Wenn Holzstämme nach Windwurf ungeordnet übereinanderliegen oder zwischen Bäumen bzw. Stümpfen eingeklemmt sind, bilden sich oft schwer einschätzbare Spannungen im Holz. Die Beseitigung von Sturmholz und Windbruch mittels Sprengung stellt eine sichere und zudem auch noch kostengünstige Lösung dar.

Sturmholz

Sturm und Drang: Sprengen von Holz?

Mit der Überschrift dieses Artikels ist nicht etwa die Strömung der deutschen Literatur in der Epoche der Aufklärung gemeint. Aufklärung dagegen soll dieser Beitrag hinsichtlich der Beseitigung von Sturmholz bei drängender Zeit liefern. Und dies ist immer dann der Fall, wann die Verkehrssicherheit von Wegen nach Sturmschäden und Windbruch schnellstmöglich wieder hergestellt werden muss. Was ist aber, wenn schweres Gerät hierzu fehlt oder nicht eingestzt werden kann? Oder die Sicherheit der Sägeführer gewährleistet werden muss?

Hätte eine Sprengung von Sturmholz Todesopfer vermieden?

Bei schönem Wetter fahre ich nach der Arbeit (noch kein e-Bike) gerne mal mit dem Rad die rund 145 km vom Kunden in Frankfurt nach Karlsruhe, so auch im September 2019. Hier hatte kurz zuvor ein Sturm zahlreiche Bäume im Wald auf meiner Route umgeworfen, so dass das Vorankommen dann doch etwas hinderlich war. Wäre ein halbwegs risikovermeidender Mensch bereits nach den ersten querliegenden Bäumen umgekehrt, bahnte ich mir meinen Weg durch den Wald. Nach dem 30. umgestürzten Baum hörte ich mit dem Zählen auf. Leider wies auch kein Schild oder eine Absperrung auf den bevorstehenden Hindernisparcour hin. Erinnerungen an den Orkan Lothar und Kyrill wurden wach. Lothar richtete vor allem in Nordfrankreich, der Schweiz, Süddeutschland und Österreich die höchsten Sturmschäden der jüngeren europäischen Geschichte an. Kyrill verursachte dann ca. acht Jahre später Schäden von rund fünf Milliarden Euro. Zudem kamen auch Wochen nach dem Sturm während der Aufräumarbeiten noch Menschen zu Tode, und zwar überwiegend im Privatwald. Dort wurden im Umgang mit der Kettensäge meist unerfahrene Waldbesitzer und ihre Angehörigen bei den Aufräumarbeiten von unter Spannung stehenden Baumstämmen erschlagen.

Demzufolge gilt: Sicherheit vor Holzverlust! Sturmholz darf nie alleine und muss stets von Profis beseitigt werden!

Sturmholz lässt sich risikoarm sprengen

Sprengladung in Baumkrone
Vorbereitung der Sprengung zweier Äste (die Sprengladung wurde jeweils in ein Bohrloch eingebracht)

Zur gefahrlosen Beseitigung eigenen sich z. B. folgende Methoden:

  1. Sicherung mittels Seilwinde
  2. Freirücken mittels Bagger, Kran, Forstspezialschlepper
  3. Einsatz von Holzvollerntern („Harvester“)
  4. Sprengen

Eine Sprengung von Holz bietet sich immer dann an, wenn unwegsames Gelände den Einsatz von Maschinen hindert.

Das Sprengen von Sturmholz ist recht einfach und im Gegensatz zur Beseitigung mittels Motorsäge risikoarm. Des Weiteren können zudem auch stärkere und sogar unter Spannung stehende Baumstämme gefahrlos und wirtschaftlich beseitigt werden. Dazu wird in Abhängigkeit der Stammdicke mindestens ein Bohrloch in den Baumstamm gebracht. Anschließend wird Sprengstoff in das Bohrloch eingebracht. Dies kann beispielsweise Eurodyn sein, welcher auch in kleinkalibrigen Patronen erhältlich ist. Dann beträgt der Bohrlochdurchmesser ca. 28 bis 30 mm. Rund zehn Euro kosten das Kilogramm gelatinöser Sprenstoff. Der Sprengstoffhändler des Vertrauens erwartet in der Regel eine Mindesabnahmemenge von 25 kg Sprengstoff. kommt auch noch ein elektrischer Sprengzünder dazu. Kosten dafür: rund vier Euro.

Gesprengte Baumkrone
Ergebnis der Sprengung eines Baumstammes
Sprengung Baumstamm (gelatinöser Sprengstoff)
Detailansicht der Sprengung eines Baumstamms mit eingebrachter Sprengladung (gelatinöser Sprengstoff)

Bei der Sprengung eines Baumstamms splittert das Holz leider oft auf. Folglich eignet sich der Baumstamm dann nur noch als Brennholz. Gesundheit und Menschenleben stehen jedoch nicht im Verhältnis zu diesem Verlust.

Bei der Sprengung von Sturmholz kann der Sicherheitsbereich angepasst werden

Die Technische Regel zum Sprengstoffrecht Sprengarbeiten (SprengTR 310) fordern die Festlegung eines Sicherheitsbereiches bei der Durchführung von Sprengungen. Dieser Sprengbereich umfasst für eine Holzsprengung einen Umkreis mit einem Radius von 300 m von der Sprengstelle. Der Sprengbereich kann jedoch verkleinert werden, wenn sichergestellt ist, dass Personen und Sachgüter nicht gefährdet werden. Dies muss im Rahmen der Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen dargelegt werden. Unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten kann/muss die erforderliche Vergrößerung oder eine zulässige Verkleinerung des Sprengbereichs in unterschiedlichen Richtungen und Abmessungen vorgenommen werden. Leztendlich liegen Entscheidung und Verantwortung hierfür beim Sprengmeister.

Keine Lust zu Bohren? Angelegte Sprengladung hilft (vielleicht) auch zur Sprengung von Holz

Möchte man auf Bohrlöcher verzichten, kann mit sogenannter angelegter Ladung gearbeitet werden. Hierzu wird z. B. gelatinöser oder plastischer Sprengstoff ohne Bohrung direkt am zu sprengendem Objekt angebracht und gezündet. Der Nachteil bei dieser Methode sind hoher Bedarf an Sprengstoff sowie ein erhöhter Schalldruck. Nur wenn selbst das Anfertigen von Bohrlöchern eine Gefahr darstellen könnte und jedes Risiko ausgeschlossen werden soll, sollte diese Methode gewählt werden.

Wie viel Sprengstoff benötigt man? Dies richtet sich nach dem Durchmesser des Holzes. Für frisches Holz gilt bis 30 cm Stammdurchmesser die Formel M = 4/3*D². M ist dabei die Menge eines gelatinösen Sprengstoffes (wie z. B. Eurodyn) in Gramm. Und D der Stammdurchmesser in Zentimetern. Für ein 10-cm-Kantholz ergibt sich damit eine Menge von rund 130 Gramm Sprengstoff. Für die Durchtrennung eines 30-cm-Kantholzes werden jedoch bereits schon 1,2 kg Sprengstoff benötigt. Für Holz über 30 cm Durchmesser ändert gilt die Formel M = 5/3*D². Für einen Baumstamm mit 60 cm Durchmesser würden demzufolge 6 kg angelegte Sprengladung benötigt. Zum Vergleich: bei Einbringung des Sprengstoffs in Bohrlöcher desselben Baumstamms beträgt gemäß der Formel M = 1/5*D² die Sprengstoffmenge stattdessen nur noch 0,75 kg. Dadurch ist die Sprengung auch wesentlich leiser.

Eine andere Variante der angelegten Ladung ist die Verwendung von Sprengschnur. Damit können kleinere Stammdurchmesser mit mehreren Wicklungen angebrachter Linearladung gesprengt werden. Die Fummelei, die Sprengschnur um das Holz zu wickeln und der recht hohe Preis für diesen Sprengstoff (PETN) machen das Verfahren aber eher unattraktiv.

Sprengschnur an Rundholz
Vorbereitung der Sprengung von Rundholz mit mehreren Wicklungen Sprengschnur (PETN)
Vorbereitung Sprengung Kantholz
Vorbereitung der Sprengung eines Kantholz mit Eurodyn
Ergebnis Sprengung Holz
Ergebnis der Holzsprengung mit angelegter Sprengladung (gelatinöser Sprengstoff)

Präzise Holzsprengung mit dem Sprengschnittverfahren

In Bohrlöchern eingebrachte Sprengschnur ermöglicht ein präzises und schonendes Zerteilen von Holz. Hier bedarf es jedoch einer Vielzahl an Bohrlöchern mit kleinem Bohrlochdurchmesser. Der Durchmesser richtet sich nach der verwendeten Linearladung (Sprengschnur mit 12 Gramm pro Meter Explosivstoff hat einen Durchmesser von ca. 5,5 Millimetern). Während bei der Anfertigung von größeren Bohrlöchern die Gefahr besteht, dass sich der Bohrer in dem verspannten Holz einklemmt, lassen sich kleinere Bohrlochdurchmesser mittels Akku betriebener Bbohrmaschine anfertigen. Zudem schwächt dies die Festigkeit des Baumes unwesentlich. Möchte man Bäume oder Holzkonstruktionen gerichtet fällen, hilft das Sprengschnittverfahren weiter. Bei diesem patentierten Verfahren wird – ähnlich bei der Baumfällung mittels Kettensäge – zuerst ein Keil aus dem Stamm gesprengt und damit die Fallrichtung vorgegeben. Der anschließende Fällschnitt wird ebenfalls mit wenigen Gramm Sprengstoff realisiert. Aufgesplitterte aber noch stehende Bäume lassen sich ebenfalls gefahrlos zur Herstellung der Verkehrssicherheit beseitigen.

Auch für Spezialeffekte für Film und Fernsehen (SFX) kann für szenarische Darstellungen Holz mit Sprengstoff getrennt werden

Den Anwendungsmöglichkeiten von Holzsprengungen sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Möchte man beispielsweise Kulissen im Rahmen von Filmaufnahmen zum Einsturz bringen oder Explosionseffekte simulieren, kann dies sprengtechnisch mit wenigen Gramm Explosivstoff erfolgen. So ging der in der folgenden Abbildung dargestellten Mehlstaubexplosion eine Sprengung der Holzkonstruktion einer für Filmaufnahmen aufgebauten Hütte voraus. Hierzu wurden zwei Stützen mit wenigen Gramm Schwarzpulver getrennt und brachten den Holzturm zum Einsturz.

Sie haben Bedarf an Unterstützung bei der sprengtechnischen Beseitigung von Sturmholz mit minimalen Mengen an Sprengstoff oder bei der Durchführung von Spezialeffekten für Film und Fernsehen (SFX)?

Gerne beantworte ich Ihre Fragen – wir finden zusammen!

SFX-Effekte für eine Filmszene
Einsatz minimaler Mengen von Sprengstoff zur Sprengung einer Kulisse bei filmischen Szenen (SFX)

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