt in diesen Kategorien argumentieren möchte.
Und das passt dann ganz ausgezeichnet in den Kontext des Themas dieses Artikels, denn „Gendern“ ist eine Übergriffigkeit und Zumutung, vom „linken“ Gesinnungspektrum ausgehend, dem Rest der Bevölkerung aufgenötigt. Welches dann Reaktion zeigt, und gemäß der eingehenden Logik des Autors wäre das dann wohl „reaktionär rechts“ einzusortieren. Was seine eigene Kritik dann übrigens inkludiert – aber soweit ist die Überlegung wohl nicht vorgedrungen.
Vielen Dank für die kritische Rückmeldung!
Meine Wortwahl habe ich überdacht und „reaktionär“ gestrichen. Es war leider die „Schere im Kopf“, die zu solchen Formulierungen führt und Ursache des grundsätzlichen Problems ist. Siehe auch Umfragen zur Meinungsfreiheit.
Viele Grüße
David Domjahn
Hallo Herr Domjahn,
ich bin selbst „Teil der LG…“ community (schwul), und danke Ihnen für die ausführliche Behandlung des Themas. Ihren Beitrag fand ich über die Webseite norberthaering.de – einen Blog, den ich schon lange verfolge.
Keiner der mir Bekannten aus der „community“ hat Sympathien für das Gendern. Das hat auch Dr. Paul Brandenburg in seinem Podcast „Nacktes Niveau #129“ so festgestellt. Ich selbst finde die Regenbogenfarben schön, werde sie aber nicht tragen, da ich die dahintersteckende politische Agenda nicht unterstütze.
Für mich stellt sich das Weltbild recht einfach dar: es gibt M, und es gibt W, und sie stehen auf M und/oder W. Damit habe ich fast die gesamte Menschheitsfamilie beschrieben, und inkludiere explizit diejenigen, die nicht zu diesen geschätzt 99,ungerade Prozent aller Menschen zählen. Es ergibt für mich keinen Sinn, hier künstliche Grenzen zu ziehen. Etwas deutlicher: es ist vollkommen egal, ob ich M, W, schwul oder sonstwas bin. Es sollte schlicht und ergreifend keine Rolle spielen.
Gendern ist nutzlos. Sprache entwickelt sich von selbst, am Beispiel Dialekt. Oder sollen jetzt auch noch alle lokalen Dialekte gegendert werden? Man unternehme nur mal den Versuch, sich das vorzustellen…
Mit solidarischem Gruß aus Rheinland-Pfalz
Thomas
Herzlichen Dank für die Rückmeldung, die ich gerne teile!
Viele Grüße
David Domjahn